Ein Mann sitzt Zuhause und leidet am Burnout

Burnout: Anzeichen, Ursachen, Vorbeugung

Immer mehr Arbeitnehmer fühlen sich gestresst und ausgelaugt. Die Diagnose lautet dann häufig Burnout. Und die ist tatsächlich äußerst häufig: Nach Angaben des Deutschen Ärzteverlags ist zwischen 2007 und 2017 die Anzahl der diagnostizierten Burnout-Fälle um stattliche 115 Prozent gestiegen. Grund genug, sich mit dem Belastungssyndrom auseinanderzusetzen. Welche Symptome die Erkrankung zeigt und was du zur Vorbeugung tun kannst, erfährst du hier.

Burnout: Was versteht man darunter?

Das Problem mit dem Burnout fängt schon damit an, dass es keine einheitliche Definition für das Phänomen gibt. In der Regel meint man damit jedoch, dass der Betroffene extrem erschöpft ist. Das kann soweit führen, dass Personen mit einem Burnout eine Depression entwickeln und sogar über Selbstmord nachdenken.

Der Begriff Burnout lässt sich am besten mit „ausgebrannt sein“ oder „überfordert sein“ übersetzen. In der Mitte der 70er Jahre wurde er von Herbert Freudenberger – einem Psychoanalytiker – zum ersten Mal verwendet. Interessanterweise litt er selbst unter einem Burnout. Nach längerer Zeit, in der er offensichtlich mehr arbeitete, als ihm guttat, hatte er selbst das Gefühl, ausgebrannt und völlig erschöpft zu sein. Anders als andere Forscher, die psychologische Phänomene in Experimenten oder Studien entdecken, spürte Freudenberger die Folgen eines Burnouts also buchstäblich am eigenen Leib.

Burnout: So entsteht es

Wie wir sehen, gibt es die Beschreibung für das Burnout schon fast 50 Jahre. Das Phänomen dürfte allerdings schon etwas älter sein. Allerdings – darauf deuten neuere Zahlen hin – werden die Ursachen für ein Burnout häufiger.

Dazu zählen:

  • keine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit (fehlende Work-Life-Balance)
  • Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben weichen immer mehr auf (Homeoffice, Work-Life-Integration)
  • sehr großer Antrieb, im Job immer das Beste leisten zu müssen
  • nicht die eigenen Ziele, sondern die Erwartungen anderer werden im Job verfolgt
  • zunehmende Entfremdung vom Inhalt des Jobs
  • keine klaren Aufgaben: daraus ergibt sich die Angst, Fehler zu machen
  • Überlastung durch zu viele Arbeitsaufgaben
  • großer Konkurrenzdruck auf der Arbeit
  • Angst um den Arbeitsplatz
  • schlechtes Betriebsklima
  • Mobbing

Ob und wann diese Faktoren tatsächlich zum Burnout führen, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab. Einige Menschen kommen besser mit Druck, Stress und hoher Arbeitsbelastung zurecht als andere. Daher lässt sich pauschal auch gar nicht sagen, welche Gründe und Ursachen schlussendlich zu einem Burnout führen können.

Wer bekommt ein Burnout?

Aus der Forschung wissen wir, dass es zwei verschiedene Persönlichkeitstypen gibt, die ein etwas höheres Risiko haben, an einem Burnout zu erkranken:

  1. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl: Diese sind sehr empfindlich und kommen mit Kritik nur schwer zurecht. Das führt umgekehrt auch dazu, dass sie nicht Nein sagen können und sich daher zu viel aufbürden. Die Folge: Überlastung.
  2. Menschen mit hoher Motivation: Diese Menschen sind davon angetrieben, immer mehr erreichen zu wollen. Auch das führt dazu, dass sie sich unter Umständen mehr aufladen, als sie schaffen können. Die Folge auch hier: Überlastung.

Außerdem scheinen Frauen öfter von einem Burnout betroffen zu sein als Männer. Vielleicht deshalb, weil viele Frauen sich neben dem Beruf immer noch zum großen Teil um Haushalt und Kinder kümmern müssen.

Ein Burnout kann also gerade dann entstehen, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum über ihre Grenzen hinausgehen und sich zu wenig Pausen gönnen.

Daneben gibt es aber auch klassische Situationen, die ein Burnout befeuern können. Denn immer dann, wenn sich unsere Lebenssituation von Grund auf oder zumindest zu einem großen Teil ändert, können wir empfindlicher reagieren. Wenn die natürliche Resilienz fehlt, könnte eben auch das ein Risikofaktor für ein Burnout sein.

Burnout: auf diese Symptome achten

Auch wenn die individuellen Voraussetzungen ganz verschieden sind, gibt es bestimmte Symptome, die fast allgemeingültig bei einem Burnout auftreten. Zu beachten ist jedoch, dass die Ausprägung und die Kombination der Burnout Symptome trotzdem ganz individuell sein können.

Hinzu kommt, dass sich ein Burnout in vielen Fällen sehr langsam entwickelt. Betroffene merken daher erst viel zu spät, dass etwas nicht stimmt. Denn müde und gereizt zu sein, muss nicht per se etwas mit einem sich anbahnenden Burnout zu tun haben.

Sollten allerdings mehrere der folgenden Symptome häufiger und recht ausgeprägt bei dir vorkommen, solltest du mehr auf dich achten:

  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Stimmungsschwankungen
  • weniger Leistungsfähigkeit
  • keine Lust mehr auf Hobbys oder auf Treffen mit Freunden
  • Fortschreitende soziale Isolation
  • innere Leere
  • Lustlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit
  • Unzufriedenheit
  • Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Frustration
  • Vergesslichkeit
  • häufige Erkrankungen
  • gesteigerter Alkohol- und/oder Medikamentenkonsum

Treten diese Anzeichen in Kombination und über einen längeren Zeitraum auf, so kann das bis zur Arbeitsunfähigkeit führen. Ebenso wichtig wie die Symptome ist aber auch, dass du dir im Klaren darüber bist, wo diese Symptome herkommen. Wenn du weißt, dass die Überforderung im Job maßgeblich ein Grund dafür ist, dass es dir zu schlecht geht, ist es Zeit zu handeln. Im übrigen kann auch eine Unterforderung im Arbeitsleben ganz ähnliche Symptome hervorrufen. Man spricht dann von einem Boreout.

Wie erkenne ich ein Burnout rechtzeitig?

Ein Burnout entwickelt sich in verschiedenen Phasen. Nach der Einteilung von Prof. Burisch unterscheidet man sieben Phasen:

  1. Phase: gesteigerter Ehrgeiz. Betroffene Personen haben noch viel Energie.
  2. Phase: reduziertes Engagement. Betroffene beginnen, sich zurückzuziehen.
  3. Phase: Desillusionierung. Betroffene zeigen emotionale Reaktionen wie Aggression, Schuldzuweisung und Depression.
  4. Phase: weniger Leistungsfähigkeit. Die steigende Belastung bei gleichzeitig sinkender Motivation führt dazu, dass Betroffene in dieser Phase weniger Leistung bringen.
  5. Phase: Gleichgültigkeit. Betroffene in dieser Phase ziehen sich häufig von Freunden und Familie zurück. Auch Hobbys und Freizeitbeschäftigungen machen keine Freude mehr.
  6. Phase: Erkrankungen. In dieser Phase äußert sich der enorme Druck in körperlichen oder seelischen Erkrankungen. Schlafstörungen, Albträume und Rückenschmerzen sind häufige Anzeichen der 6. Phase.
  7. Phase: Burnout. In der letzten Phase entwickeln viele Betroffene eine handfeste Depression, in der auch Gedanken an Selbstmord nicht selten sind.

Aufgrund des wirklich schlimmen Verlaufs, den ein Burnout nehmen kann, ist es umso wichtiger, schnell zu reagieren. Im optimalen Fall merkst du bei dir oder deinen Kollegen oder Freunden schon in der Anfangsphase, dass etwas nicht stimmt.

Zugegeben, das ist nicht gerade einfach. Denn in Phase eins und zwei sind die Symptome noch recht unspezifisch und lassen sich nur schwer als Burnout-Symptome ausmachen. Trotzdem kann es gelingen, wenn du auf folgende Dinge achtest:

Betroffene in der Anfangsphase eines Burnouts leisten zunächst noch richtig viel. Vielleicht deshalb, weil sie zusätzlich zum Job Familienangehörige pflegen müssen. Oder sie haben gerade einen neuen Job angenommen und legen sich so richtig in Zeug.

Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden. Wenn das große Engagement aber dazu führt, dass sich die Betroffenen nicht mehr richtig erholen können, ist das eine ungute Entwicklung. Wenn du merkst, dass du immer mehr Freizeit brauchst, um dich von den Belastungen der Arbeitswoche zu erholen, könnte das ein Anzeichen auf ein sich entwickelndes Burnout sein.

Auch das Gefühl, immer unter Zeitdruck zu sein und keine Zeit mehr für eigene Bedürfnisse zu haben, sind erste Hinweise. Kommen Schlafmangel und Rastlosigkeit hinzu, ist es an der Zeit, etwas zu überdenken. Denn zumindest die erste Phase eins Burnouts dürfte damit erreicht sein.

Diagnose Burnout: Was kann ich jetzt machen?

Im besten Fall lässt du es natürlich gar nicht so weit kommen, sondern unternimmst schon rechtzeitig etwas gegen das Burnout. Vorbeugung ist auch hier besser als eine Behandlung der späteren Krankheit.

Das gelingt dir zum Beispiel so:

  1. Entspannung: Versuche ganz gezielt, Stress in deiner Freizeit abzubauen. Sport kann dir dabei helfen, aber auch Entspannungstechniken wie beispielsweise autogenes Training. Konzentrationsübungen können ebenfalls hilfreich sein.
  2. Bedürfnisse: Burnout hängt auch damit zusammen, dass wir unsere Bedürfnisse nicht mehr richtig wahrnehmen und/oder ignorieren. Versuch daher ganz gezielt aufzudecken, was dir wichtig ist und wie du diese Dinge erreichen kannst. Unter Umständen kann dir dabei auch ein Coach helfen.
  3. Kontakte: Sozialer Ausgleich außerhalb des Jobs ist wichtig. Schaff dir dazu ganz klare Routinen und plane Treffen mit Freunden und Bekannten ganz gezielt und bewusst regelmäßig ein.
  4. Lebensweise: Achte außerdem darauf, ausreichend zu schlafen, genug zu trinken und dich gesund zu ernähren.

Bist du schon über die Anfangsphase eins Burnouts hinaus, könnte dir das nicht mehr allzu viel helfen. Lautet die Diagnose ganz offiziell Burnout, brauchst du professionelle Hilfe. Meist können Psychotherapeuten bei einem Burnout helfen. Aber auch andere Therapeuten, die sich beispielsweise auf Stressmanagement spezialisiert haben, können der richtige Ansprechpartner sein. Wichtig ist, dass du nicht auf eigene Faust behandelst, sondern zunächst die Anzeichen für dein Burnout abklären lässt. Mediziner mit einer entsprechenden Ausbildung helfen dir dabei. Sie klären auch mit dir zusammen den weiteren Weg der Behandlung, um aus dem Burnout wieder herauszufinden.

Bildnachweis: Marcos Mesa Sam Wordley / Shutterstock.com


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