Umschulung zum Erzieher: Wie läuft sie ab und wer zahlt?
Du überlegst, dich beruflich zu verändern und künftig als Erzieher zu arbeiten? Eine Umschulung kann dir den Weg zu einer Erzieher-Tätigkeit ebnen. Dabei sind die beruflichen Aussichten gut, denn Erzieher werden vielerorts dringend gesucht. In diesem Artikel geht es darum, welche Voraussetzungen es für eine Umschulung zum Erzieher gibt, wie sie abläuft und wer die Kosten dafür möglicherweise übernimmt.
Gute Zukunftsaussichten als Erzieher
Wenn du über eine Umschulung zum Erzieher oder zur Erzieherin nachdenkst, liegt das womöglich auch daran, dass Erzieher vielerorts dringend gesucht werden. Bis zum Jahr 2030 könnten Schätzungen zufolge bis zu 300.000 Erzieher in Deutschland fehlen. Viele soziale Einrichtungen haben die Hürden für Bewerber gesenkt, so dass inzwischen auch Kandidaten ohne formelle Erzieher-Ausbildung häufig eine Chance haben. Entsprechend gut sind deine Zukunftsaussichten, wenn du dich zum Erzieher umschulen lässt.
Einrichtungen der Kinderbetreuung wie Kitas und Kindergärten sind besonders vom Erzieher-Mangel betroffen. Der Mangel an Bewerbern als Erzieher hat verschiedene Ursachen. In den letzten Jahren wurde das Betreuungsangebot in vielen Kommunen ausgebaut, weil die Nachfrage so hoch ist. Außerdem verlängern sich die Betreuungszeiten, weil mehr Eltern ihre Kinder auch ganztags betreuen lassen möchten. Verlängerte Öffnungszeiten und mehr Gruppen bedeuten, dass mehr Erzieher gebraucht werden.
Der Bedarf an Erziehern ist also zuletzt gestiegen. Zugleich ist die reguläre Erzieher-Ausbildung für viele junge Menschen nicht attraktiv. Sie dauert in manchen Bundesländern bis zu fünf Jahre und kostet Geld. Eine Ausbildungsvergütung bekommen Erzieher, anders als andere Auszubildende, bisher nicht. Angehende Erzieher müssen also mit Zeit und Geld in Vorleistung gehen. Das lohnt sich aus Sicht vieler nur bedingt, denn nach der Ausbildung bekommt man als Erzieher meist kein sonderlich hohes Gehalt.
Erzieher haben vielfältige Job-Möglichkeiten
Um dem Erzieher-Mangel entgegenzuwirken, soll die Ausbildung zum Erzieher verändert werden. So soll die Ausbildung nur noch vier statt fünf Jahre dauern, mit Abitur oder mindestens drei Jahren Berufserfahrung kann sie um ein weiteres Jahr verkürzt werden. Praxisphasen und Theorie sollen künftig parallel stattfinden können, außerdem sollen Praxisphasen vergütet werden.
Um Erzieher zu werden, musst du jedoch in vielen Fällen keine reguläre Ausbildung machen. Wenn du bereits eine Erstausbildung hast, reicht eine Umschulung aus. Über eine Umschulung kannst du dich in kürzerer Zeit zum Erzieher ausbilden lassen. Dabei darfst du dich auf gute Zukunftsaussichten freuen, denn der Bedarf an Erziehern wird wohl auf absehbare Zeit nicht sinken, sondern eher weiter steigen.
Zugleich eröffnet dir eine Erzieher-Umschulung viele Jobchancen: Als Erzieher kannst du nicht nur in Kitas und Kindergärten arbeiten, sondern unter anderem auch in Jugendzentrum, bei der Jugendhilfe, in Kinderheimen und Behindertenwohnheimen, in Mutter-Kind-Heimen oder bei ambulanten sozialen Diensten.
Umschulung zur Erzieherin oder zum Erzieher: Wie ist der Ablauf?
Eine Umschulung zum Erzieher kannst du bei privaten und staatlichen Einrichtungen absolvieren. Zu den Anbietern zählen Berufsfachschulen, Fachakademien und Berufskollegs. Ebenso kannst du dich bei einer Fernschule zum Erzieher umschulen lassen.
Wenn du eine Umschulung zum Erzieher oder zur Erzieherin machst, gleichen die Inhalte der einer regulären Ausbildung zum Erzieher. Du lernst während der Erzieher-Umschulung mehr über Pädagogik und Entwicklungspsychologie. Dadurch bist du später in der Lage, das Verhalten von Kindern und Jugendlichen einzuschätzen, aber auch Konflikte zu lösen. Außerdem erfährst du, wie du Kinder und Jugendliche beschäftigen und in ihrer Entwicklung fördern kannst – zum Beispiel mit Bewegung, Malen, Tanz oder Spiel.
Du kannst dich in Vollzeit oder Teilzeit umschulen lassen. In Vollzeit dauert die Umschulung zum Erzieher meist zwei Jahre, in Teilzeit drei bis vier Jahre. In dieser Zeit eignest du dir nicht nur das theoretische Wissen an, welches du später im Beruf brauchen wirst, sondern machst auch wichtige praktische Erfahrungen. Zur Erzieher-Umschulung gehören ebenso wie zur regulären Erzieher-Ausbildung Praktika in sozialen Einrichtungen. Dabei besteht die Umschulung aus einem schulischen Teil und einem berufspraktischen Jahr.
Voraussetzungen für die Umschulung zum Erzieher
Ob eine Umschulung zur Erzieherin oder zum Erzieher für dich infrage kommt, hängt von deinen individuellen Qualifikationen und Vorerfahrungen ab. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit du dich zum Erzieher umschulen lassen kannst, hängt vom jeweiligen Angebot, aber auch den Regelungen des jeweiligen Bundeslands ab.
In der Regel brauchst du mindestens einen mittleren Schulabschluss – also einen Realschulabschluss –, um eine Erzieher-Umschulung machen zu können. Dass du schon mit Kindern gearbeitet oder Praktika in sozialen Einrichtungen gemacht hast, ist hingegen in der Regel keine Voraussetzung für eine Umschulung zum Erzieher. Du musst auch in keinem vergleichbaren Feld gearbeitet haben.
Abgesehen von den formellen Voraussetzungen für eine Erzieher-Umschulung solltest du dich auch persönlich für den Erzieher-Beruf eignen. Das bedeutet, dass du gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen sein solltest. Als Erzieher solltest du einfühlsam und kommunikativ, aber auch stress– und lärmresistent sein, denn in Kindergärten und anderen sozialen Einrichtungen kann es schon mal hektisch zugehen. Auch Geduld sollte zu deinen Stärken gehören, wenn du Erzieher werden möchtest.
Wenn du die Möglichkeit dazu hast, ist es sinnvoll, vor einer möglichen Erzieher-Umschulung ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung zu machen. Dadurch bekommst du eine bessere Vorstellung davon, ob der Erzieher-Beruf wirklich zu dir passt.
Umschulung zum Erzieher fördern lassen: An wen kann man sich wenden?
Ob du eine Umschulung zur Erzieherin oder zum Erzieher machen kannst, ist auch eine Kostenfrage. Die Erzieher-Umschulung kostet Geld, was auch deshalb ein Problem sein kann, weil bei einer Vollzeit-Umschulung meist die Zeit fehlt, um nebenher zu arbeiten. Alternativ kannst du dich in Teilzeit umschulen lassen, dann dauert die Umschulung allerdings länger.
Die gute Nachricht: Du musst die Umschulung zum Erzieher nicht unbedingt selbst zahlen. Unter Umständen kommt eine Förderung durch das Arbeitsamt oder die Rentenversicherung infrage. Dafür musst du die Voraussetzungen des jeweiligen Trägers erfüllen.
Förderung einer Umschulung durch das Arbeitsamt
Damit dir die Arbeitsagentur oder das Jobcenter eine Erzieher-Umschulung bewilligen, solltest du eine Erstausbildung nachweisen können. Du solltest also eine Ausbildung gemacht oder studiert haben. Auch nach einem abgebrochenen Studium oder einer abgebrochenen Ausbildung kann eine Umschulung mitunter gefördert werden.
Unter Umständen kommt eine Förderung durch das Arbeitsamt auch dann in Betracht, wenn du keine Erstausbildung absolviert hast, dir dies aber zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zugemutet werden könnte. Dasselbe gilt, wenn du einen Engpassberuf erlernen möchtest. Näheres ist in § 81 Drittes Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) geregelt.
Eine weitere Voraussetzung für eine Kostenübernahme durch das Arbeitsamt ist, dass mit der Umschulung gute Perspektiven verbunden sind. Das ist bei einer Umschulung zum Erzieher prinzipiell der Fall.
Die Chancen auf eine Förderung durch das Arbeitsamt sind am besten, wenn du arbeitslos bist oder du nachweislich von Arbeitslosigkeit bedroht bist. Hast du hingegen einen Job, der nicht bedroht ist, kann eine Umschulung nur dann staatlich gefördert werden, wenn dies im Interesse der Allgemeinheit ist. Da es sich beim Beruf des Erziehers um einen Mangelberuf handelt, stehen die Vorzeichen hierfür gut.
Tipps für den Antrag auf Kostenübernahme beim Arbeitsamt
Wenn du nicht arbeitslos bist, hat womöglich auch dein jetziger Arbeitgeber etwas davon, wenn du dich zum Erzieher umschulen lässt. Wenn das der Fall ist, muss der Arbeitgeber sich an den Kosten für die Erzieher-Umschulung beteiligen. Falls du glaubst, dass dein Arbeitgeber einer solchen Umschulung offen gegenübersteht, solltest du zuerst mit ihm sprechen. Der Arbeitgeber kann eine Teil-Förderung beim Arbeitsamt beantragen. In diesem Fall musst du dich nicht selbst mit dem Amt in Verbindung setzen.
Falls du selbst zum Jobcenter oder der Arbeitsagentur gehst, um einen Bildungsgutschein für eine Umschulung zum Erzieher zu beantragen, solltest du dich auf das Gespräch mit dem Sachbearbeiter gut vorbereiten. Es liegt an dir, deinen Ansprechpartner davon zu überzeugen, dass dein Vorhaben sinnvoll ist. Je klarer du vermitteln kannst, dass der Beruf Erzieher zu dir passt und dass eine entsprechende Umschulung dir eine gute Perspektive eröffnet, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Arbeitsamt die Umschulung zahlt.
Die Rentenversicherung zahlt eine Umschulung bei Berufsunfähigkeit
Eine Umschulung ist manchmal nicht optional, sondern notwendig. Wenn jemand seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann, kann er über eine Umschulung einen neuen Beruf erlernen. Wenn du aufgrund eines Unfalls oder einer Berufskrankheit nicht mehr in deinem eigentlichen Job arbeiten kannst, kannst du dich an die gesetzliche Rentenversicherung wenden. Sie übernimmt die Kosten für eine Umschulung bei einer Berufsunfähigkeit.
Wenn das Arbeitsamt oder die Rentenversicherung die Kosten für eine Umschulung zum Erzieher tragen, ist das eine gute Nachricht. Du solltest dir aber sicher sein, dass du die Erzieher-Umschulung wirklich durchziehen möchtest. Brichst du die Umschulung ab, können Arbeitsamt oder Rentenversicherung einen Teil der Kosten von dir zurückverlangen. Nur, wenn du zum Abbruch der Umschulung aus persönlichen Gründen gezwungen warst, musst du dafür nichts zahlen.
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