Konstruktive Kritik äußern: Formulierungen & Tipps
Personen, die konstruktive Kritik äußern können, sind in Gesprächen im Vorteil. Denn konstruktive Kritik hat deutlich bessere Chancen, vom Gesprächspartner gehört zu werden. Hier erfährst du, wie es auch dir gelingt, wertschätzend Rückmeldung zu geben, und wie du besser auf Kritik reagierst.
Konstruktive Kritik: Was versteht man darunter?
Konstruktive Kritik ist gut gemeinte Kritik, die darauf hinweist, was der Gesprächspartner verbessern könnte. Wer konstruktiv Kritik übt, der spricht an, dass etwas nicht optimal läuft oder dass die andere Person schon auf einem guten Weg ist, es jedoch noch ein Verbesserungspotenzial gibt. Zentral bei der konstruktiven Kritik: Sie ist immer wertschätzend formuliert und zielt darauf ab, dass sich die andere Person wirklich verbessern kann.
Ein zweiter, ebenfalls wichtiger Bestandteil dieser Art von Kritik ist der mitgelieferte Lösungsansatz. Heißt: Bei der konstruktiven Kritik spreche ich nicht nur offen, wertschätzend und respektvoll an, dass Dinge nicht optimal laufen. Gleichzeitig gebe ich der Person Ratschläge mit auf den Weg, was sie in Zukunft verbessern kann.
Beispiele für konstruktive Kritik
Konstruktive Kritik erkennst du daran, dass sie zum Beispiel so formuliert ist:
- „Herr Meier, mir ist aufgefallen, dass Sie hin und wieder bei Präsentationen diesen Fehler machen… Ich denke, dass sich der Fehler leicht beheben lässt. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass …“
- „Tom, bei deiner E-Mail ist mir aufgefallen, dass du den Punkt XY nicht ausführlich erklärst. Mir würde es helfen, an dieser Stelle mehr Informationen zu bekommen. Das Thema ist sehr komplex. Mit weiteren Informationen machst du es für den Leser leichter.“
- „Frau Müller, ich habe mir Ihren Vorschlag angesehen und anderslautende Empfehlungen dazu gefunden. Was halten Sie davon, wenn wir auch diese Perspektive in die Betrachtung einbeziehen?“
Die verschiedenen Arten von Kritik
Das Gegenteil von konstruktiver Kritik ist destruktive Kritik. Solche Kritik zielt nicht darauf ab, dass die andere Person Hinweise darauf erhält, wie sie sich verbessern kann. Destruktive Kritik ist stattdessen auf Abwertung ausgelegt. Es geht darum, der anderen Person die Schuld für bestimmte Verfehlungen zu geben oder vielleicht auch einfach die eigene schlechte Laune an dieser Person auszulassen.
Beispiele für destruktive Kritik
Destruktive Kritik ist häufig verallgemeinernd und wertend. Du erkennst diese Form der Kritik zum Beispiel an folgenden Formulierungen:
- „Das ist ja mal wieder typisch für Sie.“
- „Immer machst du diesen Fehler!“
- „Schon wieder kann ich mich nicht auf dich verlassen.“
- „Noch nie hast du die Zahlen rechtzeitig geliefert!“
- „Können Sie mir sagen, was Sie sich dabei gedacht haben?“
Positive und negative Kritik
Vergleichbar ist auch Gegensatzpaar aus positiver und negativer Kritik. Positive Kritik nehmen wir häufig gar nicht als Kritik wahr. Denn in unserem Sprachgebrauch ist mit Kritik gemeint, dass wir auf Verfehlungen oder ausgelassene Chancen hingewiesen werden. Positive Kritik meint das aber gerade nicht. Werden wir positiv kritisiert, hebt unser Gesprächspartner Dinge hervor, die gut gelaufen sind. Nehmen wir zum Beispiel an, dass du einen wichtigen Teil dazu beigetragen hast, dass ein Neukunde einen Liefervertrag unterschrieben hat. Dein Chef könnte das positiv erwähnen und dich für deinen Einsatz loben.
Das wäre eine positive Form der Kritik. Denn Kritik per se ist zunächst weder gut noch schlecht. Formal ist damit nur gemeint, dass bestimmte Dinge bewertet werden. Bewertet dein Chef deinen Einsatz für den Neukunden, kritisiert er dich – und zwar wertfrei, obwohl dies umgangssprachlich oft anders konnotiert ist. Tut er das lobend, übt er deshalb positive Kritik.
Negative Kritik ist das Gegenteil davon. Bei negativer Kritik spricht dein Chef zum Beispiel an, dass er sich wünscht, dass du bei Terminen mit Neukunden deine Expertise stärker einbringst. Ein Neukunde hat nach einer eher enttäuschenden Performance nämlich nicht unterschrieben. Diese Form der Kritik ist negativ, was jedoch nicht bedeutet, dass sie automatisch destruktiv ist.
Die Art und Weise, wie dein Chef negatives Feedback formuliert, unterscheidet destruktive und konstruktive Kritik. Formuliert er das negative Feedback wertschätzend und respektvoll und liefert Lösungsvorschläge, ist der Rüffel zwar immer noch nicht schön, doch wenigstens weißt du, wie du dich in Zukunft verhalten sollst.
Schreit dein Chef dich dagegen an und wird schon fast cholerisch, während er all das (und noch mehr) aufzählt, was du falsch gemacht hast, kann man nicht mehr von einem wertschätzenden Feedback sprechen. In diesem Fall geht es ihm vermutlich in erster Linie darum, seinem Ärger Luft zu machen.
Diese Faktoren machen konstruktive Kritik aus
Konstruktive Kritik ist die Art von Feedback, die uns dabei hilft, besser zu werden. Und das wünschen sich viele Menschen.
Versuche also, anderen Menschen eine gleichermaßen konstruktive wie wertschätzende Rückmeldung zu geben. Das wirkt sich positiv auf dein Ansehen als Gesprächspartner aus und trägt außerdem dazu bei, dass du mit gutem Beispiel vorangehst. Mit etwas Glück etabliert sich konstruktives Feedback innerhalb des gesamten Unternehmens.
Was musst du beachten, um konstruktiv Kritik zu üben? Das ist wichtig, wenn du Kritik richtig äußern möchtest:
- Sachlich: Das Verhalten, das du kritisieren möchtest, muss objektiv erkennbar sein. Was soll dein Gesprächspartner ändern, wenn du dich auf vage Gefühle oder subjektive Eindrücke beziehst? Er wird sehr wahrscheinlich nicht verstehen, worum es dir geht, und kann daher die Kritik auch nicht annehmen.
- Respektvoll: Die Tonlage und unser Sprechausdruck haben großen Einfluss darauf, wie Kritik aufgenommen wird. Du solltest daher versuchen, deine Kritik sachlich und respektvoll vorzutragen. Ein hämischer Unterton hat bei konstruktiver Kritik nichts zu suchen.
- Auf den Punkt: Konstruktive Kritik sollte klar und deutlich formuliert sein. Dazu gehört, dass du nicht lange um den heißen Brei herumredest. Mache stattdessen unmissverständlich klar, was dir aufgefallen ist und was dein Gegenüber besser machen kann.
- Wohlwollend: Dein Gesprächspartner muss erkennen können, dass es dir wirklich darum geht, Verbesserungen anzustoßen. Achte darauf, dass du eine Lösung oder zumindest einen Verbesserungsvorschlag parat hast, wenn du deine Kritik äußerst.
Folgende Fragen können dir dabei helfen, dein Feedback zu strukturieren und schon im Vorhinein zu entscheiden, ob deine Kritik wirklich konstruktiv ist oder eher destruktiv aufgefasst werden könnte:
- Was möchte ich konkret sagen? Was ist mir aufgefallen? Was stört mich besonders?
- Kann ich das Problem in einigen wenigen Worten zusammenfassen?
- Wer ist verantwortlich dafür, dass das Problem aufgetreten ist? Hin und wieder geben wir Personen die Schuld, obwohl diese letztlich nur falschen Anweisungen ausgeführt haben. Sie dafür verantwortlich zu machen, hat nichts mit konstruktiver Kritik zu tun. Du musst stattdessen den Verantwortlichen für den Fehler finden.
- Welchen Vorschlag habe ich, um das Problem zukünftig zu verhindern oder zu beheben?
- Müssen weitere Mitarbeiter informiert werden oder schafft es der betreffende Mitarbeiter allein?
Konstruktive Kritik annehmen
Viele von uns gehen in Abwehrhaltung über, wenn sie kritisiert werden. Das ist verständlich. Denn so wollen wir signalisieren, dass uns der Fehler nicht unterlaufen ist, weil wir unachtsam waren oder weil uns das Ergebnis egal wäre.
Allerdings führt eine abwehrende und beschwichtigende Haltung dazu, dass wir wichtige Kritik nicht annehmen (können). Wir sind eher damit beschäftigt, uns zu verteidigen und zu erklären.
Dabei verpassen wir eine wichtige Chance: Und zwar uns anzuhören, welche Vorschläge unser Gesprächspartner hat. Denn konstruktive Kritik ist immer mit einem Lösungsansatz verbunden. Und wer sich verbessern möchte, sollte sich solche Vorschläge anhören.
Das gelingt aber nicht, wenn wir hauptsächlich damit beschäftigt sind, uns zu rechtfertigen. Was hilft? Zum Beispiel diese Tipps:
- Sich selbst Zeit geben: Gesprächsmuster, die man über viele Jahre verinnerlicht hat, sind von heute auf morgen kaum zu ändern. Der erste Schritt besteht also darin, genau das einzusehen. Lasse dir Zeit bei dem Vorhaben und gestehe dir auch Rückschläge zu. Wichtig ist, dass du erkannt hast, dass du etwas ändern musst und willst. Der Rest kommt nach und nach.
- Gesprächspartner ausreden lassen: Konzentriere dich vermehrt darauf, deinen Gesprächspartner ausreden zu lassen. Wir tendieren dazu, uns schon zu rechtfertigen, bevor unser Gegenüber ausgesprochen hat. Unser Gegenüber im Gespräch zu unterbrechen, wäre ja schon schlimm genug. Aber die zusätzliche Rechtfertigung führt außerdem dazu, dass wir nicht mehr richtig zuhören. Wir sind stattdessen damit beschäftigt, uns Entschuldigungen zurechtzulegen. Und währenddessen hören wir nicht wirklich, was unser Gesprächspartner zu sagen hat.
- Nicht persönlich nehmen: Der Wunsch, sich zu rechtfertigen, kommt häufig daher, dass wir Kritik allzu persönlich nehmen. Das ist eine Eigenschaft, die sich nur mit sehr viel Geduld abtrainieren lässt. Unter Umständen kann es helfen, sich klarzumachen, dass konstruktive Kritik nicht dazu da ist, uns niederzumachen oder zu schmähen. Die meisten Menschen wollen mit ihrer Kritik niemanden angreifen.
- Kritik reflektieren: Nach dem Gespräch solltest du dir etwas Zeit nehmen, um über die wichtigsten Gesprächspunkte nachzudenken. Du kannst dir auch ein kleines Notizbuch zulegen, in welchem du Rückmeldungen festhältst. Schau dir deine Aufzeichnungen mit etwas Abstand noch einmal an. Kannst du das Feedback nachvollziehen? Wenn ja, versuche Lehren daraus abzuleiten. Fällt dir selbst auf, was du verbessern könntest? Dann ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung gemacht und die konstruktive Kritik hat ihr Ziel erreicht.
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