Jobsuche während der Arbeitszeit: Risiken, Möglichkeiten und Tipps
Wer sich nach einem neuen Job umsieht, den hält im alten womöglich nicht mehr viel. Da kann der Gedanke naheliegen, die Arbeitszeit zu nutzen, um nach Stellenangeboten zu suchen. Das ist jedoch riskant, denn erlaubt ist diese private Beschäftigung in den meisten Fällen nicht. Welche Folgen es haben kann, wenn die Jobsuche auffliegt, und wie du mit Diskretion ans Ziel kommst, erfährst du hier.
Jobsuche während der Arbeitszeit: Darf man das?
Der aktuelle Job ist für viele Arbeitnehmer ein notwendiges Übel. Eigentlich hätten sie lieber eine andere Stelle – die muss man aber erst mal finden. Die Jobsuche kostet Zeit: Man muss nach passenden Stellenangeboten Ausschau halten, Bewerbungsunterlagen zusammenstellen und die eigene Bewerbung für jeden Job anpassen. Kein Wunder, dass so mancher Beschäftigte das bevorzugt während der Arbeit erledigt. Wenn die nötige Privatsphäre vorhanden ist, beschneidet die Jobsuche dadurch nicht die wahrscheinlich ohnehin knappe Freizeit.
Doch was gilt für die Jobsuche während der Arbeitszeit – darf man Stellenangebote durchforsten oder den Lebenslauf optimieren, obwohl man eigentlich seine beruflichen Aufgaben erledigen sollte? In den meisten Fällen ist die Antwort ein klares Nein. Die oberste Pflicht von Arbeitnehmern ist es, ihre Arbeitsleistung zu erbringen. Die Arbeitszeit privat zu nutzen, ist zudem oft explizit verboten. Entsprechende Regelungen können sich im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung finden.
Wann es erlaubt sein kann, während der Arbeit eine neue Stelle zu suchen
Es gibt jedoch Situationen, in denen es erlaubt sein kann, während der Arbeit auf Jobsuche zu gehen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Arbeitsverhältnis schon gekündigt ist. Zwar müssen Beschäftigte bis zum letzten Arbeitstag die Arbeitsleistung erbringen, für die ihr Arbeitgeber sie bezahlt. Wenn das der Fall ist, können sie aber meist problemlos nebenher eine neue Arbeit suchen. Im Zweifel kann es sinnvoll sein, den Arbeitgeber um Erlaubnis zu bitten oder vorsorglich auf Pausen auszuweichen.
Gerechtfertigt kann die Jobsuche während der Arbeitszeit auch sein, wenn eine Kündigung zwar noch nicht sicher, das Risiko aber groß ist. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn betriebsbedingte Kündigungen im Raum stehen. Auch hier gilt: Es ist besser, sich mit dem oder der Vorgesetzten abzusprechen.
Was ist, wenn ein Vorstellungsgespräch während der Arbeitszeit geplant ist? Ein allgemeingültiger Anspruch auf eine Freistellung durch den Arbeitgeber besteht nicht. Zumindest, wenn die Kündigung schon ausgesprochen ist, kommen viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern aber entgegen. Eine individuelle Absprache mit dem Chef oder der Chefin ist dabei sinnvoll. Eine Alternative kann darin bestehen, an dem betreffenden Tag freizunehmen.
Jobsuche während Arbeitszeit: Diese Risiken birgt die heimliche Jobsuche
In den meisten Fällen ist es nicht erlaubt, während der Arbeitszeit eine neue Stelle zu suchen. Wer trotzdem heimlich auf Jobsuche geht, geht ein großes Risiko ein. Erfährt der Arbeitgeber davon, kann er eine Abmahnung aussprechen. In manchen Fällen ist sogar eine sofortige Kündigung denkbar.
Selbst wenn der Arbeitgeber von solchen drastischen Schritten absieht: Eine heimliche Jobsuche stellt einen Vertrauensbruch dar. Während der Arbeitszeit werden Beschäftigte dafür bezahlt, dass sie ihren Job erledigen. Wer das nicht tut, aber trotzdem das Geld vom Arbeitgeber einstreicht, hinterlässt damit nicht gerade einen professionellen, vertrauenswürdigen Eindruck. Die Beziehung zum Vorgesetzten kann durch ein solches Verhalten nachhaltig zerrüttet werden. Auch das Arbeitszeugnis fällt womöglich entsprechend schlechter aus, was die Jobsuche erschwert.
Es ist natürlich nicht gesagt, dass die heimliche Jobsuche während der Arbeitszeit überhaupt auffliegt. Selbst dann kann sie jedoch Folgen haben. Es könnte zum Beispiel sein, dass ein Mitarbeiter mit Hochdruck nach einem neuen Job sucht und in dieses Vorhaben sehr viel Zeit steckt. Diese Zeit fehlt dann womöglich für seine eigentliche Arbeit. Das kann einen Leistungsabfall zur Folge haben, den auch der Arbeitgeber bemerken kann. Auch auf diese Weise könnte eine Kündigung wahrscheinlicher werden, wenn jemand die Arbeitszeit für private Dinge nutzt.
Neuen Job suchen statt arbeiten: Mit Diskretion ans Ziel
Es ist riskant, während der Arbeit nach einer neuen Stelle zu suchen. Wer es trotzdem tun möchte oder das Gefühl hat, die Zeit dafür nutzen zu müssen, sollte so diskret wie möglich vorgehen.
Keine gute Idee wäre es, den Arbeits-PC für die unerlaubte Jobsuche zu nutzen. Der Arbeitgeber könnte einsehen, was du während der Arbeit gemacht hast. Nutze deshalb lieber deine eigenen Geräte, etwa dein Smartphone oder ein Tablet. Auch E-Mails solltest du grundsätzlich nicht über deine berufliche E-Mail-Adresse laufen lassen. Um nicht erwischt zu werden, kommt die Jobsuche während der Arbeitszeit nur infrage, wenn für andere nicht einsehbar ist, was du machst. Bei der Arbeit in einem Großraumbüro solltest du davon lieber absehen. Selbst wenn niemand hinter dir steht, könnten dich Spiegelungen verraten.
Führe keine privaten Telefonate während der Arbeitszeit. Wenn du mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber telefonierst und jemand in dein Büro kommt, würde es bei deinem Gesprächspartner Fragen aufwerfen, wenn du überhastet auflegst. Nutze für Telefongespräche Pausen oder die Mittagspause. Wenn dein Arbeitgeber nicht weiß, dass du dich nach anderen Stellen umsiehst, solltest du solche Gespräche lieber außerhalb der Geschäftsräume führen. An öffentlichen Orten ist die Gefahr wesentlich geringer, dass Außenstehende dein Telefonat mithören können.
Möchtest du nicht, dass dein Arbeitgeber von deinen Wechselabsichten erfährt, solltest du das in Bewerbungen deutlich machen. Dazu kannst du eine entsprechende Bitte in dein Anschreiben aufnehmen. Etwa so: „Da ich mich in ungekündigter Stellung befinde, bitte ich Sie höflich, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln.“ Andernfalls könnte es sein, dass sich deine Bewerbung in der Branche herumspricht und so auch dein Arbeitgeber davon erfährt.
Alternativen zur Jobsuche während der Arbeit
Wer überlegt, während der Arbeit einen Job zu suchen, hat entweder viel Druck, schnell eine neue Stelle zu finden. Oder er hat sich gedanklich schon so weit von seinem aktuellen Job entfernt, dass er nichts Verwerfliches daran findet, in seiner Arbeitszeit private Dinge zu erledigen. Es geht jedoch auch anders – mit diesen Alternativen zur Jobsuche während der Arbeitszeit.
Wenn du dich nicht in deiner Freizeit mit der Jobsuche befassen möchtest, könnten sich Pausen bei der Arbeit dafür anbieten. Zumindest während der Mittagspause hast du womöglich etwas mehr Zeit, die du ansonsten ohnehin nur fürs Essen oder einen kurzen Spaziergang aufwenden würdest. Wenn du in deinen Pausen nach Stellenangeboten schaust oder deinen Lebenslauf auf den neuesten Stand bringst, kannst du deinen Feierabend für angenehmere Dinge nutzen.
Falls deine Zeit knapp ist oder du nach Feierabend einfach lieber andere Dinge tun würdest, können dir mobile Bewerbungen entgegenkommen. Immer mehr Arbeitgeber ermöglichen es Bewerbern, sich über das Handy mit wenigen Klicks bei ihnen zu bewerben. Wenn deine Bewerbung auf Interesse stößt, kann es zwar sein, dass du noch eine „richtige“ Bewerbung hinterherschicken musst. Arbeit hast du aber nur mit Stellenangeboten, bei denen du das Interesse des Arbeitgebers schon geweckt hast.
Aufgaben an einen Karrierecoach auslagern
Hilfreich ist es auch, die Jobsuche so effizient wie möglich zu gestalten. Das kannst du tun, indem du dir im Vorfeld überlegst, was dir wichtig ist. Klare Suchkriterien helfen dir, früh die Spreu vom Weizen zu trennen. Mit weniger passenden Stellenanzeigen musst du dich dann gar nicht erst befassen.
Ebenfalls lohnenswert kann es sein, dich an einen Karriereberater oder Jobcoach zu wenden, der dich bei Bewerbungen unterstützen kann. Eine solche Person kann dir viele Aufgaben abnehmen – zum Beispiel die Suche nach passenden Jobangeboten. Ein Karrierecoach hilft dir außerdem dabei, deine Bewerbungsunterlagen zu optimieren, was die Resonanz auf Bewerbungen verbessern kann. Nicht zuletzt kann dich ein Coach individuell auf Bewerbungsgespräche vorbereiten. Dadurch hinterlässt du womöglich einen besseren Eindruck, wenn du potenzielle Arbeitgeber triffst, sodass du die Jobsuche im besten Fall schnell wieder abhaken kannst.
Tipps für eine erfolgreiche Jobsuche
Unabhängig davon, ob du dich während der Arbeit um andere Stellen bewirbst oder dich dieser Aufgabe in deiner Freizeit widmest: Es lohnt sich, die Jobsuche mit Bedacht anzugehen. Wenn du einen Plan hast, kannst du die Suche nach einer neuen Stelle effizienter gestalten. Dadurch sparst du Zeit, die du dann in andere Dinge investieren kannst.
Dazu ist es wichtig, deine Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen. Du könntest zum Beispiel in Pausen bei der Arbeit nach Stellen suchen oder Bewerbungen schreiben. Oder du stöberst auf dem Heimweg in der Bahn in Online-Jobbörsen nach interessanten Stellenangeboten. Auch ein Zeitplan kann helfen, dir etwas mehr Freiraum an vollen Tagen zu schaffen, sodass du neben der Jobsuche noch Freizeit hast.
Wenn du so viel zu tun hast, dass du keine Zeit für die Jobsuche findest, könntest du auch deinen Partner, Angehörige oder Freunde um Unterstützung bitten. Diese Hilfe kann mehr oder weniger umfangreich ausfallen. Andere könnten zum Beispiel Stellenangebote für dich heraussuchen oder dir Feedback zu Bewerbungsschreiben geben. Wenn du im Bekanntenkreis einen Hobbyfotografen hast, könnte dir das den Gang zum Fotostudio ersparen.
Die Arbeit nicht vernachlässigen
Es kann sich bei der Jobsuche lohnen, das eigene Netzwerk zu aktivieren. Vielleicht gibt es in deinem Netzwerk Personen, die dich Arbeitgebern empfehlen könnten, die gerade Stellen zu besetzen haben. Oder du kennst jemanden, dessen Arbeitgeber selbst nach neuen Mitarbeitern sucht. Auch auf passende Stellenausschreibungen kann dich dein Netzwerk aufmerksam machen. Sprich ruhig gezielt Personen in deinem beruflichen Umfeld an, wenn sie dir bei der Jobsuche helfen können. Wenn ihr eine gute Beziehung habt, werden sie dich wahrscheinlich gern unterstützen.
Falls du dich während der Arbeitszeit mit der Jobsuche befasst, ist es wichtig, dass du Prioritäten setzt. Die Stellensuche sollte nicht dazu führen, dass du elementare Tätigkeiten vernachlässigst. Ärger mit dem Chef oder der Chefin kann sonst vorprogrammiert sein. Ein Plan, der alle wichtigen und weniger wichtigen To-dos enthält, hilft dir, alles im Blick zu behalten und deine Zeit strategisch zu planen.
Jobsuche während Arbeitszeit? Wenn, dann bitte diskret
- Die Jobsuche während der Arbeitszeit ist heikel. Wenn der Chef oder die Chefin Mitarbeiter dabei erwischt, gibt es oft Ärger. Auch eine Abmahnung oder Kündigung ist denkbar, wenn jemand sich während der Arbeitszeit unerlaubt privaten Dingen widmet.
- In bestimmten Situationen kann die Jobsuche bei der Arbeit erlaubt sein, etwa nach einer Kündigung durch den Arbeitgeber. Im Zweifel ist es sinnvoll, sich mit dem Vorgesetzten abzusprechen.
- Wer während der Arbeit nach neuen Stellen suchen oder Bewerbungen schreiben möchte, sollte diskret vorgehen, um nicht erwischt zu werden. Das bedeutet zum Beispiel, private Geräte für die Jobsuche und Bewerbungen zu nutzen.
- Es kann sich anbieten, sich in Pausen um die Stellensuche zu kümmern. So verstoßen Bewerber nicht gegen ihre Pflichten im Job.
- Damit die Jobsuche nicht zu viel Freizeit verschlingt, ist ein effizientes Vorgehen wichtig. Dabei helfen klare Suchkriterien, zielgerichtete Bewerbungen und Networking.
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