Sabbatical: Diese Regelungen solltest du kennen
Viele Arbeitnehmer möchten gerne eine längere Auszeit vom Job einlegen – zum Beispiel, um um die Welt zu reisen, sich um Angehörige zu kümmern oder endlich mal zur Ruhe zu kommen. Das geht mit einem Sabbatical, auch bekannt als Sabbatjahr. Bis zu ein Jahr Pause ist damit möglich. Aber wie funktioniert ein Sabbatical? Wer kann es machen? Welche Modelle gibt es – und welche Vor- und Nachteile?
Sabbatical: Was ist damit gemeint?
Viele Arbeitnehmer träumen davon, ein Sabbatical – auch Sabbatjahr genannt – zu machen. Aber was ist das eigentlich? Die Bezeichnung leitet sich vom biblischen Sabbat ab. Jeden Samstag feiern die Juden ihn als Ruhetag; an diesem heiligen Tag ist die Arbeit verboten. Stattdessen dient der Sabbat der inneren Einkehr.
Ein Sabbatical ist analog dazu als Pause von der (Erwerbs-)Arbeit zu verstehen. Gemeint ist eine längere Auszeit vom Beruf, die verschiedene Hintergründe haben kann. Manche Menschen möchten gerne eine ausgedehnte Reise machen, während andere Zeit für sich selbst haben wollen, sich beruflich neu orientieren möchten oder schlicht dringend eine Pause brauchen, um einem Burnout vorzubeugen.
Ein Sabbatical kann bezahlt oder unbezahlt sein. In der Dauer ist ein Sabbatical variabel. Es kann sich – wie der Name Sabbatjahr schon nahelegt – um ein ganzes Jahr handeln, ebenso ist eine Pause von mehreren Monaten oder sogar mehreren Jahren denkbar. Die Dauer hängt davon ab, worauf sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen. Anschließend steigt der Arbeitnehmer in der Regel wieder im Unternehmen ein und nimmt seine alte Arbeit zu den üblichen Konditionen wieder auf.
Gibt es einen Anspruch auf ein Sabbatical?
Hat man als Arbeitnehmer ein Recht darauf, ein Sabbatical-Jahr einzulegen? Nein, einen allgemeinen gesetzlichen Anspruch gibt es nicht. Eine Ausnahme besteht für viele Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst, und auch für Beschäftigte in anderen Branchen kann sich ein Anspruch auf ein Sabbatical durch einen Tarifvertrag ergeben.
Bei allen anderen Arbeitnehmern hängt es vom Entgegenkommen des Arbeitgebers ab, ob ein Sabbatical möglich ist oder nicht. Wenn sich der Arbeitgeber darauf einlässt, ist theoretisch sogar mehrfach ein Sabbatjahr denkbar. In großen Unternehmen stehen die Chancen oft gut, dass der Arbeitgeber sein Okay zum Sabbatjahr gibt. Dort fällt weniger auf, wenn ein einzelner Mitarbeiter fehlt. In kleinen Betrieben sieht das jedoch oft anders aus, weshalb es hier schwieriger sein kann, einen entsprechenden Wunsch umzusetzen. Dasselbe gilt für Arbeitnehmer in bestimmten Funktionen, die nicht ohne Weiteres durch Kollegen ersetzt werden können.
Sabbatical: Welche Modelle gibt es?
Wie kann ein Sabbatical praktisch aussehen? Wie ein Sabbatjahr ausgestaltet wird, hängt wiederum von der individuellen Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ab. Es gibt jedoch verschiedene Modelle, die in der Praxis immer wieder genutzt werden, um eine berufliche Auszeit zu realisieren:
- unbezahlte Freistellung
- unbezahlter Sonderurlaub
- Lohnverzicht
- mithilfe eines Langzeitarbeitskontos
- Kündigung
Unbezahlte Freistellung
Eine häufig genutzte Variante einer beruflichen Auszeit ist die unbezahlte Freistellung durch den Arbeitgeber. Während des Sabbaticals erhält der Beschäftigte keinen Lohn, das Arbeitsverhältnis ruht. Das bedeutet, dass Betroffene kein Einkommen erhalten, außerdem zahlt der Arbeitgeber keine Sozialversicherungsbeiträge. Dafür müssen Betroffene selbst aufkommen, was das Modell teuer für den Beschäftigten macht. Für die unbezahlte Freistellung spricht, dass Arbeitnehmer nicht lange im Vorfeld Überstunden ansammeln oder durch Lohnverzicht Guthaben aufbauen müssen.
Unbezahlter Sonderurlaub
Für eine berufliche Auszeit von maximal einem Monat kommt auch unbezahlter Sonderurlaub infrage. In diesem Szenario besteht das Arbeitsverhältnis wie gehabt fort, der Arbeitgeber zahlt auch weiterhin Sozialversicherungsbeiträge. Gehalt gibt es jedoch nicht. Für viele Arbeitnehmer kommt unbezahlter Sonderurlaub nicht infrage, weil sie sich eine längere Pause vom Job wünschen.
Lohnverzicht
Eine weitere Möglichkeit, ein Sabbatjahr umzusetzen, besteht im Lohnverzicht. Einerseits ist denkbar, dass der Arbeitgeber einen Teil des Lohns über einen gewissen Zeitraum einbehält, um ihn zum Sabbatical auszuzahlen. Andererseits können sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf eine Teilzeit-Vereinbarung einigen. Die Arbeitszeit wird dann nur auf dem Papier reduziert, tatsächlich arbeitet der Beschäftigte in Vollzeit weiter. Er bekommt jedoch nur den Lohn, der ihm für die vereinbarte Teilzeit zusteht. Auch hier wird das so angesparte Geld zur Finanzierung des Sabbaticals genutzt.
Während des Sabbatjahrs sind Betroffene weiterhin über ihren Arbeitgeber sozialversichert. Bei einer solchen Wertguthabensvereinbarung sollte der Arbeitgeber den einbehaltenen Lohn gegen Insolvenz absichern, außerdem muss das Geld verzinst werden.
Langzeitarbeitskonto
Besonders beliebt ist das Langzeitarbeitskonto, wenn es um die Realisierung eines Sabbatjahrs geht. Ein Langzeitarbeitskonto ist, wie der Name schon sagt, ein Arbeitszeitkonto, das für einen langen Zeitraum geführt wird. Arbeitnehmer können dann oft über viele Jahre Zeitguthaben aufbauen, welches sie für ihr Sabbatical aufbrauchen können. Je nach Absprache mit dem Arbeitgeber können sie durch das Sabbatjahr auch Minusstunden sammeln. Praktisch an dieser Variante ist, dass die Betroffenen weiterhin ihr übliches Gehalt erhalten und nach wie vor über den Arbeitgeber sozialversichert sind.
Kündigung
Der radikalste Weg, ein Sabbatical zu realisieren, geht mit einer Kündigung des Jobs einher. Diese Möglichkeit kommt meist nur in Betracht, wenn der Arbeitgeber sich partout nicht auf ein Sabbatjahr einlassen möchte.
Betroffene haben bei dieser Variante kein Einkommen, auch der Bezug von Arbeitslosengeld kann problematisch sein. Dafür müssten die Betroffenen dem Arbeitsamt auf Abruf zur Verfügung stehen, etwa für Termine, und bereit sein, einen zumutbaren Job anzunehmen. Der damit verbundene Stress kann einer Erholung während des Sabbaticals im Weg stehen, und wer auf Reisen gehen möchte, ist ohnehin nicht vor Ort. Ein weiterer Nachteil dieser Variante ist, dass sich dadurch eine Lücke im Lebenslauf ergibt.
Das solltest du beachten, wenn du ein Sabbatical machen möchtest
Wer über ein Sabbatical nachdenkt oder die berufliche Auszeit in die Wege leiten möchte, sollte einige Dinge beachten – von der richtigen Planung bis zur Rückkehr in den Job. Hier findest du Tipps und Anregungen rund um das Sabbatjahr.
Frühzeitige Vorbereitung und gute Planung des Sabbatjahrs
Ob das Sabbatical so gut wird wie erhofft, hängt von einer guten und frühzeitigen Planung ab. Vor allem das Gespräch mit deinem Chef solltest du so früh wie möglich führen. Dabei kannst du ausloten, ob ein Sabbatjahr überhaupt möglich ist und wenn ja, zu welchen Bedingungen. Das gibt dir die nötigen Informationen, um zu prüfen, ob das Sabbatical für dich machbar und nach wie vor erwünscht ist. Eine frühe Planung gibt dir auch die Gelegenheit, gegebenenfalls eine gewisse Zeit im Voraus Zeitguthaben anzusammeln oder durch Lohnverzicht sicherzustellen, dass du während des Sabbatical-Jahrs genügend Geld zur Verfügung hast.
Vor dem Gespräch mit dem Vorgesetzten solltest du dich gut über das Sabbatical, wichtige Regelungen und Modelle informieren. Besonders, wenn der Arbeitgeber sich selbst nicht gut mit dem Thema auskennt, hast du dann Antworten auf wichtige Fragen parat. Du solltest dir auch Argumente zurechtlegen, um den Arbeitgeber falls nötig davon zu überzeugen, dass ein Sabbatjahr auch in seinem Interesse ist. Du kannst zum Beispiel anführen, dass ein Sabbatical deiner persönlichen Entwicklung und/oder deiner Leistungsfähigkeit im Job zugutekommen wird.
Bedenke bei der Planung nicht nur berufliche Absprachen. Falls du einen Partner oder Familie hast, solltest du auch mit diesen Menschen genau klären, wie dein Sabbatical realisiert werden kann. Dabei spielt die Frage der Finanzierung des Sabbatjahrs eine besonders wichtige Rolle. Rechne genau durch, wie viel Geld dir während des Sabbaticals noch zur Verfügung stehen wird und welche laufenden Kosten du decken musst. Es kann sinnvoll sein, frühzeitig Geld anzusparen oder Haus oder Wohnung während der beruflichen Auszeit zu vermieten.
Kosten des Sabbaticals
Womit wir beim nächsten Aspekt wären: Geld. Die Frage, was ein Sabbatical eigentlich kostet, taucht immer wieder auf. Pauschal lässt sich das allerdings nicht sagen, denn es kommt darauf an, was du konkret vorhast und wie lange die berufliche Auszeit dauern soll. Eine siebenmonatige Weltreise ist deutlich teurer als eine berufliche Umorientierung, die du in drei Monaten zuhause vorbereitest. Entscheidend ist, welches Sabbatical-Modell genutzt wird und ob du weiterhin Lohn erhältst oder nicht.
Eng damit verknüpft ist die Frage nach der Sozialversicherung. Nur bei einem Lohnverzicht oder der Nutzung von angespartem Zeitguthaben zahlt der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge wie gehabt für dich – vorausgesetzt, du erhältst mindestens 450 Euro im Monat. Auch bei unbezahltem Sonderurlaub von höchstens einem Monat bist du weiter über den Arbeitgeber sozialversichert. In allen anderen Fällen musst du dich selbst versichern – was teuer werden kann.
Schriftliche Vereinbarung mit dem Arbeitgeber treffen
Die Modalitäten deiner beruflichen Auszeit solltest du im Detail mit dem Arbeitgeber klären und eure Übereinkunft vertraglich festhalten. Aus der Vereinbarung sollte etwa hervorgehen, welches Modell genutzt wird, ob du weiterhin eine Vergütung erhältst und der Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge für dich zahlt und zu welchen Bedingungen du an deinen Arbeitsplatz zurückkehren kannst.
Ist eine Rückkehr auf deinen alten Posten garantiert oder ist auch die Zuweisung einer anderen Position denkbar? Was gilt für eine mögliche Kündigung während des Sabbatjahrs? Und was ist mit etwaigen freiwilligen Leistungen des Arbeitgebers? Es kann ratsam sein, die Vereinbarung einem Anwalt zu zeigen, bevor du sie unterschreibst.
Was ist mit dem Urlaubsanspruch beim Sabbatical?
Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch auf Erholungsurlaub. Besteht dieser Anspruch auch während eines Sabbaticals? Ja, der Urlaubsanspruch bleibt unberührt, wenn das Beschäftigungsverhältnis weiterhin besteht. Deine Urlaubstage kommen also obendrauf und ermöglichen dir eine noch längere berufliche Auszeit.
Rückkehr in den Job rechtzeitig planen
An das Ende des Sabbaticals möchten viele Arbeitnehmer bei der Planung des Sabbatjahrs noch nicht denken. Du solltest deine Rückkehr in den Beruf jedoch rechtzeitig planen. Triff klare Übereinkünfte mit deinem Arbeitgeber, um beim Wiedereinstieg keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Falls dir der Gedanke an Arbeit nach einer längeren beruflichen Auszeit schwerfällt, kannst du womöglich auch mit deinem Arbeitgeber klären, dass du zunächst erstmals in Teilzeit arbeitest.
Vorteile und Nachteile des Sabbaticals
Ein Sabbatjahr kann eine große Bereicherung darstellen, es kann aber auch mit unerwünschten Nachteilen einhergehen. Bevor du dich dafür oder dagegen entscheidest, ein Sabbatjahr zu machen, solltest du die Pro- und Contra-Argumente kennen:
- Zu den Vorteilen eines Sabbatjahrs gehört insbesondere, dass du dich damit selbst verwirklichen kannst. Du kannst Ziele, die du schon lange hast, endlich realisieren, mehr von der Welt sehen oder endlich mal für mehr als einen dreiwöchigen Urlaub zur Ruhe kommen.
- Von den Erfahrungen, die du während deines Sabbaticals machst, kannst du im besten Fall noch lange danach zehren. Sie können dir zu mehr Ausgeglichenheit und Zufriedenheit verhelfen. Das kommt einer guten Work-Life-Balance ebenso zugute wie deiner Gesundheit und kann helfen, Überlastung vorzubeugen.
- Ein Nachteil des Sabbaticals betrifft die Finanzierung deines Lebensunterhalts. Bei Modellen, bei denen du nicht fortwährend Geld vom Arbeitgeber erhältst, ergeben sich womöglich Geldprobleme. Du solltest auch vorsichtig damit sein, all deine finanziellen Reserven für das Sabbatical aufzuwenden – möglicherweise fehlen sie dir später an anderer Stelle.
- Problematisch kann am Sabbatjahr auch sein, dass du nicht immer eine Garantie dafür hast, dass du im Job nahtlos dort anknüpfen kannst, wo du aufgehört hast. Ebenso kann es sein, dass dir der Wiedereinstieg nach einer langen beruflichen Auszeit schwerfällt und du nach dem Sabbatjahr in ein Loch fällst. Auch für deine Karriere kann ein Sabbatical ein Hindernis sein.
Sabbatical im Lebenslauf darstellen: Wie macht man es richtig?
Wer eine berufliche Auszeit macht, hat möglicherweise eine Lücke im Lebenslauf. Wie kann man damit umgehen? Und wie schlimm ist die Lücke bei Bewerbungen? Zunächst einmal muss an deinem Lebenslauf gar nicht ersichtlich sein, dass du eine berufliche Pause eingelegt hast. Wenn du deinen alten Job nach dem Sabbatical fortführst, steht in deinem Lebenslauf schließlich nur, seit wann du diese Position hast. Eine Lücke ergibt sich gar nicht.
Anders sieht es aus, wenn du deinen Job gekündigt hast, um ein Sabbatjahr einzulegen. Dadurch entsteht eine Lücke im Lebenslauf. Eine Auszeit von wenigen Monaten fällt den wenigsten Arbeitgebern negativ auf. Wenn dein Sabbatical länger gedauert hat, etwa ein Jahr, solltest du in deinem Lebenslauf schreiben, was du in dieser Zeit gemacht hast. Viele Arbeitgeber sehen Sabbaticals positiv, schließlich können sie der persönlichen Entwicklung und Reife von Arbeitnehmern zugutekommen.
Du kannst dein Sabbatical dann etwa direkt hinter deinem letzten Job erwähnen, oder du führst es als eigenständigen Punkt in deinem Lebenslauf auf. Dass das Sabbatical im Lebenslauf deine Chancen bei Bewerbungen verschlechtert, ist in vielen Fällen eine unbegründete Sorge. Wenn an deinem Lebenslauf ersichtlich ist, dass du ansonsten immer gearbeitet hast und erfolgreich warst, wird dir ein Sabbatical kaum einen Strich durch die Rechnung machen.
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