Ein Mann arbeitet Nachts im Büro, ist das ein gesundes Maß an Ehrgeiz?

Ein gesundes Maß an Ehrgeiz – Wo liegt die Grenze zwischen gesundem und übertriebenem Ehrgeiz?

Ehrgeiz ist eine nützliche, mitunter sogar essenzielle Eigenschaft im Beruf. Ohne Ehrgeiz ließen sich Herausforderungen nicht bewältigen und Hindernisse nicht überwinden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele erfolgreiche Menschen ehrgeizig sind. Zugleich kann ein Zuviel an Ehrgeiz auch kontraproduktiv sein – gefragt ist also ein gesundes Maß an Ehrgeiz. Wann ist es erreicht, wie kann man mehr Ehrgeiz entwickeln und wie lässt sich krankhafter Ehrgeiz zügeln? Das erfährst du hier.

Ehrgeiz: Grundlage für die Karriere

Was entscheidet darüber, ob jemand im Beruf erfolgreich ist oder nicht? Vielleicht denkst du jetzt instinktiv an Talent oder Intelligenz – beides unzweifelhaft wichtige Eigenschaften, die über den Erfolg und die Karriere mitbestimmen. Noch wichtiger ist aus Sicht vieler allerdings ein anderes Persönlichkeitsmerkmal: Ehrgeiz.

Der Duden definiert Ehrgeiz als „starkes oder übertriebenes Streben nach Erfolg und Ehren“. Wer ein hohes Maß an Ehrgeiz hat, kann sich selbst zu Höchstleistungen motivieren. Er ist wahrscheinlich tatkräftig und engagiert. Herausforderungen sieht er als Chancen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Hindernissen und Rückschlägen können Menschen mit viel Ehrgeiz oft konstruktiv begegnen – sie haben die nötige Motivation, sie zu überwinden, um weiterzukommen.

Auch Risiken nehmen ehrgeizige Menschen in Kauf, um ihre Ziele zu erreichen. Außerdem zeichnen sie sich durch hohe Eigenverantwortung und aktives Handeln aus. Sie warten nicht, bis sich eine Gelegenheit ergibt, sondern suchen ganz gezielt nach Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Ehrgeizige Menschen haben den nötigen Biss, um ihre Ziele hartnäckig zu verfolgen, bis sie sie tatsächlich erreichen. Das kann sie zu wertvollen und engagierten Mitarbeitern machen – und ihnen selbst eine erfolgreiche Karriere bescheren.

Ist Ehrgeiz immer positiv?

Ein gesundes Maß an Ehrgeiz ist nützlich für die Menschen, die es besitzen. Es hilft Menschen, ihre Ziele zu erreichen und weiterzumachen, wenn es mal eine Durststrecke gibt. Auch Personalverantwortliche sehen Ehrgeiz deshalb meist als positive Eigenschaft an, die sie sich bei Bewerbern wünschen – allerdings nur in einem gewissen Rahmen.

Der Grat zwischen einem gesunden Ehrgeiz und krankhaftem Ehrgeiz ist schmal. Aus positivem Ehrgeiz kann schnell Verbissenheit werden. Übertriebener Ehrgeiz ist meist weder für andere Menschen noch für die Betroffenen selbst positiv.

Betrachten wir krankhaften Ehrgeiz aus Sicht von Personalverantwortlichen: Übertrieben ehrgeizige Beschäftigte haben oft nur sich selbst im Kopf. Sie setzen ihre Ellenbogen ein, um ihre Ziele zu erreichen, und nehmen dabei keine Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer. Das kann die Harmonie im Team stören, außerdem decken sich die persönlichen Ziele der ehrgeizigen Mitarbeiter nicht zwingend mit den übergeordneten Zielen des Unternehmens. Übermäßig ehrgeizigen Menschen fällt es außerdem oft schwer, Kompromisse zu schließen, was jedoch im Sinne eines guten Miteinanders essenziell ist.

Krankhafter Ehrgeiz und seine Folgen für Betroffene

Auch für die Betroffenen selbst hat übertriebener Ehrgeiz häufig negative Auswirkungen. Zwar kann auch krankhafter Ehrgeiz ein kraftvoller Antrieb für die eigene Karriere sein. Andere Bereiche des Lebens leiden aber womöglich unter so viel Strebsamkeit im Beruf. Wer alles andere dem Erreichen beruflicher Ziele unterordnet, belastet damit sehr wahrscheinlich seine Partnerschaft, das Familienleben und die Beziehung zu Freunden.

Nicht zuletzt bleibt die eigene Work-Life-Balance schnell auf der Strecke, wenn man sich für die Karriere im Job aufopfert. Wenn du krankhaften Ehrgeiz hast, kann das dazu führen, dass du regelmäßig Überstunden machst und in deinem Job viel Stress hast. Eine daraus erwachsende Belastung kann ein Tribut fordern, indem sie deine Gesundheit und dein psychisches Wohlbefinden beeinträchtigt. Wenn du dir selbst übertrieben hohe Ziele steckst und dich stark unter Druck setzt, um diese Ziele zu erreichen, der Erfolg aber auf sich warten lässt, sorgt das unweigerlich für Frust. Umso wichtiger ist es, übertriebenen Ehrgeiz so weit zu reduzieren, dass er ein gesundes Maß annimmt.

Das richtige Maß an Ehrgeiz: Wo liegt es?

Gefragt ist also das richtige Maß an Ehrgeiz – aber wie findet man das? Wo liegt die gesunde Mitte zwischen krankhaftem Ehrgeiz auf der einen und fehlendem Ehrgeiz auf der anderen Seite? Letztlich ist das eine individuelle Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Es kommt dabei auch darauf an, was du erreichen möchtest.

Aus Sicht von Außenstehenden kann das richtige Maß an Ehrgeiz auch vom Geschlecht abhängig sein. Ehrgeiz wird bei Männern oft positiver eingestuft als bei Frauen. Während bei Männern Ehrgeiz vor allem in bestimmten Positionen fast schon vorausgesetzt wird, wird eine ehrgeizige Frau schnell als bedrohlich und unsympathisch eingestuft. Diese Ungleichbehandlung mag irrational und unfair sein, nichtsdestotrotz ist sie vielerorts Realität. Frauen, die beruflich weiterkommen wollen, sollten also noch stärker als Männer darauf achten, nicht als überambitioniert wahrgenommen zu werden.

Das richtige Maß an Ehrgeiz ist eines, das dir dabei hilft, deine Ziele zu erreichen, dich aber nicht gleichzeitig zu verbissen werden lässt. Dein Ehrgeiz sollte dir mehr Türen öffnen als Steine in den Weg legen. Du kannst selbst am besten einschätzen, wo du gegenwärtig stehst. Wenn du zu wenig Ehrgeiz hast, kann es lohnenswert sein, ganz bewusst einen gesunden Ehrgeiz zu entwickeln. Bist du hingegen schon sehr ehrgeizig, ist es womöglich sinnvoll, einen Gang zurückzuschalten.

Fehlender Ehrgeiz? So entwickelst du einen gesunden Ehrgeiz

Manchen Menschen fällt es schwer, Ehrgeiz zu entwickeln. Das hängt in vielen Fällen damit zusammen, dass ihnen entweder nicht klar ist, welche Ziele sie eigentlich haben, oder dass sie nicht wirklich daran glauben, diese Ziele auch tatsächlich erreichen zu können.

Hier kannst du ansetzen, wenn es dir an Ehrgeiz mangelt. Angenommen, du weißt nicht so genau, worauf du eigentlich hinarbeitest: Dann solltest du dir die Zeit nehmen, Ziele zu formulieren. Was möchtest du beruflich oder privat erreichen? Und was ist dafür nötig? Wenn du weißt, was du willst und wie du es erreichen kannst, kommt der Ehrgeiz oft von selbst.

Im anderen Fall – wenn du nicht an dich glaubst – solltest du zugleich an deinem Selbstbewusstsein arbeiten. Mache dir klar, was du schon alles erreicht hast im Leben. Warum solltest du deine Ziele nicht erreichen können? Oft kommt es in solchen Fällen zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Die Betroffenen glauben, dass sie es ohnehin nicht schaffen können, und bemühen sich deshalb gar nicht wirklich. Dadurch bleibt der Erfolg tatsächlich aus – aber nicht, weil es unmöglich gewesen wäre, sondern weil sie sich nicht im erforderlichen Maß dafür eingesetzt haben.

Erfolgserlebnisse können deinen Ehrgeiz stärken

Um mehr Ehrgeiz zu entwickeln können Erfolgserlebnisse hilfreich sein. Setze dir erreichbare Ziele, die du mit überschaubarem Aufwand erreichen kannst – und sei stolz, wenn du sie nach einer gewissen Zeit tatsächlich erreichst. So kannst du dir nach und nach weitere Ziele setzen. Das stärkt auch dein Selbstvertrauen.

Wenn du für bestimmte Dinge keinen Ehrgeiz entwickeln kannst, kann das auch ein Hinweis darauf sein, dass sie dir eigentlich gar nicht so wichtig sind. Das kann auf deinen Job ebenso zutreffen wie ein privates Vorhaben. Nun ist es nicht zwingend ein Weltuntergang, wenn es für dich wichtigere Dinge als deine Karriere gibt. Wenn du hingegen eigentlich Wert auf eine Karriere legst, dich dein jetziger Job aber einfach nicht motiviert, kann es eine Überlegung wert sein, ob du nicht vielleicht mit einem anderen Job glücklicher wärst.

Übertriebener Ehrgeiz: So kannst du ihn zügeln

Ebenso, wie es Menschen gibt, denen es an Ehrgeiz mangelt, gibt es auch Menschen, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Zu viel Ehrgeiz ist auf Dauer nicht gesund. Er kann dir schaden und ist in vielen Fällen nicht einmal förderlich, um deine Ziele zu erreichen. Woran merkt man, dass der eigene Ehrgeiz übersteigert ist? Und was kann man tun, um falschen Ehrgeiz auf ein gesundes Maß zu bringen?

Es kann ein Hinweis auf einen krankhaften Ehrgeiz sein, wenn du in einem Bereich deines Lebens – oder sogar in allen – extrem hohe Erwartungen an dich hast. Vielleicht würdest du dich als Perfektionist bezeichnen und legst viel Wert darauf, dich beruflich wie privat stetig weiterzuentwickeln. Ein weiterer Hinweis auf einen übersteigerten Ehrgeiz ist es, wenn du immer der Beste sein möchtest. Fühlen sich Misserfolge an, als seist du gescheitert? Bemisst du deinen Wert als Person daran, ob du deine Ziele erreicht hast? Beides deutet auf einen übertriebenen Ehrgeiz hin.

Krankhafter Ehrgeiz ist oft ein Relikt aus der Kindheit

Ein krankhafter Ehrgeiz hat seinen Ursprung häufig in der Kindheit. In vielen Fällen haben die Eltern hohe Anforderungen an ihr Kind gestellt, waren nur mit den besten Leistungen zufrieden und von durchschnittlichen Leistungen enttäuscht. Es gibt Eltern, die ihren Kindern mehr Zuneigung zeigen, wenn sie erfolgreich sind, und Zuneigung vorenthalten, wenn Erfolgserlebnisse ausbleiben. Das führt oft dazu, dass die Kinder ihr Leben lang besonders ehrgeizig sind, weil sie sonst vermeintlich wenig wert sind.

Überlege also, ob dein falscher Ehrgeiz seine Wurzeln in deiner Kindheit hat. In diesem Fall kann es schwierig sein, ihn auf ein gesundes Maß zu reduzieren, weil Glaubenssätze, die wir ein Leben lang haben, oft überaus hartnäckig sind. Hinterfrage, warum du so ehrgeizig bist und ob dir die damit verbundenen Errungenschaften wirklich wichtig sind. Oft geht es bei genauerer Betrachtung nämlich vor allem um die Außenwirkung von Erfolgen und Status.

Wenn du deinen Ehrgeiz verringern möchtest, solltest du dich einerseits fragen, was dir wirklich wichtig ist. Es macht keinen Sinn, Ziele mit großem Eifer zu verfolgen, die dir eigentlich völlig egal sind – die du aber verfolgst, weil man das (vermeintlich) so macht oder weil du das Gefühl hast, dass du sonst weniger wert bist.

Welche Folgen hat dein Ehrgeiz für andere – und für dich selbst?

Andererseits solltest du hinterfragen, wie weit du bereit bist zu gehen, um erfolgreich zu sein – und wem das womöglich schadet. Vielleicht bist du im Job so ambitioniert, dass dich dein Partner oder deine Kinder kaum zu Gesicht bekommen. Vielleicht leiden Freundschaften darunter, dass du nie Zeit hast. Oder du kannst dich Hobbys nicht mehr widmen, die dir eigentlich etwas bedeuten, weil du alles dem Job unterordnest. Möglicherweise schadest du mit deinen Handlungen auch anderen Menschen. Überlege dir, ob es das wirklich wert ist – und tritt notfalls bewusst etwas kürzer.

Um Ehrgeiz auf ein gesundes Maß zurückzuschrauben, ist es oft nötig, die eigenen Sichtweisen zu überdenken. Mache dir klar, dass du niemandem etwas beweisen musst, dass du nicht gescheitert bist, weil du nicht (noch) erfolgreicher bist und dass Rückschläge kein Weltuntergang sind. Versuche, bei deinen Handlungen die Auswirkungen auf deine psychische und physische Gesundheit und das Wohlergehen anderer im Blick zu behalten. Dadurch wird dir bewusst, wenn dein Ehrgeiz krankhafte Ausmaße annimmt, und du kannst gezielt gegensteuern.

Bildnachweis: aslysun / Shutterstock.com


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