Zwischenzeugnis: Das solltest du wissen
Während das klassische Arbeitszeugnis nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgehändigt wird, bescheinigt das Zwischenzeugnis die Leistungen eines Mitarbeiters in ungekündigter Anstellung.
Aus rechtlicher Sicht besteht ein Anspruch auf ein Zwischenzeugnis nur dann, wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt. Verlangt ein Arbeitnehmer jedes Jahr erneut, dass ihm ein solches ausgestellt wird, muss das Unternehmen der Bitte nicht nachkommen. Es sollte immer ein triftiger Grund vorliegen, um die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses zu beantragen. Möchtest du dir deine bisherigen Leistungen am Arbeitsplatz schriftlich bestätigen lassen, ist es von Vorteil, dem Arbeitgeber die Gründe zu nennen. So vermeidest du Gerüchte und Nachfragen.
Was genau ist ein Zwischenzeugnis?
Das Zwischenzeugnis ist eine Beurteilung deiner bisherigen Leistungen und deines Verhaltens am Arbeitsplatz. Es sollte so detailliert wie ein Abschlusszeugnis verfasst werden, auf jeden Fall aber ausführlicher als eine simple Arbeitsbestätigung. Der Aufbau entspricht einem klassischen Zeugnis und kann ebenso codiert geschrieben werden.
Es wird auf Wunsch des Arbeitnehmers in ungekündigtem Arbeitsverhältnis ausgehändigt.
Unterschiede Zwischenzeugnis und klassisches Arbeitszeugnis
Zum einen enthält das Zeugnis bei ungekündigter Anstellung nur das Datum der Arbeitsaufnahme, jedoch verständlicherweise kein Austrittsdatum. Zum anderen ändert sich die Abschlussformel: So entfallen beispielsweise die guten Wünsche für die Zukunft. Stattdessen ist es angebracht zu erwähnen, dass das Zwischenzeugnis auf Wunsch des Arbeitnehmers ausgestellt wird und man sich für die gute Zusammenarbeit bedankt. Im Idealfall folgt eine Floskel, dass man auf weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit hofft.
Hat der Arbeitnehmer Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?
Untersteht dein Arbeitgeber einem Tarifvertrag, so regelt dieser, ob ein Anspruch auf ein Zwischenzeugnis besteht. Eventuell gibt es hierzu auch eine Vereinbarung im Arbeitsvertrag.
Gut zu wissen: Widersprechen sich Arbeitsvertrag und Tarifvertrag, dann gilt letzterer.
Wird das Zwischenzeugnis in keinem Vertrag erwähnt, ist es dem Arbeitgeber vorbehalten, ob er eines ausstellen möchte oder ob er der Bitte nicht nachkommen wird. Liegt allerdings ein triftiger Grund vor, hat er keinen Spielraum: Dann muss das gewünschte Dokument ausgestellt werden. Weigert sich dein Arbeitgeber, dir deine bisherigen Leistungen schriftlich zu bestätigen, schau dir zunächst die bestehenden Verträge an. Gibt es keine entsprechende Regelung, musst du wohl oder übel einsehen, dass es während der Anstellung ohne nennenswerten Grund kein Zeugnis geben wird.
Warum Unternehmen ungern Arbeitszeugnisse ausstellen
Kaum ein Angestellter wird ohne Grund auf den Personaler zukommen und um eine schriftliche Bestätigung seiner Leistungen und seines Verhaltens bitten. Vor allem dann, wenn es sich um einen guten und scheinbar unverzichtbaren Mitarbeiter handelt, schrillen bei den Vorgesetzen die Alarmglocken und die naheliegenden Fragen stehen im Raum: Möchte er das Unternehmen verlassen? Ist etwas vorgefallen? Abgesehen davon, dass die Gründe Rätsel aufgeben können, bedeutet die Ausstellung eines Zeugnisses immer auch Mehraufwand.
Das Anliegen richtig begründen
Zwar ist es nicht zwingend vorgeschrieben, den Wunsch nach einem Zwischenzeugnis zu begründen. Es wird aber aus den genannten Gründen trotzdem empfohlen. Die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses macht vor allem in folgenden Situationen Sinn:
- Du möchtest nach langer Betriebszugehörigkeit für dich privat wissen, wo du eigentlich stehst. Auch wenn es regelmäßig Mitarbeitergespräche gibt, kann es sinnvoll sein, ein Dokument zu verlangen, welches deine Leistungen und somit auch deinen Wert für das Unternehmen bestätigt. Dieses kann beispielsweise bei Lohnverhandlungen sinnvoll sein.
- Es gibt einen Vorgesetztenwechsel – hier liegen die Vorteile einer schriftlichen Bestätigung auf der Hand. Es kommt leider häufig vor, dass ein neuer Chef Arbeitsweisen und Arbeitsleistungen kritisiert, die bisher als positiv angesehen wurden. Solltest du deshalb in absehbarer Zeit das Unternehmen verlassen, ist damit zu rechnen, dass der neue Vorgesetzte kurzfristige Beurteilungen abgibt, aber dir im Abschlusszeugnis nicht die Leistung der gesamten Betriebszugehörigkeitszeit bescheinigt wird.
- Das gleiche trifft bei Umstrukturierungen oder Wechsel in eine andere Abteilung zu.
- Einer der häufigsten Gründe, um die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses zu bitten, ist die Absicht, eine neue Stelle zu suchen.
Gibt es aus Sicht des Arbeitgebers kein berechtigtes Interesse, wird dieser wahrscheinlich nachfragen, weshalb du ein Zwischenzeugnis benötigst. Dann solltest du einen plausiblen Grund nennen können.
Zwischenzeugnis für Stellensuche – das solltest du bedenken
Gibt es für den geplanten Stellenwechsel nachvollziehbare Gründe, solltest du von Anfang an mit offenen Karten spielen: Begründe die Bitte nach einem Zwischenzeugnis und erspare deinem Vorgesetzten Bedenken und Nachfragen.
Längst nicht jeder Jobwechsel erfolgt aus Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. Andere nachvollziehbare Gründe können zum Beispiel sein:
- Wohnortwechsel
- familiäre Veränderungen
- Aufstiegschancen, die das Unternehmen nicht bieten kann
- Du möchtest dir eine Auszeit nehmen, im Ausland arbeiten, ein Jahr als digitaler Nomade die Welt kennenlernen oder ähnliches.
Besteht ein gutes Arbeitsverhältnis, darfst du mit einem wohlwollenden Zwischenzeugnis rechnen, welches dir nicht nur deine guten Leistungen bestätigt, sondern gleichzeitig als Referenz oder Empfehlung dienen kann.
Schwieriger ist die Situation, wenn du aufgrund unerträglicher Zustände am Arbeitsplatz eine neue Stelle suchen möchtest. Ist ein Unternehmen nicht in der Lage, seiner Fürsorgepflicht nachzukommen oder Angestellte vor Mobbing und anderen unzumutbaren Verhältnissen zu schützen, ist es fraglich, ob es ein faires Zwischenzeugnis ausstellt.
Was tun, wenn du mit dem Zwischenzeugnis nicht einverstanden bist?
Möchte ein Unternehmen seinen Mitarbeiter auf jeden Fall behalten, fällt ein Zwischenzeugnis häufig positiver aus als ein klassisches Arbeitszeugnis. Insofern ist es ein guter Schachzug, sich während des bestehenden Arbeitsverhältnisses die Leistungen und das Verhalten schriftlich bestätigen zu lassen. Schließlich käme ein Unternehmen leicht in Erklärungsnot, würde das Schlusszeugnis weniger gut ausfallen.
Hat dein Arbeitgeber ein Interesse daran, dich weiterhin zu beschäftigen, wird er das Zeugnis so verfassen, dass es dich motiviert und die Wertschätzung des Unternehmens ausdrückt.
Aber was tun, wenn das Zwischenzeugnis schlecht ausfällt? Hältst du ein negatives Zeugnis in der Hand, atme erstmal durch. Wie sieht das Arbeitsverhältnis aus? Gibt es häufig Kritik, Streitigkeiten mit Kollegen? Hast du tatsächlich Mühe, die gestellten Aufgaben zu erfüllen? Bist du Mobbing ausgesetzt? Kommst du häufig zu spät? Kurz gesagt: Könnte es korrekt sein, dass du kein gutes Zwischenzeugnis bekommst? Klingt das Zeugnis sehr negativ, vereinbare einen Termin mit dem Vorgesetzten und bespreche mit ihm, mit welchen Punkten du nicht einverstanden bist. Im Idealfall wird er dir sachlich erklären, wie diese zustande kamen.
Auch ein Zwischenzeugnis muss allerdings immer wohlwollend und ehrlich verfasst werden. Ist es so negativ geschrieben, dass dir daraus Nachteile erwachsen können, musst du das nicht hinnehmen. Allerdings ist nicht jedes Zeugnis codiert: Vor allem Kleinbetriebe schreiben häufig Arbeitszeugnisse ohne versteckte Hinweise.
Ein Beispiel:
In deinem Zwischenzeugnis steht: „Sie erfüllt ihre Aufgaben immer zu unserer Zufriedenheit“. In einem großen Unternehmen bescheinigt dir das eher Mittelmaß. Ein kleiner Familienbetrieb, der selten ein Arbeitszeugnis ausstellt, schreibt normalerweise ohne „Geheimsprache“ und meint die Aussage genauso, wie er sie formuliert. In diesem Fall handelt es sich bei demselben Satz also um eine positive Einschätzung. Aber aufgepasst: Auch Arbeitgeber mit vielen Angestellten stellen mitunter uncodierte Arbeitszeugnisse aus, erwähnen dies aber deutlich sichtbar im Zeugnis.
Fällt dein Zwischenzeugnis unbefriedigend aus, musst du dir überlegen, ob es überhaupt sinnvoll ist, ein korrigiertes, wohlwollendes zu verlangen. Wirst du weiterhin in diesem Unternehmen tätig sein, sollte auf jeden Fall ein klärendes Gespräch erfolgen. Schließlich hat es negative Auswirkungen auf das Arbeitsklima, wenn du auf diese Weise erfährst, dass dein Vorgesetzter nicht mit deinen Leistungen zufrieden ist.
Planst du, eine neue Stelle zu suchen, solltest du abwägen, ob es sich für dich lohnt, ein überarbeitetes Zwischenzeugnis zu verlangen. Sofern das Arbeitsverhältnis noch nicht gekündigt wurde, ist es kein Problem, sich ohne Zeugnis zu bewerben. Nur musst du damit rechnen, dass dein Abschlusszeugnis in diesem Fall ebenfalls mittelmäßig bis schlecht ausfallen könnte.
Gut zu wissen: Laut Bundesgerichtshof darf ein Arbeitszeugnis, und somit auch ein Zwischenzeugnis, den beruflichen Werdegang eines Arbeitnehmers nicht behindern. Du hast das Recht, dich gegen negative Formulierungen und Abwertungen zur Wehr zu setzen. Bist du unsicher, ob der Text böse Überraschungen enthält, die sich erst während der Stellensuche zeigen, lasse einen Profi das Zwischenzeugnis lesen.
Was kannst du tun, wenn dein Zwischenzeugnis negativ ausfällt?
- Suche ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder mit der Personalabteilung. Möglicherweise stehen ungünstige Formulierungen aus Unwissenheit in dem Dokument.
- Schreibe das Zeugnis selbst und lege es zur Unterschrift vor. Natürlich solltest du nicht mit Lobhudeleien übertreiben, sondern sachlich und ehrlich bleiben. Im Idealfall hilft dir beim Verfassen des Textes jemand, der sich im Personalwesen auskennt.
- Weigert sich das Unternehmen, ein Zeugnis zu korrigieren, welches dir eindeutig schaden würde, bleibt oft nur der Gang zum Arbeitsgericht.
Auf ein qualifiziertes Zwischenzeugnis verzichten?
Möchte dir der Arbeitgeber lediglich eine schriftliche Arbeitsbestätigung ausstellen, bestehe darauf, ein qualifiziertes Zwischenzeugnis zu erhalten. Ein Schriftstück ohne jede Aussage bezüglich deiner Soft Skills und Arbeitsleistungen ist für eine Stellensuche nicht nur sinnlos, sondern lässt die Vermutung aufkommen, dass deine Leistungen oder dein Benehmen mangelhaft sind und du dies so verbergen möchtest.
Aber auch, wenn du im Unternehmen bleiben möchtest und das Zeugnis als eine Art Standortbestimmung für dich persönlich wünschst, solltest du ein ausführlicheres Feedback erwarten.
Wie sollte ein Zwischenzeugnis aufgebaut sein?
Im Internet finden sich verschiedene Muster für Zwischenzeugnisse. Die einzelnen Punkte sollten immer gleich sein, während der Aufbau sich nicht zwingend an einer Vorlage orientieren muss. Nachfolgendes Beispiel kann dir als Vorlage für ein Zwischenzeugnis dienen.
Zwischenzeugnis Muster
Hierbei handelt es sich um ein sehr gutes Zwischenzeugnis, das verdeutlicht, dass sich die Pizzeria sehr glücklich schätzt, eine Mitarbeiterin wie Frau Müller zu haben.
Folgende Punkte müssen in einem qualifiziertem Zwischenzeugnis enthalten sein:
- Briefkopf oder Name und Kontaktdaten des Unternehmens
- Betreffzeile
- Als Einleitung Name und Anschrift des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin sowie Eintrittsdatum und Tätigkeit.
- Beschreibung des Unternehmens
- Tätigkeit/ Aufgabenbereich
- Bewertung von Arbeitsleistung, Fachwissen und Sozialkompetenz/Soft Skills
- Abschluss
- Datum und Ort, Unterschrift des Vorgesetzten
Fazit: Ein Zwischenzeugnis gibt Auskunft über deine bisherige Leistung im Unternehmen. Es sollte möglichst unter Nennung von plausiblen Gründen angefordert werden. Damit das Zwischenzeugnis auf deinem weiteren Berufsweg kein Hindernis darstellt, muss es wohlwollend, aber ehrlich formuliert werden.
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