Arbeitslos selbstständig machen: Eine Frau arbeitet ein Business-Konzept aus

Vom Arbeitslosen zum Selbstständigen: Tipps für den erfolgreichen Start

Du denkst schon länger darüber nach, dich selbstständig zu machen? Kürzlich hast du aufgrund wirtschaftlicher Probleme deines Arbeitgebers deinen Job verloren und jetzt könnte genau der richtige Zeitpunkt sein, dein Vorhaben Selbstständigkeit in die Tat umzusetzen? Wir zeigen dir, welche Chancen auf dich warten, wenn du dich arbeitslos selbstständig machst, aber auch mit welchen Herausforderungen du rechnen solltest und wie du mit etwas Glück an den Gründungszuschuss kommen kannst.

Sich arbeitslos selbstständig machen: Das sind die Chancen und Herausforderungen

Schlechte wirtschaftliche Lage oder keine Stellenangebote, die zu den eigenen Fähigkeiten und Kenntnissen oder beruflichen Zielen passen – es gibt viele Gründe, warum einige Menschen arbeitslos werden. Manche überlegen sich dann, ob die Selbstständigkeit eine Alternative sein könnte. Die Idee: Wer selbstständig ist, kann das tun, was er tun möchte und sein Berufsleben nach seinen eigenen Vorstellungen bestreiten. Was gut klingt, muss jedoch nicht immer in der Realität genauso kommen. Denn die Selbstständigkeit (und das nicht nur, wenn man sich aus der Arbeitslosigkeit selbstständig macht) hat einige Herausforderungen, aber auch Chancen zu bieten:

Arbeitslos und selbstständig machen: Die Herausforderungen

  1. Finanzielle Risiken: Gerade wer arbeitslos ist, wird vermutlich nicht viel Geld zur Verfügung haben. Denn in der Regel ist das Arbeitslosengeld geringer als das Entgelt, das man als Erwerbstätiger erhält. Bereits das ist ein Problem, das gelöst werden muss. Hinzu kommt, dass Selbstständige ganz allein dafür verantwortlich sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das kann besonders in der Anfangsphase der Selbstständigkeit ein Problem. Denn in dieser Phase muss sich das Geschäftsmodell erst einmal etablieren und der ehemalige Arbeitslose muss Kunden finden, die seine Leistung oder sein Produkt kaufen. Das kann dauern und in dieser Zeit fehlt ein regelmäßiges Einkommen. Aber auch das ist noch nicht alles. Abhängig davon, wie das Geschäftsmodell aussieht, werden unterschiedliche Investitionen zu Beginn der Selbstständigkeit nötig. Wer sich als Grafikdesigner selbstständig macht, der braucht vielleicht nur einen PC und bestimmte Software. Ein Büro oder gar eine Produktionsanlage benötigt er nicht. Aber auch ein PC mit entsprechender Software kann teuer sein, wenn man nur wenig finanzielle Rücklagen hat.
  2. Viel Eigenverantwortung: Personen, die bisher nur das Leben als Arbeitnehmer kennen, könnten Probleme damit haben, sich selbst zu organisieren und für alles selbst verantwortlich zu sein. Zu Beginn der Selbstständigkeit sollte man daher mit einer gewissen Anpassungsphase planen, in der man sich zunächst einmal in seinem neuen Alltag und seinen neuen Herausforderungen zurechtfinden muss.
  3. Konkurrenz am Markt: Der oberen angesprochene Grafikdesigner könnte zudem mit einer Konkurrenz auf dem Markt zu kämpfen haben. Denn Grafikdesigner gibt es bereits einige. Hinzu kommt, dass durch die Entwicklungen im Bereich KI die Software viele Tätigkeiten übernehmen kann. Manchmal reicht es aus, interne Mitarbeiter zu schulen, wie man Prompts schreibt und diese anwendet und man kann sich die zusätzliche Manpower durch einen externen Grafikdesigner sparen. Analog gelten diese Herausforderungen natürlich auch für andere Bereiche. Auch neue Produkte werden es schwer haben, sich gegen Konkurrenz zu behaupten, die bereits viele Jahre oder gar Jahrzehnte am Markt aktiv ist und ein großes Netz an treuen Kunden aufgebaut hat.
  4. Hohe zeitliche Investitionen: Als Selbstständiger arbeitet man selbst und ständig. Das ist vielleicht ein klassisches Vorurteil, gerade zu Beginn der Selbstständigkeit ist aber viel Wahres dran. Wer sein Business zum Laufen bringen möchte, der muss zumindest viel Zeit investieren. Und selbst wenn man mal offiziell Feierabend hat, denkt man weiter ans Geschäft: Was kann ich optimieren, brauche ich eine neue Website, soll ich wieder auf die Suche nach neuen Kunden gehen, ist mein Produkt schon ausgereift…? sind nur einige der Fragen, die sich Selbstständige stellen.

Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit: Die Chancen

Auf der anderen Seite kann es gerade für Personen, die arbeitslos sind, eine gute Entscheidung sein, sich selbstständig zu machen. Denn eine gelungene Selbstständigkeit kann der Weg raus aus der Arbeitslosigkeit sein. Zum Beispiel diese Chancen bringt die Selbstständigkeit mit sich:

  1. Möglichkeit zur Selbstverwirklichung: Vielleicht ist ein Grund für die Arbeitslosigkeit, dass man bisher einfach noch nicht den richtigen Job gefunden hat, der zu den eigenen Vorstellungen, Wünschen und Stärken passt. Dann könnte es zur beruflichen Selbstbestimmung beitragen, sich selbstständig zu machen und sein eigenes Geschäft aufzubauen. Wer sich selbstständig macht, kann frei entscheiden, was er tut und – sobald das Business gut läuft – sich auch aussuchen, für wen er arbeitet.
  2. Spielraum für Innovationen: Häufig gilt im Arbeitsumfeld: Je größer das Unternehmen, desto schwieriger wird es, echte Innovationen durchzusetzen. Personen, die entnervt das Handtuch geschmissen und daher arbeitslos geworden sind, könnten in ihrer eigenen Selbstständigkeit die Möglichkeit haben, neue Dinge schnell auszuprobieren. Als kleiner Ein-Mann-Betrieb ist man eben viel agiler als ein großer Konzern mit mehreren tausend Mitarbeitern. Wem Innovationen wichtig sind und wer schnell in die Umsetzung kommen möchte, der könnte mit einer Selbstständigkeit einen guten Weg dazu finden.
  3. Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Selbstständige können sich in bestimmten Situationen ihre Zeit flexibler einteilen als abhängig Beschäftigte. Nehmen wir den oben erwähnten Grafikdesigner. Wenn er einen Auftrag von einem Kunden bekommt, bleibt es ihm selbst überlassen, wann er ihn bearbeitet. Natürlich immer nur, solange er die vereinbarte Deadline einhält. Für den Selbstständigen heißt das, dass er zum Beispiel am frühen Nachmittag eine längere Pause einlegen kann, um mit seinen Kindern zu spielen. Oder aber er beginnt morgens erst recht spät, wenn er ausgeschlafen hat. Auch Arzttermine oder Hobbys lassen sich häufig mit einer Solo-Selbstständigkeit besser vereinbaren als mit einem Job, bei dem es feste Arbeitszeiten gibt.
  4. Chance auf viel Einkommen: Zugegeben, vermutlich werden nur die wenigsten Personen, die sich aus einer Arbeitslosigkeit (oder generell) selbstständig machen, einen derart innovativen Ansatz für ihr Business finden, dass sie sich vor Kunden nicht retten können. Es gibt diese Ideen aber immer wieder. Und man muss ja auch nicht gleich ein Unicorn, also ein Start-up Unternehmen mit einer Bewertung über einer Milliarde Euro schaffen, um finanziell recht unabhängig zu sein. Auch andere Selbstständige, die sich am Markt etabliert haben, können ganz gutes Geld verdienen. Wer sich gegen seine Konkurrenz durchsetzt und sich einen Namen aufbaut, der wird häufig ein ansehnliches Einkommen erzielen. Bis dahin ist es natürliches einiges an Arbeit. Doch wer diese Arbeit investiert und dranbleibt, der hat als Selbstständiger bessere Chancen als ein Arbeitnehmer, um viel Geld zu verdienen.

Aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen: Der Gründungszuschuss

Wie bereits erwähnt, benötigt man Geld, wenn man sich selbstständig machen möchte. Und das ganz besonders, wenn das Vorhaben Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus gestartet werden soll. Denn in der Arbeitslosigkeit sitzt das Geld vermutlich nicht mehr so locker wie früher, als man noch gearbeitet hat.

Damit es jedoch nicht ganz unmöglich ist, sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig zu machen, gibt es den Gründungszuschuss, eine finanzielle Unterstützung, die Arbeitslosen bei der Existenzgründung helfen kann.

Gründungszuschuss und ALG 1

Die wichtigste Voraussetzung, um den Gründungszuschuss beantragen zu können: Du beziehst ALG 1 und hast noch mindestens 150 Tage lang einen Anspruch auf die Leistung. Außerdem musst du vorhaben, deine Selbstständigkeit hauptberuflich zu betreiben. Eine Selbstständigkeit im Nebenerwerb kann also nicht mit dem Gründungszuschuss gefördert werden.

Wichtig zu wissen: Der Zuschuss existiert zwar und du kannst ihn beantragen, wenn du ALG 1 beziehst, das heißt aber nicht, dass jede Person, die die Leistung haben möchte, sie auch bekommt. Es gibt nämlich keinen Rechtsanspruch auf den Gründungszuschuss. Die Entscheidung darüber, ob du und deine Selbstständigkeit gefördert werdet oder nicht, hängt schlussendlich von dem für dich zuständigen Sachbearbeiter ab. Du kannst jedoch einiges dafür tun, damit deine Chancen, einen Gründungszuschuss zu bekommen und damit dich arbeitslos selbstständig zu machen, steigen.

Arbeitslos und Gründungszuschuss: Tipps

Für Personen, die arbeitslos sind und sich selbstständig machen möchten, ist der sogenannte Vermittlungsvorrang in den Arbeitsmarkt ein Problem. Denn dieser besagt, dass der Sachbearbeiter bei der Agentur für Arbeit sich zunächst anschaut, ob es nicht vielleicht Möglichkeiten für den Arbeitslosen gibt, eine abhängige Beschäftigung anzunehmen. Falls es offene Stellen gibt, die zu den Fähigkeiten und Qualifikationen passen, könnte der Sachbearbeiter darauf bestehen, dass sich der Arbeitslose zunächst auf diese Stellen bewirbt. Gerade in der aktuellen Situation, in der viele Unternehmen händeringend nach Arbeitskräften suchen, könnte das Vorhaben Selbstständigkeit und Gründungszuschuss schon daran scheitern.

Ein möglicher Ausweg: Du könntest ein tragfähiges Konzept für deine Selbstständigkeit entwickeln. Wenn du zeigen kannst, dass dein geplantes Start-up langfristig eher dafür sorgt, dass du in Lohn und Brot bleibst, könnte das den Sachbearbeiter überzeugen.

Zusätzlich dazu kannst du idealerweise belegen, dass du dich bereits auf einige Stellenangebote beworben hast, es aber noch nicht geklappt hat. Vielleicht lässt sich der Sachbearbeiter dadurch überzeugen, dass du es schon einige Weile versuchst, auf dem Jobmarkt aber keinen Erfolg hattest.

Richtig gut vorbereitet für das Gespräch bist du, wenn du nicht nur ein Konzept, sondern sogar einen Businessplan vorlegen kannst. Mit einem solchen Plan kannst du nicht nur zeigen, dass du dir grob Gedanken über deine Selbstständigkeit gemacht hast, sondern dass du die wirtschaftliche Tragfähigkeit deines Vorhabens analysiert hast.

Wie so oft gilt: Wer gut vorbereitet ist und zeigt, dass er bereit ist, Zeit und Arbeit zu investieren, hat sicher bessere Chancen, als wenn er völlig unvorbereitet in das Gespräch geht und einfach nur den Gründungszuschuss beantragen will.

Sollte es entgegen aller Vorbereitung nicht gereicht haben, den Gründungszuschuss zu erhalten, musst du immer noch nicht den Kopf in den Sand stecken. Eventuell findest du in der Privatwirtschaft einen verlässlichen Geschäftspartner, dem du dein Konzept vorstellen kannst und der mit dir zusammen ein Unternehmen gründen würde. Versuche es mit Networking und mache Werbung für dich und deine Sache, beispielsweise auf einer Business-Plattform wie Xing oder LinkedIn. Wenn du deine Idee überzeugend und gut präsentierst, wirst du dort am ehesten auf einen Geschäftspartner treffen.

Bildnachweis: Ground Picture / Shutterstock.com


Nach oben scrollen