Ein Mann steht in einer symbolischen Komfortzone

Raus aus der Komfortzone: Doch wie?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – wie viel Wahrheit in diesem Bonmot steckt, erfahren wir jedes Mal, wenn wir versuchen, unsere Komfortzone zu verlassen. Warum das so ist und was wir tun können, um es trotzdem zu schaffen, erfährst du hier.

Komfortzone: Was ist das eigentlich?

Du hast es dir schon so oft vorgenommen – statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, wolltest du bei besserem Wetter das Fahrrad nehmen. Vielleicht hast du dir sogar extra ein E-Bike zu diesem Zweck gekauft. Doch selbst als die Temperaturen tatsächlich wärmer werden, fährst du weiterhin mit dem Auto.

Kennzeichen und Bedeutung der Komfortzone

Du hast es dir in deiner Komfortzone gemütlich gemacht. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Komfortzone zu verlassen, bedeutet Mühe, Anstrengung und manchmal auch Arbeit. In unserem Beispiel müsstest du dich morgens dazu überwinden, deine Funktionskleidung anzuziehen und zum Büro zu radeln. Dabei ist es doch viel einfacher, ins Auto zu steigen und die kurze Strecke zu fahren. Dann kannst du dir das Umziehen am Arbeitsplatz sparen und sofort mit der Arbeit loslegen.

Genau das ist ein weiteres Kennzeichen der Komfortzone. Wir suchen ständig nach Ausreden, warum wir uns nicht ändern können, sondern die gewohnten und lieb gewonnen Abläufe beibehalten müssen. Würdest du morgens mit dem Rad fahren, müsstest du mindestens ein Extra-Outfit im Büro haben, um dich dort umzuziehen. Vielleicht kommst du sogar derart aus der Puste, dass du anfängst zu schwitzen – wie soll man so den gesamten Arbeitstag durchstehen?

Daher versuchen viele Menschen erst gar nicht, ihre Komfortzone zu verlassen, sondern bleiben bei den Verhaltensweisen, die sie bereits kennen und lieben gelernt haben. Dass dies in vielen Fällen nicht vorteilhaft ist, dürfte sofort klar werden. Würdest du nämlich morgens mit dem Rad statt mit dem Auto fahren, würdest du Kraftstoff sparen, etwas Gutes für die Umwelt tun und deinen Kreislauf auf Touren bringen. Die Bewegung am frühen Morgen wiederum könnte dir dabei helfen, konzentrierter in den Tag zu starten und damit produktiver zu arbeiten. Unter Umständen könntest du dir dadurch sogar Überstunden sparen.

Komfortzone nicht verlassen: die Folgen

Wer seine Komfortzone nicht verlässt, beraubt sich einiger positiver Erfahrungen und/oder Veränderungen. Starr in seiner Komfortzone zu verharren, kann hingegen noch weitere nachteilige Folgen haben:

  1. Alles bleibt beim Alten: Für viele ist genau das ein Grund, die Komfortzone nicht zu verlassen. Sie haben sich so schön in ihrem alltäglichen Trott eingerichtet, dass das Leben förmlich auf Autopilot läuft. Das kostet keine Anstrengung und ist komfortabel. Wer so denkt, schränkt sich jedoch selbst ein – und das freiwillig. Menschen, die ihre Komfortzone nicht verlassen möchten, machen keine neuen Erfahrungen. Sie leben in Routinen und festgefahrenen Strukturen. Auf die Dauer kann das sehr ermüdend sein. Denn was uns im Leben beflügelt, ist neuer Input. Der fehlt jedoch, wenn man nicht bereit ist, eingetretene Pfade zu verlassen, sondern jeden Tag streng nach Schema F angeht.
  2. Du entwickelst dich nicht weiter: Ausbleibende neue Reize bedeuten auch, dass wir uns als Persönlichkeiten nicht weiterentwickeln können. Wer in seiner Komfortzone verharrt, möchte das häufig auch gar nicht. Man hat sich damit eingerichtet, wie man ist. Daran etwas zu ändern, würde eine Menge Anstrengung und Kraft kosten. Die kann man nur selten aufbringen, weil man in dem langweiligen, ermüdenden Trott gefangen ist – ein Teufelskreis.
  3. Du lässt dich von deinen Ängsten leiten: Statt neue Dinge anzugehen, lässt du dich von deinen Ängsten beeinflussen und von jedem neuen Vorhaben abbringen. Wenn du deine Komfortzone nicht verlässt, wirst du daher nicht die Erfahrung machen, dass du deinen Ängsten entgegentreten und aktiv etwas dagegen unternehmen kannst. Damit raubst du dir auch die Gelegenheit, etwas für dein Selbstbewusstsein zu tun. Wenn du stattdessen aktiv etwas gegen deine Ängste und Vorbehalte unternimmst und damit erfolgreich bist, kann das deinem Selbstwertgefühl einen wahren Schub geben.

Die Komfortzone in der Psychologie: das Komfortzonenmodell

Die Komfortzone ist ein individuelles Konstrukt. Das bedeutet, dass die Komfortzone von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Wo die Grenzen der eigenen Komfortzone liegen, hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Schüchterne Menschen müssen zum Beispiel ihre Komfortzone schon dann verlassen, wenn sie fremde Personen auf der Straße nach dem Weg fragen sollen – während die gleiche Situation für extrovertierte Zeitgenossen überhaupt kein Problem darstellt.

In der Psychologie und Pädagogik kennt man das sogenannte Komfortzonenmodell, das auch 3-Zonen-Modell oder 3-Sektoren-Modell genannt wird. Damit versucht man zu beschreiben, welche Faktoren gegeben sein müssen, damit Personen sich individuell weiterentwickeln können.

Die drei Zonen, die dabei eine wichtige Bedeutung haben, sind:

  1. Komfortzone: Wer sich in der Komfortzone befindet, fühlt sich sicher und kennt sich mit den Abläufen aus. Ihn überrascht nichts, denn er weiß ziemlich sicher, was auf ihn zukommt. Die Komfortzone ist nämlich von (festgefahrenen) Gewohnheiten und Routinen geprägt.
  2. Lernzone: Wenn sich Menschen in die Lernzone begeben, bekommen sie die Chance, persönlich zu wachsen. Denn anders als in der Komfortzone begeben sie sich nun auf unbekanntes Terrain. Man kann sich nun nicht mehr auf die Routinen der Komfortzone verlassen, sondern muss sich neuen Situationen und Herausforderungen stellen. Das kann Angst machen, birgt auf der anderen Seite aber auch großes Potenzial. Denn in der Lernzone kann man neue Dinge ausprobieren und mit jeder neuen Herausforderung wachsen.
  3. Panikzone: Wer sich zu viel zumutet, schießt über die Lernzone hinaus und landet in der Panikzone. Auch diese Zone trägt einen sprechenden Namen. Sie heißt so, weil Personen, die sich in dieser Zone befinden, tatsächlich Panik und Angstattacken bekommen können. Sie haben ihre Komfortzone verlassen und sich so viel zugemutet, dass sie nun völlig orientierungslos sind. Was in der Lernzone noch positiv war, weil man an der Herausforderung wachsen konnte, kehrt sich in der Panikzone ins Negative um. Die neue Situation ist derart überwältigend, dass man am liebsten kapitulieren und sich zurück in seine Komfortzone flüchten würde.

Komfortzone verlassen: Diese Ideen können helfen

Der Trick, um persönlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, liegt also darin, sich von der Komfortzone in die Lernzone zu begeben und von dort aus seine Grenzen von Mal zu Mal ein bisschen weiter zu verschieben. Im Idealfall so weit, dass die Panikzone immer kleiner wird.

Das würdest du gerne einmal ausprobieren? Dann können wir dir folgende Tipps empfehlen, mit denen du nach und nach deine Komfortzone verlassen kannst:

  1. Ist-Zustands analysieren: Dieser Schritt bietet sich bei recht vielen Problemen an. Zunächst solltest du dir Gedanken darüber machen, wo du aktuell stehst. Was hält dich davon ab, deine Komfortzone zu verlassen? Wo möchtest du gerne hin, wenn es die Panikzone nicht geben würde?
  2. Unterstützung suchen: Wenn du genau weißt, wo du aktuell stehst und wo du stattdessen hinmöchtest, ist schon viel gewonnen. Suche dir nun Menschen, die dich auf deinem Weg unterstützen können. Das können zum Beispiel Arbeitskollegen sein, die ein ähnliches Ziel verfolgen. Im Privatleben kannst du Freunde oder deine Familie darum bitten, dich zu unterstützen und wo es geht zu helfen. Deine bessere Hälfte könnte beispielsweise morgens den Autoschlüssel verstecken, so wärst du gezwungen, morgens mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Damit verlässt du zwar nicht freiwillig deine Komfortzone, aber du verlässt sie. Und das wird jedes Mal ein kleines bisschen leichter.
  3. Einen klaren Plan haben: Eine klare Struktur kann dabei helfen, die Komfortzone zu verlassen. Denn sich aus dem lieb gewonnen Trott herauszubewegen, kostet Anstrengung. Wenn du gleichzeitig damit beschäftigt bist, deine täglichen Pflichten im Kopf zu behalten, hast du weniger geistige Kapazität frei, um dich auf den anstehenden Schritt raus aus der Komfortzone vorzubereiten. Versuch daher, dir jeden Abend kurz vor Feierabend eine To-Do-Liste anzulegen, auf der du die Aufgaben für den nächsten Tag festhältst. Wenn du weißt, wie du in deinen Tag startest und die Routineaufgaben schnell abgearbeitet hast, kannst du den nächsten Schritt angehen und dich aus der Komfortzone herauswagen.
  4. Sich selbst belohnen: Wenn es dir gelungen ist, deine Komfortzone zu verlassen, solltest du dich belohnen. Wenn du mit dem Rad zur Arbeit gefahren bist, kannst du dir in der Mittagspause beispielsweise eine Kugel Eis gönnen – dank der zusätzlichen Bewegung kannst du dir das erlauben. Mit diesem Vorgehen sorgst du für positive Verstärkung. Du konditionierst dich damit selbst, deine Komfortzone immer wieder zu verlassen, weil du weißt, dass auf der anderen Seite eine Belohnung auf dich wartet.

Bildnachweis: Black Salmon / Shutterstock.com


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