Kritikfähigkeit erlernen: Diese Beispiele helfen dir
Kritikfähigkeit ist eine wichtige Eigenschaft im Umgang mit anderen Menschen. Das gilt sowohl für den privaten als auch für den beruflichen Bereich. Personaler und Arbeitgeber achten besonders darauf, dass Bewerber diese Eigenschaft besitzen. Doch keine Angst: Bewerber, die Kritikfähigkeit gar nicht oder nur in geringem Umfang besitzen, können Kritikfähigkeit erlernen. Wie das funktionieren kann, liest du hier.
Definition Kritikfähigkeit: Was versteht man darunter?
Sein Gegenüber nicht ausreden lassen, für jede Rückmeldung eine Rechtfertigung parat haben oder gar nicht erst hinhören, wenn der Gesprächspartner Kritik äußerst: Das ist das Gegenteil von Kritikfähigkeit. Und im zwischenmenschlichen Bereich kommt ein derartiges Verhalten nicht gut an.
Dabei ist es gerade im Job normal, dass nicht alle Dinge sofort reibungslos funktionieren. Arbeitnehmer, die neu eingearbeitet werden oder neue Arbeitsaufgaben erledigen, schaffen das nur in seltenen Fällen ohne Fehler.
Unterlaufen ihnen Fehler, erhalten sie von anderen Mitarbeitern oder dem Vorgesetzten Rückmeldung. Wie gut oder schlecht Mitarbeiter mit Feedback umgehen können, hängt entscheidend von ihrer Kritikfähigkeit ab.
Personen, die kritikfähig sind, kommen gut damit zurecht, wenn ihnen eine andere Person eine wertschätzende Rückmeldung gibt. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Rückmeldung respektvoll formuliert ist. Mit ungerechtfertigten Anschuldigungen wird auch eine kritikfähige Person nur schlecht umgehen können und in Abwehrhaltung wechseln.
Diese Abwehrhaltung nehmen weniger kritikfähige Personen auch dann ein, wenn das Feedback entsprechend der Feedbackregeln formuliert ist und darauf abzielt, dass die Person in Zukunft weiß, worauf sie achten muss, um Fehler zu vermeiden.
Kritikfähigkeit lernen: Darum ist es so wichtig
Kritikfähigkeit bringt im Privat- und im Berufsleben viele Vorteile. Ohne ein gesundes Maß an Kritikfähigkeit kann man sich nur schwer verbessern. Beruflich wird man auf der Stelle treten, wenn man glaubt, dass man im Grunde perfekt ist und alles richtig macht.
Kritikfähigkeit ist oft die Voraussetzung dafür, dass wir uns weiterentwickeln und neue Stärken ausprägen können. Im Feedbackgespräch können wir erfahren, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Im besten Fall bekommen wir sogar Ratschläge, wie wir es schaffen können, uns zu verbessern.
Ohne Kritikfähigkeit können wir Tipps und Vorschläge schlechter annehmen. Personen, die nicht kritikfähig sind, erkennen Ratschläge selten als solche. Ohne Kritikfähigkeit nimmt man jede Kritik an der eigenen Leistung sofort negativ wahr und blockt ab. Das hat zur Folge, dass selbst konstruktive Kritik nicht gehört wird und damit ungenutzt verpufft. Leidtragende dieses Verhaltens sind daher vor allem die betroffenen Personen selbst.
Kritikfähigkeit als soziale Kompetenz
Auch für Gesprächspartner ist es nicht angenehm, einer wenig kritikfähigen Person Feedback zu geben. Im Gespräch entsteht schnell das Gefühl, dass das Gegenüber konstruktive Argumente nicht zur Kenntnis nimmt.
Weder im beruflichen noch im privaten Alltag dürfte dieses Verhalten bei den Mitmenschen gut ankommen. Klar ist: Wer Feedback gibt, ist in der Regel nicht an einer Auseinandersetzung interessiert.
Kritikfähigkeit darf man daher als soziale Kompetenz nicht unterschätzen. Wenn es um Teamwork oder Abstimmung mit den Kollegen geht, ist diese Fähigkeit gefragt. Im stressigen Berufsalltag müssen immer wieder Dinge korrigiert werden, die nicht optimal gelaufen sind. Mitarbeiter, die nicht kritikfähig sind, gehen mit diesen Situationen selten richtig um. Stattdessen sind sie emotional anderweitig beschäftigt und fühlen sich persönlich angegriffen.
Im privaten Umfeld haben es nicht kritikfähige Personen ebenfalls schwer. Es besteht die Gefahr, dass Beziehungen schneller als nötig beendet werden, wenn man nicht in der Lage ist, auf die Verbesserungswünsche seines Partners einzugehen.
Mangelende Kritikfähigkeit: Beispiele
Bist du unsicher, ob es dir an Kritikfähigkeit mangelt? Dann denke über diese Beispiele nach, die mangelnde Kritikfähigkeit zeigen. Vielleicht erkennst du dich wieder?
- Wenn du mit Fehlern konfrontiert wirst, ist dir das unangenehm. Du ertappst dich dabei, dass du deinem Gesprächspartner nicht richtig zuhörst. Schon während er redet, legst du dir eine passende Antwort zurecht. Diese Antwort zielt jedoch nicht darauf ab, eine Lösung zu finden, sondern ist eine Rechtfertigung für den Fehler.
- Unter Umständen geht deine Abwehrhaltung so weit, dass du die andere Person herabsetzt. Du erträgst es nicht, kritisiert zu werden. Daher wertest du die andere Person in deinen Gedanken ab. Sätze wie „Was will der mir denn sagen, der kann es doch selbst nicht!“ oder „Typisch Vorgesetzter, nur meckern, aber selbst nichts leisten!“ sind dir nicht fremd.
- Geht dir die Kritik sehr nahe, kann es passieren, dass du laut wirst und dich wütend verteidigst. In schlimmen Situationen wirst du sogar ausfallend, was dir schon Ärger eingebracht hat.
- Wirst du im privaten Umfeld mit Kritik konfrontiert, ist deine Abwehrreaktion stärker als im beruflichen Kontext. Im Freundes- und Familienkreis kann es dir passieren, dass du auf konstruktives Feedback mit abfälligen Gesten reagierst. Damit hast du dein Umfeld schon häufig verletzt.
Kritikfähigkeit lernen: So kann es gelingen
Kritikfähigkeit ist ein Soft Skill, von dem alle Menschen profitieren können. Wie ausgeprägt diese soziale Kompetenz ist, hängt auch von der eigenen Kindheit, Erziehung und dem Charakter ab. Es gibt Personen, die überhaupt nicht gut darauf reagieren, wenn man sie mit Kritik, auch konstruktiver, konfrontiert.
Sie haben in ihrer Kindheit gelernt, dass nur Lob positiv besetzt ist, und leiten einen großen Teil ihres Selbstverständnisses davon ab. Umgekehrt können sie es nicht ertragen, wenn ihr Verhalten angezweifelt oder gar kritisiert wird. Sie gehen in Abwehrhaltung über.
Solltest auch du das Gefühl haben, dass es um deine Kritikfähigkeit besser bestellt sein könnte, ist dies bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung. Schließlich hast du eingesehen, dass du deine Kritikfähigkeit verbessern kannst. Bist du außerdem gewillt, an dir und deinem Verhalten zu arbeiten, sind die Weichen gestellt, dass du mehr Kritikfähigkeit lernen kannst. Zum Beispiel mit folgenden Tipps kann es gelingen, deine Kritikfähigkeit zu verbessern:
- Das Gesagte möglichst objektiv betrachten: Dein Gesprächspartner möchte dich nicht angreifen. Verinnerliche das. Dein Gesprächspartner möchte dir lediglich aufzeigen, was in Zukunft besser laufen könnte. Es ist keine Kritik an dir als Person. Es geht bloß um Hinweise verbesserungswürdiges Verhalten.
- Das Feedback anhören: Mangelnde Kritikfähigkeit zeigt sich auch dadurch, dass man schon während des Gesprächs nach Rechtfertigungen sucht. Dadurch entgehen dir jedoch wichtige Anregungen. Trainiere dich dahingehend, in jedem Fall die komplette Rückmeldung anzuhören. Unter keinen Umständen darfst du deinen Gesprächspartner unterbrechen.
- Das Gehörte wiederholen: Menschen, die ein Problem mit mangelnder Kritikfähigkeit haben, interpretieren einige Äußerungen zu negativ. Es kann helfen, das Feedback noch einmal mit eigenen Worten zu wiederholen und sich zu vergewissern, dass man alles korrekt verstanden hat. Manchmal entdeckt man, dass man konstruktive Kritik gar nicht als solche wahrnimmt, sondern Äußerungen falsch interpretiert.
- Gemeinsam nach Lösungen suchen: Sofern dein Gesprächspartner an einer konstruktiven Lösung des Problems interessiert ist, könnt ihr gemeinsam nach einem Ausweg suchen. Fasst zusammen, wo die größten Probleme liegen, und klärt in einem gemeinsamen Gespräch, wie eine Verbesserung aussehen könnte. So stellst ihr sicher, dass beide Sichtweisen gehört werden und in den anschließenden Verbesserungsprozess einfließen.
Umgang mit ungerechtfertigter Kritik
Selbst bei gut ausgeprägter Kritikfähigkeit solltest du dir nicht jede Kritik zu Herzen nehmen. Denn nicht jedes Gegenüber hält sich an die Feedbackregeln für konstruktive Kritik. Es kommt vor, dass dir jemand Kritik entgegenbringt, die nicht gerechtfertigt ist. In solchen Fällen kannst du wie folgt reagieren:
- Ruhig bleiben: Trainierst du gerade noch deine Kritikfähigkeit, kann destruktives Feedback dich in deinen Bemühungen zurückwerfen. Lasse dich nicht zu Äußerungen hinreißen, die du später bereust. Begegnet dir ein Gesprächspartner mit ungerechtfertigter Kritik, atme tief durch und zähle zunächst bis 10. Kontrolliere deine Impulse und reagiere auf keinen Fall vorschnell – das geht selten gut.
- Vermittler suchen: Begegnet dir ein Kollege immer wieder mit destruktiver, ungerechtfertigter Kritik, solltest du aktiv werden. Suche im Kollegenkreis nach Unterstützung und bitte einen vertrauten Kollegen darum, bei Gesprächen mit dem anderen Kollegen anwesend zu sein. Solltest du das Gefühl haben, dass sich das Gespräch in eine ungute Richtung entwickelt, kannst du den dir vertrauten Mitarbeiter um eine Intervention bitten. So sollte eine Eskalation vermieden werden.
- Begründung liefern: Belasse es nicht dabei, Vorwürfe nur zurückzuweisen. Du kannst deinem Gegenüber deutlich sagen, warum die Kritik ungerechtfertigt ist. Gehe am besten einzeln auf seine Argumente ein und begründe, warum die Vorwürfe nicht haltbar sind. Das sollte deinem Gesprächspartner den Wind aus den Segeln nehmen. Er wird es sich in Zukunft wohl zwei Mal überlegen, ob er dich noch einmal mit ungerechtfertigter Kritik belästigt.
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