Mitarbeiterbindung: Motivation durch gezielte Maßnahmen
Lange Zeit sah Mitarbeiterbindung in vielen Firmen so aus: Die Chefs hielten ihren Beschäftigten die Möhre „Gehaltserhöhung“ vor die Nase, wenn sie wollten, dass sich ihre Arbeitnehmer mehr anstrengen und langfristig im Unternehmen bleiben. Heute reicht eine Gehaltserhöhung allein oft nicht mehr aus, um Mitarbeiter an ein Unternehmen zu binden – zumindest nicht langfristig. Was stattdessen helfen kann, liest du jetzt.
Definition Mitarbeiterbindung: Was versteht man darunter?
Mitarbeiterbindung umfasst alle Maßnahmen, die dazu beitragen können, dass die eigenen Mitarbeiter im Unternehmen bleiben und nicht zur Konkurrenz wechseln. Besonders in großen Unternehmen stellt sich jedoch die Frage, ob es generell sinnvoll ist, alle Mitarbeiter langfristig in der Firma zu halten.
Denn Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind meist nicht kostenlos. Unternehmen müssen sich daher fragen, ob sich die Investition wirklich bei jedem Mitarbeiter lohnt. Letztlich ist auch die Mitarbeiterbindung ein Kostenfaktor, der evaluiert werden muss. Mitarbeiter, die keine speziellen Fähigkeiten oder Kenntnisse haben, und vergleichsweise leicht ersetzt werden können, sind seltener das Ziel von aktiver Mitarbeiterbindung.
Formen der Mitarbeiterbindung
Man unterscheidet daher:
- Selektive Mitarbeiterbindung: Hier konzentrieren sich die Unternehmen bei der Mitarbeiterbindung auf diejenigen Fachkräfte, die schwierig zu ersetzen sind. Auch wenn es ungerecht klingt: Die Arbeitskraft, die in der Betriebskantine das Essen serviert, lässt sich leichter ersetzen als der IT-Mitarbeiter, der für die gesamte Sicherheitsarchitektur der digitalen Infrastruktur zuständig ist. Unternehmen, die nicht viel Geld für Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zur Verfügung haben, könnten sich daher für die selektive Mitarbeiterbindung entscheiden und gezielt jene Experten fokussieren.
- Individuelle Mitarbeiterbindung: Bei diesem Versuch, die Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, macht man keinen Unterschied zwischen Experten und Hilfskräften. Unternehmen versuchen bei dieser Form der Mitarbeiterbindung, alle Mitarbeiter in der Firma zu halten. Die Maßnahmen sind daher häufig eher allgemein und wenig spezifisch ausgerichtet.
Personalbindung: Diese Maßnahmen gibt es
Unabhängig davon, ob die gesamte Belegschaft oder nur ein ausgesuchter Teil der Mitarbeiter ans Unternehmen gebunden werden soll, kommen verschiedene Maßnahmen zur Anwendung.
1. Vorgesetztenverhalten und Mitarbeiterführung
Viele Arbeitnehmer haben schon unter einem Vorgesetzten oder Chef gearbeitet, der nur schwer zu ertragen war. Dabei zeigen Studien immer wieder, dass Führungskräfte einen enormen Einfluss auf die Mitarbeiterbindung haben –sowohl positiv wie auch negativ.
Arbeitnehmer, die sich nicht wertgeschätzt oder vielleicht sogar ungerecht behandelt fühlen, sind eher geneigt, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. In Unternehmen, in denen die Vorgesetzten dagegen Wertschätzung zeigen und es echtes Teamgefühl statt ständiger Konkurrenzkämpfe unter den Mitarbeitern gibt, ist die Fluktuation geringer.
2. Aufgaben und Arbeitsorganisation
Mitarbeiterbindung wird dadurch erleichtert, dass die Beschäftigten Aufgaben übernehmen, die ihnen Freude bereiten. Das entscheidende Stichwort ist Eigenverantwortung. Wenn Mitarbeiter mitentscheiden und in bestimmten Phasen des Projekts Dinge selbst in die Hand nehmen dürfen, sind sie in der Regel zufriedener mit ihrem Job, was sich positiv auf die Personalbindung auswirkt.
Vorgesetzte sind also angehalten, die Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass die Mitarbeiter auch eigenverantwortlich handeln können. Häufig heißt das für die Führungskraft außerdem: weniger Mikromanagement.
Zu einer Arbeitsorganisation, die die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen stärken kann, gehören außerdem folgende Faktoren:
- Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice: Während der Corona-Pandemie haben viele Mitarbeiter das Homeoffice schätzen gelernt. Das hat zur Folge, dass jetzt weniger Beschäftigte bereit sind, wieder grundsätzlich und ausnahmslos in der Firma zu arbeiten. Stellen sich Arbeitgeber in dieser Hinsicht ohne gute Argumente quer, kann die Mitarbeiterbindung leiden. Moderne Arbeitgeber machen sich stattdessen Gedanken langfristig flexible Arbeitszeitmodelle und die Option auf Remote Work.
- Getränke, Obstkorb und Kantine: Das leibliche Wohl hat einen Einfluss darauf, wie wertgeschätzt sich der Mitarbeiter fühlt. Arbeitgeber, die zeigen möchten, dass ihnen etwas an ihren Beschäftigten liegt, stellen daher häufig kostenlos Getränke oder Obst zur Verfügung. Haben die Mitarbeiter zusätzlich die Möglichkeit, in der Mittagspause gesund und kostengünstig in der Betriebskantine zu essen, verbessert das nicht nur die Bindung an den Arbeitgeber, sondern mitunter auch die Gesundheit der Beschäftigten. Denn ein frisch zubereitetes Mittagessen mit Gemüse und wenig Fleisch ist auf jeden Fall gesünder als Fast Food vom Schnellrestaurant um die Ecke.
- Teambuilding-Events: Zu den Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung gehört es außerdem, einen Ausgleich zur Arbeit anzubieten. Immer mehr Unternehmen überlegen sich für ihre Mitarbeiter Aktivitäten wie gemeinsame Wanderausflüge, Firmenfeiern oder einen Kurztrip in eine sehenswerte Stadt. Durch diese Events wird nicht nur der Zusammenhalt im Team gestärkt: Die gute Stimmung dürfte sich auch positiv auf die generelle Einstellung der Beschäftigten auswirken.
3. Gesundheit, Fitness, Incentives
Das Schöne an den Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung ist, dass sich Arbeitgeber nicht nur darüber freuen können, dass die Fluktuation innerhalb der Belegschaft sinkt. Geschickt ausgewählt können die verschiedenen Aktivitäten zur Personalbindung auch dazu führen, dass die Produktivität steigt. Wie zum Beispiel bei diesen Maßnahmen:
- Gesundheitstage oder Check-up: In einigen Berufen sind eine Einstellungsuntersuchung und regelmäßige Vorsorge beim Arbeitsmediziner ohnehin Vorschrift. Aber auch dort, wo es nicht gesetzlich vorgesehen ist, können Arbeitgeber etwas für die Gesundheitsfürsorge ihrer Beschäftigten tun. Das steigert nicht nur die Bindung an das Unternehmen, sondern kann auch dabei helfen, dass Beschäftigte weniger häufig ausfallen, weil sie krank sind.
- Fitnessstudio und Ernährungsberatung: Zuschüsse zum Mitgliedsbeitrag für das Fitnessstudio können den Mitarbeitern als geldwerter Vorteil angeboten werden. Zusätzlich können Arbeitgeber Termine beim Ernährungsberater oder innerbetriebliche Veranstaltungen zum Thema gesunde Ernährung anbieten und damit ihren Beschäftigten etwas Gutes tun.
- Betriebliche Altersvorsorge und andere Zuschüsse: Arbeitgeber können zwecks Mitarbeiterbindung aber nicht nur geldwerte Vorteile anbieten. Auch direkte finanzielle Zuwendungen können die Personalbindung stärken. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz hat es möglich gemacht, dass sich die betriebliche Altersvorsorge nun mehr als noch vor einigen Jahren lohnt. Arbeitgeber können aber auch darüber hinaus Zuschüsse zu Versicherungen oder anderen Maßnahmen der Vermögensbildung anbieten, um ihre Wertschätzung auszudrücken.
4. Mitarbeiterbindung durch Personalentwicklung
Viele Mitarbeiter möchten die Option haben, sich in der Firma fortbilden und weiterentwickeln zu können. Solche Mitarbeiter kann man nur binden, wenn entsprechende Möglichkeiten in Aussicht stehen.
Weiterbildungen und interne Schulungen gelten daher ebenfalls als Maßnahmen der Personalbindung. Während diese Angebote noch recht unspezifisch und allgemein sind, können Arbeitgeber bei der Personalentwicklung auch gezielter vorgehen und nur bestimmte Mitarbeiter fördern.
Spezielle Programme für sogenannte High Potentials, also diejenigen Mitarbeiter, die zu den Leistungsträgern zählen, werden mittlerweile in vielen Unternehmen angeboten.
Aber auch Maßnahmen wie die Job Rotation, bei der Mitarbeitern andere Abteilungen und Tätigkeiten kennenlernen, oder Job Enrichment (zusätzliche Aufgaben mit höheren Anforderungen) und Job Enlargement (Mitarbeiter übernehmen Aufgaben eines Kollegen mit) gehören dazu, wenn man den Arbeitsalltag abwechslungsreicher gestalten und so seine Mitarbeiter binden möchte.
Vorteile der Mitarbeiterbindung
Die Vorteile, die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung haben könnten, lassen sich so zusammenfassen:
- Niedrigere Fluktuation: Wenn Mitarbeiter sich ihrem Arbeitgeber und dem Unternehmen verpflichtet fühlen, werden sie nicht so schnell auf die Suche nach einem neuen Job gehen. Für Arbeitgeber heißt das, dass sie sich die Kosten für das erneute Recruiting und die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters sparen können. Weiterer Vorteil: Das Know-how, das der Mitarbeiter sich während seiner Zeit im Unternehmen erarbeitet hat, bleibt im Unternehmen – und wechselt nicht zur Konkurrenz.
- Besseres Employer Branding: Unternehmen, die Mitarbeiter einstellen, weil sie wachsen wollen, haben außerdem bessere Chancen, passende Bewerber zu finden. Denn die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung wirken nicht nur intern. Unternehmen, die sich für ihre Beschäftigten einsetzen und ihnen etwas Gutes tun wollen, werden als interessantere Arbeitgeber wahrgenommen. Arbeitgeber, die zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice werben, haben bei dem Kampf um die begehrten Fachkräfte (war of talents) die besseren Karten und können sich eher gegen andere Arbeitgeber durchsetzen.
- Höhere Produktivität: Untersuchungen deuten außerdem darauf hin, dass in einer Belegschaft mit guter Mitarbeiterbindung die Produktivität steigt. Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, sind eher bereit, mehr Leistung für den Arbeitgeber zu bringen und sind auch dann zur Stelle, wenn einmal Überstunden anfallen. Dienst nach Vorschrift oder gar die innere Kündigung scheinen in jenen Unternehmen weniger vorzukommen, die etwas dafür tun, ihre Beschäftigten langfristig zu binden und zu halten.
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