Zwei Figuren werden mit der Lupe betrachtet, was ist das Gender Pay Gap?

Gender Pay Gap: Ungleicher Lohn, ungleiche Chancen

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein Thema, das immer wichtiger wird. Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit ist ein Aspekt davon. Leider tut sich beim Gender Pay Gap, also der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, schon seit einigen Jahren nicht allzu viel. Besonders in Deutschland (im Vergleich zur übrigen EU) werden Frauen und Männer ungleich bezahlt. Woran das liegen könnte, wie die Statistiken im Hinblick auf den Gender Pay Gap in Ostdeutschland und in den USA aussehen und welche Gefahr die Lohnlücke für die betroffenen Frauen darstellt, haben wir uns genauer angesehen.

Definition Gender Pay Gap: Was ist darunter zu verstehen?

Bei dem Gender Pay Gap handelt es sich um eine Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. In Deutschland liegt der Lohnunterschied im durchschnittlichen Einkommen von Männern und Frauen aktuell bei 18 Prozent.

Bereinigt man die Grundlage, vergleicht man also nur Männer und Frauen, die Ähnlichkeiten hinsichtlich ihres Bildungsabschlusses, ihrer Berufserfahrung und ihrer Tätigkeiten haben, dann wird der Gender Pay Gap zwar kleiner, liegt aber immer noch bei 6 Prozent. Frauen erhalten für vergleichbare Tätigkeiten durchschnittlich also deutlich weniger Geld als ihre männlichen Kollegen.

Das Statistische Bundesamt gibt an, dass Frauen im Jahr 2023 im Schnitt 20,84 Euro pro Stunde verdient haben. Das Durchschnittsgehalt von Männern lag dagegen bei 25,30 Euro und damit 4,46 Euro pro Stunde höher.

Die Gründe für den Gender Pay Gap

In vielen Fällen wird angeführt, dass sich Frauen eher für soziale, pflegerische und erzieherische, also eher schlechter bezahlte Berufe entscheiden. Dieses Argument erklärt vielleicht die generelle Lohnlücke zwischen den Geschlechtern von 18 Prozent, aber nicht die bereinigte, die immer noch bei 6 Prozent liegt.

Ein wahrscheinlicherer Grund für den Gender Pay Gap ist dagegen in der Teilzeitarbeit zu sehen. In Deutschland übernehmen Frauen immer noch den Großteil der sogenannten Care-Arbeit. Das heißt, dass sie sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern oder in Elternzeit gehen. Während dieser Zeit arbeiten die Frauen entweder gar nicht oder sie reduzieren ihre Wochenstunden. Arbeitnehmer, die in Teilzeit gehen, werden bei Beförderungen häufig übergangen. Und da Beförderungen in der Mehrzahl der Fälle mit einer Gehaltserhöhung verbunden sind, entgeht vielen Frauen diese Möglichkeit.

Dass die Geburt eines Kindes und die sich anschließenden Betreuungszeiten beruflich gesehen ein großes Problem für Frauen sein können, zeigen die folgenden Zahlen: Das Statistische Bundesamt weist nämlich darauf hin, dass Frauen ab circa 30 Jahren deutlich schlechtere Verdienstmöglichkeiten haben.

Frauen sind im Schnitt 30 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Und durch die Geburt eines Kindes sinkt der Durchschnittsverdienst von Frauen in diesem Alter und in den darauffolgenden Jahren merklich.

Für Männer dagegen ändert sich nach der Geburt eines Kindes nur wenig. Ihr Arbeitsentgelt steigt auch in den nächsten Jahren weiter an.

Gender Pay Gap in Ostdeutschland

In Ostdeutschland ist der Gender Pay Gap bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in einigen Teilen Westdeutschlands. In manchen Gegenden Ostdeutschlands liegt der Verdienst von Frauen sogar über dem von Männern – aber das ist eher die Ausnahme.

Im Durchschnitt liegt der Gender Pay Gap in Ostdeutschland bei 6,3 Prozent und damit deutlich unter der Lohnlücke in Westdeutschland.

Wie erklärt sich das? Einige Experten gehen davon aus, dass die Rollenverteilung in Ostdeutschland immer noch anders ist als in Westdeutschland bzw. Rollenmuster nicht so stark verbreitet sind.

In der ehemaligen DDR haben auch Frauen und Mütter häufig in Vollzeit gearbeitet. Die Kinderbetreuung war gesichert und die Arbeitskraft der Frauen wurde gebraucht. Elternzeit über mehrere Jahre war – wenn es sie überhaupt gab – die große Ausnahme.

Unter Umständen könnte sich diese Einstellung gehalten haben. Denn in einer Studie zum Gender Pay Gap wird klar, dass Frauen in Ostdeutschland viel schneller wieder in den Beruf zurückkehren, nachdem sie Mutter geworden sind, als Frauen in Westdeutschland.

Gender Pay Gap in Europa und in den USA

Wie groß ist die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern in anderen Ländern? Wie steht Deutschland im EU-weiten und internationalen Vergleich dar? Auch diese Fragen lassen sich mit einem Blick auf die Statistik beantworten:

In den USA, genauer gesagt in Kalifornien, ist der Gender Pay Gap geringer als bei uns in Deutschland. Dort liegt er bei 12 Prozent.

Für Europa ist die Frage ein wenig schwieriger zu beantworten. Der Statistik des Statistischen Bundesamtes ist zu entnehmen, dass der Durchschnitt in den 27 Mitgliedsstaaten der EU bei 12,7 Prozent liegt. Dabei gibt es große Unterschiede in den einzelnen Ländern. In Luxemburg existiert der Gender Pay Gap fast nicht, dort verdienen Frauen und Männer annähernd gleich viel.

In Estland ist die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern dagegen besonders groß und liegt bei 21,3 Prozent. Deutschland liegt im EU-Vergleich auf Platz vier.

Die Folgen des Gender Pay Gap

Der Gender Pay Gap führt dazu, dass Frauen deutlich weniger Geld für ihre Arbeitskraft bekommen als Männer. Das wirkt sich nicht nur auf die von der geschlechtsspezifischen Lohnlücke betroffenen Frauen aus, sondern auch auf die Gesellschaft als Ganzes:

  1. Ungleiche Kaufkraft: Wenn Frauen deutlich weniger Geld verdienen als Männer, führt das dazu, dass sie sich nicht all die Dinge kaufen können, die sie gern hätten. Frauen, die vom Gender Pay Gap betroffen sind, konsumieren somit weniger, was sich wiederum auf die gesamte Volkswirtschaft auswirkt.
  2. Gefahr von Altersarmut: Wenn Frauen während ihres Erwerbslebens weniger verdienen, zahlen sie auch weniger in die Rentenversicherung ein. Das wiederum führt dazu, dass die Altersrente geringer ausfällt als bei Männern. Auch das ist nicht nur ein Problem für die betroffenen Frauen, sondern wiederum für die gesamte Gesellschaft. Denn diese Frauen erhalten in ihrer Rente Sozialleistungen, um die niedrige Rente auszugleichen. Und für diese Sozialleistungen zahlen wiederum die aktuellen Steuerzahler.
  3. Geringere Karrierechancen: Frauen, die in Teilzeit arbeiten, tun das häufig, weil sie neben der Arbeit noch weitere Verpflichtungen haben und zeitliche Ressourcen für etwa Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen benötigen. Das wiederum führt dazu, dass sie in der Regel wenig oder gar keine Zeit haben, um sich um ihre Karriere zu kümmern. Konkret bedeutet dies: weniger Aufstiegschancen und daher seltener Gehaltserhöhungen. Verschärft wird das Problem dadurch, dass viele Arbeitgeber noch immer eher diejenigen Mitarbeiter in Leistungspositionen befördern, die in Vollzeit vor Ort verfügbar sind. Konzepte wie Jobsharing, besonders in Leitungsfunktionen, sind hierzulande eher eine Seltenheit. Auch das benachteiligt Frauen und trägt dazu bei, dass der Gender Pay Gap verschärft wird.
  4. Sich verhärtende Rollenbilder: Nicht nur die Teilzeitarbeit ist ein Problem. Der Gender Pay Gap bedeutet ja ganz allgemein, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und in einer ähnlichen Position schlechter bezahlt werden. Wenn eine Frau und ein Mann als Paar zusammenleben, der Mann aber deutlich besser verdient als die Frau, wird vermutlich eher die Frau ihre Arbeitszeit reduzieren, wenn es um Care-Arbeit geht. Es wäre kaum nachvollziehbar, wenn der Partner, der mehr Geld nach Hause bringt, seine Stundenanzahl im Job reduzieren würde. Weil Frauen schlechter verdienen, sind sie eher bereit, beruflich zu reduzieren, was wiederum dazu führt, dass sie weniger verdienen und eher selten für eine Beförderung in Betracht gezogen werden.

Bildnachweis: Andrey_Popov / Shutterstock.com


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