Krankschreibung für lange Zeit: Das gilt es zu beachten
Nicht nur im Herbst und im Winter kommt es immer wieder vor, dass Arbeitnehmer krankgeschrieben werden müssen, weil sie nicht arbeiten können. Häufig fragen sich Angestellte dann beispielsweise, wie lange man krankgeschrieben werden kann und welche Folgen eine lange Arbeitsunfähigkeit für das Arbeitsverhältnis haben könnte. Wir haben uns einige der Fragen genauer angesehen und geben Antworten darauf.
Was tun bei Krankheit?
Erkrankte Arbeitnehmer können und sollten nicht arbeiten. Wenn sie zum Beispiel in einem Großraumbüro arbeiten und eine Grippe haben, könnten sie andere Mitarbeiter anstecken, was zu weiteren Arbeitsausfällen führen würde.
Unabhängig davon gilt aber auch, dass sich kranke Mitarbeiter schonen sollten, damit sie möglichst schnell wieder arbeitsfähig sind. Der Arbeitgeber zahlt schließlich dafür, dass der Beschäftigte seine Arbeitskraft dem Unternehmen zur Verfügung stellt.
Das bedeutet: Arbeitnehmer, die krank sind, müssen sich so schnell wie möglich bei ihrem Arbeitgeber melden und diesem mitteilen, dass sie nicht arbeiten können.
Manche Mitarbeiter müssen erst nach drei Tagen Krankheit zum Arzt gehen und sich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), umgangssprachlich auch Krankenschein genannt, ausstellen lassen. Andere Arbeitnehmer sind dagegen angehalten, schon am ersten Krankheitstag zum Arzt zu gehen und sich krankschreiben zu lassen.
Welche Variante im individuellen Fall greift, geht aus dem Arbeitsvertrag hervor. Grundsätzlich gilt aber, dass man sich als Arbeitnehmer frühzeitig bei seinem Chef melden und diesen darüber informieren sollte, dass man nicht arbeiten kann.
Wichtig: Krankmeldung und Krankschreibung nicht verwechseln
Auch falls du erst am dritten Tag deiner Krankheit eine Krankschreibung bei deinem Arbeitgeber einreichen musst, hat das keinen Einfluss auf die Krankmeldung. Diese beiden Begriffe dürfen nicht verwechselt werden.
Wenn du nicht arbeiten kannst, musst du dich unverzüglich bei deinem Chef melden und diesen darüber informieren (Krankmeldung), auch wenn du (noch) nicht beim Arzt warst (Krankschreibung). Gegebenenfalls muss dein Vorgesetzter oder die Personalabteilung sich dann um einen Ersatz für dich kümmern, wenn du ausfällst. Bleibst du jedoch der Arbeit fern, ohne deinem Arbeitgeber Bescheid zu geben, droht sogar eine Abmahnung wegen fehlender Krankmeldung.
Wie lange kann man krankgeschrieben werden?
In der Regel werden Arbeitnehmer so lange krankgeschrieben, wie sie krank sind. Welche Auswirkungen eine lange Krankschreibung auf den Arbeitsvertrag hat, ist jedoch eine andere Frage. Manche Beschäftigte werden zum Beispiel krankheitsbedingt gekündigt, wenn die lange Erkrankung für den Arbeitgeber nicht tragbar ist.
Wie lange kann man am Stück krankgeschrieben werden?
Für Ärzte gilt außerdem die Vorgabe, dass sie Beschäftigte zunächst maximal zwei Wochen am Stück krankschreiben sollen. In Ausnahmefällen darf der behandelnde Arzt den Zeitraum der Krankschreibung auf einen Monat ausdehnen.
Es ist durchaus sinnvoll, dass die Beschäftigten zunächst nicht länger krankgeschrieben werden. Denn es könnte ja sein, dass sich die Erkrankung bessert und der Beschäftigte schon früher wieder arbeitsfähig ist. Die Erkrankung könnte sich aber auch verschlechtern und der Arzt müsste mit zusätzlichen Maßnahmen helfen. Beides merkt er aber nur, wenn der Beschäftigte regelmäßig in die Praxis kommt, was er vielleicht nicht macht, wenn er direkt für mehrere Wochen am Stück krankgeschrieben wird.
Wie lange kann man telefonisch krankgeschrieben werden?
Seit der Corona-Pandemie ist es möglich, sich telefonisch krankschreiben zu lassen. Ursprünglich ging es darum, dass Personen mit einem Atemwegsinfekt nicht in die Arztpraxis kommen sollten, um nicht noch weitere Personen anzustecken.
Doch auch nach der Pandemie gibt es die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung gibt auf ihrer Internetseite an, dass sich Versicherte bis zu fünf Kalendertage telefonisch krankschreiben lassen können. Nach diesen fünf Tagen muss die Person jedoch zu einem Arzt gehen. Erst nach einer Untersuchung kann eine neue Krankschreibung ausgestellt werden. Auch das ist durchaus sinnvoll. Schließlich könnte der Patient ernsthaft erkannt sein und nicht nur einen leichten Infekt haben, sondern Medikamente oder eine andere Therapie benötigen. Um sicherzugehen, untersucht der Arzt daher zuerst den Patienten, bevor er ihn noch einmal krankschreibt.
Wie lange kann man rückwirkend krankgeschrieben werden?
Manchmal schafft man es einfach nicht, sofort zum Arzt zu gehen und sich eine AU ausstellen zu lassen. Wenn man jedoch erst einige Tage später zum Arzt geht, um sich rückwirkend krankschreiben zu lassen, geht das häufig nicht.
Ärzte können im Regelfall die Krankschreibung erst für den Tag ausstellen, an der sich der Patient meldet. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Verlassen sollte man sich als Arbeitnehmer jedoch nicht darauf. Denn auch wenn der Arzt es möchte, darf er rückwirkend für maximal drei Tage krankschreiben.
Das Wochenende wird bei dieser Berechnung berücksichtigt. Arbeitnehmer, die am Donnerstag nicht zur Arbeit gehen, weil sie krank sind, sich aber erst am Montag rückwirkend krankschreiben lassen wollen, werden kaum eine Krankschreibung für den ersten Tag ihrer Krankheit erhalten.
Um dieses Problem zu vermeiden, gibt es eine andere Möglichkeit: die telefonische Krankschreibung. Wer so krank ist, dass er die Arztpraxis nicht aufsuchen kann, kann sich telefonisch bei seinem Arzt melden und die Beschwerden schildern. In manchen Fällen kann der Arzt daraufhin eine telefonische Krankschreibung ausstellen. Ob er das letztlich auch macht, bleibt jedoch ihm überlassen.
Krankschreibung und Lohnfortzahlung: Wie lange gibt es volles Gehalt?
Neben den Formalitäten im Hinblick auf die Krankschreibung gibt es noch einen anderen wichtigen Punkt, der Beschäftigte interessiert: die Lohnfortzahlung. Arbeitgeber sind verpflichtet, für einen bestimmten Zeitraum ihre Mitarbeiter weiterhin zu bezahlen. Dieser Zeitraum ist jedoch auf maximal sechs Wochen begrenzt. Die Zählung beginnt nach 12 Monaten wieder von vorne.
Für Beschäftigte heißt das: Wenn sie innerhalb von 12 Monaten aufgrund derselben Krankheit für einen längeren Zeitraum nicht arbeiten können, erhalten sie für höchstens sechs Wochen Entgeltfortzahlung und damit den Lohn oder das Gehalt, den beziehungsweise das sie bekommen würden, wenn sie arbeiten würden.
Nach diesen sechs Wochen endet die Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber und der Beschäftigte erhält Krankengeld. Für das Krankengeld ist die Krankenkasse zuständig. Arbeitnehmer sollten sich direkt an ihre Krankenkasse wenden und das weitere Vorgehen besprechen, wenn sie keine Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber mehr bekommen.
In der Regel ist das Krankengeld deutlich niedriger als die Lohnfortzahlung. In manchen Betrieben zahlt jedoch der Chef freiwillig einen Zuschuss für seine Mitarbeiter. Andere Beschäftigte können unter Umständen von Regelungen in einem Tarifvertrag profitieren, die ihnen finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber sichern.
Kündigung bei Krankschreibung?
Einige Arbeitnehmer gehen davon aus, dass sie nicht gekündigt werden können, wenn sie krank sind. Diese Fehleinschätzung hält sich leider hartnäckig, mit teilweise unschönen Folgen.
Es stimmt nämlich ganz und gar nicht, dass eine Krankschreibung vor einer Kündigung schützt. Fallen Arbeitnehmer für einen langen Zeitraum wegen einer Krankheit aus, kann das sogar ein Grund für eine Kündigung sein.
Gerade bei juristischen Fragen kommt es immer auf die individuellen Umstände an. Arbeitnehmer, die während ihrer Krankschreibung eine Kündigung erhalten, sollten sich daher von einem Experten für Arbeitsrecht beraten lassen. Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, können Beschäftigte auch hier nachfragen und ihr Anliegen schildern.
Experten weisen gleichzeitig darauf hin, dass die Grenze, ab der es gefährlich werden könnte, bei 30 Tagen pro Jahr liegt. War der Mitarbeiter in den vergangenen drei Jahren (dieser Zeitraum wird wohl häufig bei Kündigungen betrachtet) pro Jahr jeweils länger als 30 Tage krank, könnte das ein Grund für eine Kündigung bei Krankschreibung sein.
Juristische Fragestellungen sollten aber immer mit einem Experten besprochen werden.
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