Eine Frau hält sich die Ohren zu, sie ist konfliktscheu

Bist du konfliktscheu? So findest du es heraus

Konflikte und Auseinandersetzungen gehören zum Leben dazu. Doch manche Menschen versuchen, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden. Einige, weil sie konfliktscheu sind, andere weil sie harmoniesüchtig sind. Dabei zeigt sich: Konfliktvermeidung kann der Grund für Konflikte sein. Woran du erkennst, ob du konfliktscheu bist und was du dagegen tun kannst, liest zu jetzt.

Bin ich konfliktscheu? Schau auf diese Verhaltensweisen

Wenn du wissen möchtest, ob du konfliktscheu bist, solltest du darauf achten, ob du bestimmte Verhaltensweisen zeigst. Ein offensichtliches Verhalten ist es, wenn du Konflikten aus dem Weg gehst und andere nicht auf Dinge ansprichst, die dich stören.

Die meisten Menschen schaffen es jedoch nicht für immer, ihren Frust zurückzuhalten. Früher oder später kommt es daher zu einem weiteren Kennzeichnen der Konfliktscheu: dem explosionsartigen Wutausbruch. Ob sich dieser am Arbeitsplatz zuträgt oder man sich so lange zusammenreißen kann, bis man zuhause angekommen ist, hängt von der eigenen Persönlichkeit ab.

Konfliktvermeidung hat Nachteile

Konfliktscheu zu sein, heißt im schlimmsten Fall also, dass man Konflikte durch sein Verhalten erst heraufbeschwört. Ein Beispiel: Am Arbeitsplatz stört dich schon wochenlang, dass ein Kollege seine benutzte Kaffeetasse grundsätzlich auf die Spülmaschine stellt, statt sie wegzuräumen. Weil du jedoch recht konfliktscheu bist, ärgerst du dich im Stillen und räumst seine Tasse eben selbst in die Spülmaschine. Nach und nach nervt dich das Verhalten deines Kollegen immer mehr. Du sagst aber nichts dazu – du möchtest ja einen Konflikt vermeiden.

Mit ziemlicher Sicherheit wirst du früher oder später deinen Frust über sein Verhalten entladen. Wo das passiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Gut ist es aber in keinem Fall.

Konfliktvermeidung am Arbeitsplatz führt zu Problemen

Konfliktscheue Menschen haben ein Problem damit, ihre Bedürfnisse, Vorstellungen und Interessen deutlich zu kommunizieren. Das allein wäre schon problematisch genug, denn eine gute Arbeitsbeziehung besteht gerade darin, dass man offen und wertschätzend über verschiedene Ansichten oder Probleme sprechen kann.

Werden kleinere Meinungsverschiedenheiten nicht angesprochen, können Konflikte eskalieren. Die konfliktscheue Person geht davon aus, dass die anderen Kollegen doch merken müssen, was sie möchten. Die meisten Kollegen ahnen aber gar nicht, dass die Person ihre Meinung nicht sagt, sondern gehen davon aus, dass für sie alles in Ordnung ist. Das Ergebnis: Die konfliktscheue Person ärgert sich immer mehr und denkt, dass sich die Kollegen gar nicht kollegial oder sogar ignorant verhalten.

Konfliktvermeidung schadet der Karriere

Konfliktscheue Menschen sabotieren sich mit ihrem Verhalten letztlich selbst. Sie schaffen es nämlich nicht, ihre eigenen Vorstellungen klar zu kommunizieren. Das hat zur Folge, dass sie sich selbst im Weg stehen und ihr berufliches Vorankommen verhindern.

All das ist natürlich kein erstrebenswerter Zustand und so zeigt sich die Konfliktvermeidung mancher Personen in passiv-aggressivem Verhalten. Als Reaktion auf die Unfähigkeit ihrer Umgebung, neigen sie zu bissigen Bemerkungen oder kommentieren manche Dinge mit satirisch-zynischem Unterton. 

Konfliktscheue überwinden: Diese Tipps können helfen

Auf den ersten Blick scheint es ganz vorteilhaft zu sein, wenn eine Person konfliktscheu ist. Dass das so pauschal nicht stimmen muss, zeigen die Beispiele oben. Konfliktvermeidung kann im Gegenteil sogar der Grund für verstärkte Auseinandersetzungen und Streitigkeiten am Arbeitsplatz sein.

Noch dazu hat die Vermeidungsstrategie für die konfliktscheue Person in der Regel mehr Nach- als Vorteile. Erfahre hier, wie du richtig mit Konflikten umgehst.

Eigenes Verhalten anerkennen

Wie bei den meisten Verhaltensänderungen musst du zunächst einsehen, dass die Konfliktvermeidung ein Problem ist. Unter Umständen ist dir gar nicht klar, dass dein zurückhaltendes Verhalten der Grund dafür ist, dass es immer wieder zu größeren Auseinandersetzungen in deinem Privat- und beruflichen Leben kommt.

Solltest du dich in den oben beschriebenen Beispielen und Verhaltensweisen wiederfinden, heißt der erste Schritt Selbstreflexion. Versuche, dich genau zu beobachten, und notiere dir Situationen und Begebenheiten, die dich besonders stören, in denen du dich aber zurückhältst, statt deine Meinung offen anzusprechen. Weißt du, wo deine größten Schwächen liegen, hast du einen ersten Ansatzpunkt, um daran zu arbeiten.

Kollegen um Feedback bitten

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung klaffen mitunter deutlich auseinander. Besonders bei Personen, die zur Konfliktvermeidung neigen. Es kann dir helfen, deine Kollegen und dein privates Umfeld um ehrliches Feedback zu bitten. Frage ganz konkret danach, wie sie dein Verhalten wahrnehmen. Fällt ihnen überhaupt auf, dass du mit manchen Sachen nicht einverstanden bist, aber nichts dazu sagst?

Erkundige dich danach, ob sie bemerken, wann du passiv-aggressiv reagierst. Sehr wahrscheinlich bringen sie deine Konfliktscheu nämlich nicht mit deinem übrigen Verhalten in einen Zusammenhang, sondern schieben deine schnippischen Kommentare eher auf allgemein schlechte Laune.

Je mehr du darüber erfährst, wie du von anderen wahrgenommen wirst und an welcher Stelle dein Verhalten das Gegenteil von dem auslöst, was du damit bezweckst, desto besser. Höre dir das Feedback genau an und denk zuhause noch einmal in aller Ruhe darüber nach.

Kleine Ziele setzen

Im nächsten Schritt geht es darum, deine Konfliktscheu in kleinen Schritten zu überwinden. Such dir dazu Situationen aus, in denen du im kleinen Kreis Rückmeldung geben kannst.

Du könntest zum Beispiel den Kollegen mit der Kaffeetasse ganz unverfänglich in der Kaffeeküche in ein Gespräch verwickeln. In diesem Gespräch erwähnst du, dass du immer wieder eine Tasse wegräumen musst. Im Normalfall sollte diese Bemerkung reichen und der Kollege merkt, dass er sich in Zukunft selbst um seine Tasse kümmern muss.

Für dich ist dieses informelle Gespräch unter Kollegen eine gute Gelegenheit, deine Konfliktscheue zu überwinden. Suche dir in Zukunft immer wieder solche Situationen aus, in denen du ohne großen Druck üben kannst, Rückmeldung zu geben und deine Sicht der Dinge zu formulieren.

Je öfter du das machst, umso mehr Selbstvertrauen bekommst du und kannst dich nach und nach an die wirklich großen Aufgaben herantasten. Irgendwann, mit hartnäckiger Übung, gelingt es dir dann, auch vor versammeltem Kollegenkreis etwas zu thematisieren, das dich stört.

Bildnachweis: Anastasia_Vishn / Shutterstock.com


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