Führungsstile: Definition, Übersicht, Vor- und Nachteile
Die Art und Weise, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern umgehen, hat größere Auswirkungen, als man zunächst vielleicht denken möchte. Untersuchungen zeigen, dass schlechte Führungsstile im schlimmsten Fall zur inneren Kündigung des Arbeitnehmers führen. Eine Situation, die man verhindern kann, wenn Führungspersonen sich mit den unterschiedlichen Führungsstilen beschäftigen und bereit sind, verschiedene Optionen auszuprobieren.
Führungsstil: Definition
Als Führungsstil bezeichnet man gemeinhin die Art und Weise, wie sich Führungskräfte ihren Mitarbeitern gegenüber verhalten. Dabei unterscheidet man zwischen Führungsstil und Führungsverhalten. Führungsverhalten beschreibt, wie sich dein Vorgesetzter in einer ganz bestimmten Situation verhält. Mit Führungsstil dagegen ist das konstante Verhalten gemeint, das die Führungskraft zeigt.
Führungsstile und Kurt Lewin
Der Psychologe Kurt Lewin leistete bedeutende bei der Definition von Führungsstilen. Noch heute gelten zwei Stile, die er beschrieben hat, als idealtypisch: der autokratische, auch autoritärer Führungsstil genannt, und der demokratische Führungsstil, der auch als kooperativer Führungsstil bezeichnet wird.
Durch weitere Forschungen zu diesem Thema wurde noch ein weiterer Stil hinzugefügt: der sogenannte Laissez-faire Stil. Was mit diesen Führungsstilen konkret gemeint ist, wollen wir uns nun genauer ansehen.
Der autoritäre Führungsstil
Kennzeichen des autoritären Führungsstils ist, dass der Chef oder der Vorgesetzte das Sagen hat. Er gibt vor, was gemacht wird, und die Mitarbeiter führen aus. Gemeinsame Entscheidungen oder Absprachen im Team sind bei diesem Führungsstil also nicht denkbar.
Für die Führungskraft bedeutet diese Art von Führungsstil, dass sie Entscheidungen nicht nur allein treffen darf, sondern muss. Gerade bei komplexen Themen kann das eine schwierige Herausforderung sein. Denn hin und wieder ist es ganz nützlich, andere Meinungen und Sichtweisen zu einem bestimmten Thema zu hören.
Autoritäre Führungskräfte gibt es heute nicht mehr so häufig. Der Grund dafür liegt darin, dass man die Vorteile anderer Arten der Mitarbeiterführung erkannt hat. Trotzdem gibt es immer noch Unternehmen, die mit diesem Führungsstil arbeiten und auch gute Erfahrungen machen. Das liegt daran, dass einige Mitarbeiter mit dieser Art von Führungsstil gut zurechtkommen.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile autoritärer Führungsstil | Nachteile autoritärer Führungsstil |
Entscheidungen können sehr schnell getroffen werden. | Die Führungskraft muss extrem belastbar sein. Fällt sie aus, ist kein Ersatz da. |
Mitarbeiter können sich ganz auf die Entscheidungen der Führungskraft verlassen und müssen keine Verantwortung für Fehlentscheidungen tragen. | Kreative und/oder eigenverantwortliche Mitarbeiter können sich in diesem Führungsstil nicht entfalten. |
Die Führungskraft kann sich auf das Ergebnis verlassen – sofern alle Mitarbeiter das tun, was sie tun sollen. | Mitarbeiter könnte die Motivation verloren gehen, da sie zu bloßen Befehlsempfängern werden. |
Der kooperative Führungsstil
Der kooperative Führungsstil wählt dagegen einen ganz anderen Ansatz. Hier geht es gerade darum, die Mitarbeiter an den Entscheidungen zu beteiligen. Das bedeutet natürlich auch einiges an Aufwand. Wenn die Mitarbeiter mitentscheiden sollen, müssen sie auch die nötigen Informationen haben.
Damit besteht bei diesem Führungsstil die Gefahr, dass viel Zeit verloren geht, weil alle Mitarbeiter permanent über den aktuellen Stand der Dinge Bescheid wissen müssen. Auf der anderen Seite kann sich die investierte Zeit aber auch lohnen.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile kooperativer Führungsstil | Nachteile kooperativer Führungsstil |
Die Führungskraft kann einen Teil ihrer Verantwortung an Mitarbeiter abgeben. | Der Führungsstil kann viel Zeit beanspruchen, da viele Entscheidungen zusammen getroffen werden. |
Die Mitarbeiter fühlen sich als Teil des Teams und bauen eine bessere Bindung zum Arbeitgeber auf. | Schnelle Entscheidungen sind nur selten möglich. |
Mitarbeiter bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu (weniger Fluktuation). | Mitarbeiter können eher zu Konkurrenten werden, wenn der eigene Lösungsvorschlag durchgeboxt werden soll. |
Mitarbeiter sind motivierter und arbeiten produktiver. | |
Fällt ein Mitarbeiter oder gar die Führungskraft aus, kann der Ausfall schnell kompensiert werden. Schließlich sind die Mitarbeiter über den Stand der Dinge informiert. |
Der Laissez-faire Führungsstil
Bei dem Laissez-faire Führungsstil erledigen Mitarbeiter die Aufgaben weitgehend eigenverantwortlich. Die Führungskraft greift – anders als im kooperativen Führungsstil – nicht ein.
Dieser Führungsstil ist allerdings nicht für alle Mitarbeiter gleichermaßen geeignet. Das führt dazu, dass Vorgesetzte in bestimmten Situationen oder bei einigen Beschäftigten zu einem anderen Führungsstil greifen müssen.
Die Führungskräfte müssen also Flexibilität beweisen und vor allem Gespür für die Belange ihrer Mitarbeiter haben. Fehlt dieses Einfühlungsvermögen, kann der Laissez-faire Führungsstil schnell zu Problemen führen.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile Laissez-faire Führungsstil | Nachteile Laissez-faire Führungsstil |
Die Mitarbeiter handeln eigenverantwortlich und stehen für Entscheidungen ein. | Nicht alle Mitarbeiter kommen mit dieser Art der Führung zurecht. |
Im Idealfall begreifen sie sich selbst als Unternehmer und streben den Erfolg des Unternehmens an. | Der Führungsstil muss an jeden Mitarbeiter angepasst werden. |
Die Führungskraft hat nur noch die Rolle eines Beobachters. | Der Führungsstil ist unter Umständen sehr erklärungsbedürftig, was wiederum viel Zeit kostet. |
Mitarbeiter bilden sich kontinuierlich fort und nutzen ihr Potenzial bestmöglich. |
Situativer Führungsstil
Der situative Führungsstil richtet sich nicht nur nach den Bedürfnissen eines jeden Mitarbeiters, sondern nach der jeweiligen Situation. Das bedeutet, dass die Führungskraft ihr Verhalten danach ausrichten muss. Was jedoch nicht dazu führen sollte, dass der Vorgesetzte alle paar Minuten ein anderes Vorgehen wählt.
Der situative Führungsstil bedeutet eher, dass sich die Führungskraft nach der beruflichen Situation des Mitarbeiters richtet. Beschäftigte, die gerade erst im Unternehmen angefangen haben, brauchen zum Beispiel noch mehr Führung und Betreuung als langjährige Mitarbeiter.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile situativer Führungsstil | Nachteile situativer Führungsstil |
Jeder Mitarbeiter wird so geführt, wie er es aktuell braucht, um sich optimal zu entwickeln. | Die Führungskraft muss einen großen Teil ihrer Zeit darauf verwenden, den Führungsstil auf den jeweiligen Mitarbeiter anzupassen. |
Die Eigenverantwortlichkeit jedes Beschäftigten wird gestärkt. | Vorgesetzten, denen die nötige Erfahrung oder Ausbildung fehlt, können einen falschen Führungsstil wählen. |
Die Mitarbeiter sind motivierter und produktiver. | Mitarbeiter, die nicht richtig geführt werden, verlieren ihre Motivation und Produktivität. |
Die Beschäftigten entwickeln eine enge Bindung zu ihrem Arbeitgeber. |
Den besten Führungsstil finden
Es hängt also viel davon ab, dass sich Führungskräfte für den richten Führungsstil entscheiden. Unternehmen, Führungskräfte und jeder einzelne Mitarbeiter sind komplett verschieden. Daher passt nicht jeder Führungsstil für jeden gleichermaßen. Es sollte daher die Aufgabe jedes Vorgesetzten sein, sich über die verschiedenen Führungsstile sowie neue Entwicklungen zu informieren. Denn ein falscher oder unpassender Führungsstil schadet nicht nur dem Mitarbeiter, sondern auch dem Unternehmen.
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