Egoismus: Wie viel ist gesund?
Egoismus – der Begriff hat häufig einen negativen Beigeschmack. Wenn man dieses Wort hört, denkt man oft an Menschen, die nur ihre eigenen Bedürfnisse im Kopf haben. Andere Menschen und ihre Wünsche sind ihnen egal. Doch Egoismus muss nicht immer negativ sein. Es gibt Formen von gesundem Egoismus, die sich sowohl für den Betroffenen als auch für sein Umfeld positiv auswirken. Wir haben uns einmal angeschaut, wo gesunder Egoismus aufhört und übertriebene Selbstliebe anfängt.
Definition: Was ist Egoismus?
Als Egoismus bezeichnet man ein Verhalten, bei dem Menschen in erster Linie an sich selbst denken. Natürlich gibt es verschiedene Abstufungen dieser Haltung: Einerseits gibt es Menschen, die stark egoistisch handeln. Sie denken nur an sich selbst und es ist ihnen egal, ob andere dabei zu Schaden kommen. Andererseits gibt es Personen, die ihre Bedürfnisse zwar grundsätzlich in den Vordergrund stellen, dabei aber andere Menschen nicht aus den Augen verlieren.
Der gemäßigte Egoismus kann dazu beitragen, dass man mehr an sich und seine Bedürfnisse denkt, was wiederum zu mehr Selbstfürsorge und Achtsamkeit führen kann.
Exzessiv ausgelebter Egoismus hingegen kann dazu führen, dass sich die Person rücksichtslos verhält und es schwierig ist, mit ihr zusammenzuarbeiten oder zusammenzuleben.
Woher kommt der Begriff?
Der Begriff selbst hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache. Er geht auf das Wort „ego“ zurück, was auf Deutsch „ich“ bedeutet. Schon hier wird also deutlich, dass Egoisten einen Ich-Bezug haben.
Seit dem 18. Jahrhundert finden sich Belege dafür, dass der Begriff Egoismus im Deutschen verwendet wird. Bereits damals wurde er in der heute gebräuchlichen Bedeutung als Ich-Bezogenheit benutzt.
Synonyme zu dem Wort Egoismus sind zum Beispiel:
- Selbstsucht
- Ich-Bezogenheit
- Eigennutz
- Selbstverliebtheit
- Selbstbesessenheit
- Eigensucht
- Narzissmus
Gibt es gesunden Egoismus?
Es gibt also ein breites Spektrum von Verhaltensweisen, die als Egoismus gelten.
Bei der milden Form des Egoismus stellt die Person ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele in den Mittelpunkt, versucht aber gleichzeitig, auch an andere Menschen zu denken.
Diese Form des Egoismus kann durchaus als gesunder Egoismus verstanden werden. Denn bei dieser Art der Ich-Bezogenheit schützt die Person ihre eigenen Ziele und Wünsche und kümmert sich um ihre Bedürfnisse.
Gesunder Egoismus kann besonders im Berufsleben wichtig werden. Denn Arbeitnehmer, die auch einmal ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, schaffen es eher, zu einer gesunden Work-Life-Balance zu kommen. Und das wiederum schützt davor, sich selbst auszubeuten, zu viele Überstunden zu machen und am Ende vielleicht einen Burnout zu erleiden.
Sich und anderen klare Grenzen zu setzen, kann außerdem dazu beitragen, die eigene Motivation und Produktivität zu verbessern. Personen, die ihr Bedürfnis nach Freizeit und Ruhe klar artikulieren und diesem Bedürfnis folgen können, sind in der Regel ausgeruhter als andere. Diese Entspannung trägt dazu bei, dass sie motivierter am Arbeitsplatz sind und das hilft, die Aufgaben produktiver und effizienter zu erledigen.
Egoistisch sein: Bedeutung nicht unterschätzen
Es ist ohne Zweifel sehr löblich, wenn Personen das Wohl der Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen. Jedoch kann es für die eigene Gesundheit und vor allem das eigene berufliche Fortkommen sehr hinderlich sein, wenn man es nicht schafft, zumindest hin und wieder die eigenen Interessen an erste Stelle zu setzen.
Egoistisch sein: Balance finden
Es geht also darum, einen gesunden Mittelweg zu finden. Es ist jedoch gar nicht so einfach, die verschiedenen Ausprägungen des Egoismus zu erkennen und voneinander abzugrenzen. Außerdem gibt es immer wieder Situationen, in denen ein unterschiedliches Maß an Egoismus erforderlich ist.
Daher haben wir hier einige Tipps für dich, wie du dein Verhalten im Blick behalten und zu einer gesunden Balance finden kannst:
- Reflektiere dein Verhalten: Du solltest dir regelmäßig die Zeit nehmen, deine Bedürfnisse und Wünsche konkret zu formulieren. Viel zu häufig bleibt im stressigen Alltag genau dafür nämlich zu wenig Zeit. Das ist aber ein sicherer Weg, seine eigenen Ziele aus den Augen zu verlieren, womit du Gefahr läufst, deine Bedürfnisse zu vernachlässigen. Du solltest daher regelmäßig in dich gehen und möglichst klar formulieren, was du erreichen möchtest und bis wann es soweit sein soll. Am besten, du schreibst auf, was deine Ziele sind und was ein passabler Weg sein könnte.
- Setze klare Grenzen: Zur Selbstreflexion gehört außerdem, dass du nicht nur darüber nachdenkst, was du erreichen möchtest. Du solltest dir auch im Klaren darüber sein, wo deine Grenzen liegen und wann sie überschritten werden. Gut möglich, dass du einen Kollegen hast, der dir immer wieder seine eigene Arbeit aufhalst. Es ist natürlich durchaus löblich, dass du deinem Kollegen helfen willst, wenn es jedoch auf deine Kosten geht, solltest du etwas mehr an dich denken. Dazu gehört leider auch, dass du deine Grenzen klar kommunizierst. Nur so weiß dein Kollege, wenn er zu weit gegangen ist.
- Analysiere Fehler: Es ist ganz normal, wenn es dir zu Beginn noch nicht gelingt, deine Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das ist vielleicht ärgerlich, aber gleichzeitig auch eine Chance, daraus zu lernen. Auch hier gilt, dass eine ausführliche Analyse der Schlüssel zum Erfolg ist. Setze dich bewusst mit Situationen auseinander, in denen du dich noch nicht so verhalten hast, wie du es eigentlich möchtest. Im nächsten Schritt musst du daraus Konsequenzen für die Zukunft ableiten: Was willst du erreichen und welches Verhalten hat dich davon abgehalten? Was kannst du in Zukunft tun, damit du zu einer besseren Balance zwischen deinen Wünschen und den Wünschen anderer Personen kommst? Was könnte dir helfen, ein wenig egoistischer zu sein? Das sind einige der Fragen, die du dir stellen solltest, um aus deinen Fehlern zu lernen.
- Versetze dich in deine Kollegen hinein: Liegt dein Problem eher darin, dass du etwas zu egoistisch bist, hilft dir vielleicht folgender Ratschlag: Versuche dir vor jeder größeren Entscheidung zu überlegen, welche Konsequenzen dein Verhalten für andere Personen haben könnte. Das ist zunächst gar nicht so einfach. Vor allem dann nicht, wenn du bisher wenig Interesse an den Bedürfnissen anderer Menschen hattest. Langfristig kann das aber ein Weg sein, mehr Empathie zu entwickeln. Vielleicht spornt dich folgende Aussicht an: Personen, die empathisch handeln, haben in der Regel mehr Erfolg, gemeinschaftliche Ziele zu erreichen.
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