Ein Mann misst beim Schneiden von Gras, was ist Perfektionismus?

Perfektionismus überwinden: So kann es gelingen

Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die besonders Arbeitgeber schätzen, denn perfektionistisch veranlagte Mitarbeiter wollen sehr gute Arbeit abliefern. Sie sind oft äußerst zielstrebig, motiviert und an herausragenden Ergebnissen interessiert. Jedoch ist Perfektionismus nicht immer positiv. Er kann sich als Schwäche entpuppen, wenn er übertrieben wird. Woran man übertriebenen Perfektionismus erkennt und wie man diesen ablegen und überwinden kann, haben wir uns hier genauer angesehen.

Perfektionismus: Der schmale Grat zwischen Pedanterie und Exzellenz

Arbeitgeber freuen sich häufig, wenn ihren Mitarbeitern Perfektionismus wichtig ist.

Übertreiben es die Beschäftigten jedoch mit dem Perfektionismus, wird die Leistung nicht unbedingt besser. Im Gegenteil: Wenn der Perfektionismus zu stark ausgeprägt ist, könnte es sein, dass zugesagte Deadlines nicht eingehalten werden oder Kollegen auf die Vorarbeiten des perfektionistischen Mitarbeiters warten müssen und deshalb mit ihrer eigenen Arbeit nicht vorankommen.

Übertriebener Perfektionismus wird daher häufig kritisiert: Er hält andere Menschen davon ab, ihre Arbeit so zu erledigen, wie sie es möchten, oder kratzt sogar am Selbstbewusstsein der Kollegen.

Neigt der perfektionistische Kollege nämlich dazu, nicht nur bei sich selbst höhere Maßstäbe anzusetzen, sondern auch die Arbeit seiner Kollegen zu kritisieren, weil sie in seinen Augen verbesserungswürdig ist, könnte das einigen Beschäftigten zusetzen.

Selbst wenn sie sich und ihre Leistung aufgrund der Kommentare des Kollegen nicht hinterfragen, ist derart exzessiv ausgelebter Perfektionismus in vielen Fällen ein Grund für Konflikte am Arbeitsplatz. Andere Kollegen lassen sich bestimmt nicht gern von einem übertrieben perfektionistischen Kollegen kritisieren.

Perfektionismus als Schwäche: Betroffene können darunter leiden

Übertriebener Perfektionismus kann sich als echte Schwäche entpuppen. Er kann dazu führen, dass sich die betroffene Person unter Druck setzt und sich mehr Arbeit aufbürdet, als gut für ihre Gesundheit wäre – körperlich und geistig. Es entsteht ein ständiger Kreislauf aus Selbstkritik und dem Streben nach noch mehr Perfektion.

Dieser wiederum führt dazu, dass sich der Perfektionist eine ganze Menge Druck und Stress macht, um immer bessere Arbeit abzuliefern. Gönnt er sich nicht die nötige Auszeit, kann das zu Angstzuständen und schließlich sogar zu Depressionen führen.

Und selbst dann, wenn es gar nicht so weit kommt, dass der Perfektionist stark körperlich belastet ist, hat übertriebener Perfektionismus in vielen Fällen unschöne Konsequenzen.

Personen, die nach Perfektionismus im Job oder zum Beispiel auch im Sport streben, wenden viel Zeit dafür auf, bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Diese Zeit fehlt dann für andere Dinge, wie zum Beispiel Freunde und Familie. Und genau die könnten sich vernachlässigt fühlen, was die zwischenmenschlichen Beziehungen erheblich belasten könnte.

Perfektionismus kann also immer dann als Schwäche betrachtet werden, wenn er den Perfektionisten in seinem täglichen Leben beeinträchtigt und ihn daran hindert, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Anspruch und nötiger Auszeit zu finden.

Guter und schlechter Perfektionismus: Die Unterschiede

Es gibt zwei Formen des Perfektionismus, die es zu unterscheiden gilt:

  1. Negativer Perfektionismus: Diese Art des Perfektionismus kann für den Perfektionisten aber auch für sein Umfeld unschöne Folgen haben. Man geht davon aus, dass sich dieser Perfektionismus aus falschen Motiven heraus entwickelt. Denn Grund für das Streben nach Verbesserung ist nicht eine innere, intrinsische Motivation, sondern eher Angst vor Versagen oder Druck von außen. Der Perfektionismus führt oft dazu, dass sich diese Personen unrealistische Ziele setzen, weil sie hoffen, dadurch ihr Umfeld beeindrucken zu können. Da sich diese Ziele jedoch nur selten erreichen lassen, wird durch den negativen Perfektionismus ein Teufelskreis in Gang gesetzt, sodass die Person schließlich unzufrieden mit sich und ihrer Leistung ist. Kombiniert wird dieses Gefühl häufig mit überzogener Selbstkritik.
  2. Positiver Perfektionismus: Ist der Perfektionismus dagegen durch intrinsische Motivation hervorgerufen, kann er sich als durchaus förderlich erweisen. Die aus sich selbst heraus motivierten Perfektionisten streben zwar auch danach, möglichst optimale Ergebnisse zu erzielen, überfordern sich dabei aber nicht. Sie haben gelernt, sich Ziele zu setzen, die zwar ambitioniert, aber durchaus zu erreichen sind. So schaffen sie es, sich ständig selbst zu motivieren, ihr Bestes zu geben. Damit haben sie in vielen Fällen Erfolg, was wiederum dazu führt, dass sie sich immer mehr zutrauen und auch immer mehr erreichen. Diese Perfektionisten sind daher nicht nur im Beruf erfolgreich, sondern in der Regel auch in ihrem Privatleben glücklich, eben weil ihnen viel von dem gelingt, was sie sich vorgenommen haben.

Perfektionismus ablegen: Beispiele für Methoden und Tricks

Das Hauptproblem von Perfektionisten besteht in vielen Fällen darin, dass sie oft extrem viel Zeit dafür aufwenden, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Was sie dabei jedoch häufig übersehen: Die Ergebnisse müssen oft gar nicht zu 100 Prozent perfekt sein. In einigen Bürojobs reicht es aus, wenn man im ersten Schritt einen Entwurf für das Konzept oder die Präsentation vorstellt. Danach folgt in der Regel ohnehin zuerst noch die Rückmeldung des Vorgesetzten oder der übrigen Kollegen oder Kunden, bevor man das Konzept oder die Präsentation erneut überarbeitet.

Dennoch gibt es natürlich einige Berufe, bei denen ein erstes näherungsweises Ergebnis völlig inakzeptabel wäre. So darf beispielsweise ein Arzt eine Operation im ersten Schritt nicht nur zu 80 Prozent perfekt ausführen, um dann im nächsten Schritt nachzubessern.

Wer jedoch einen der Berufe ausübt, in denen eine solche Perfektion nicht notwendig ist, und außerdem dazu neigt, in negativen Perfektionismus zu verfallen, der sollte sich unsere Tipps und Beispiele ansehen und etwas unternehmen, wenn sich der Perfektionismus als Schwäche entpuppt:

  1. Sich realistische Ziele setzen: Danach zu streben, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, ist löblich. Eine gute Performance hängt aber auch davon ab, ob man es schafft, erreichbare Ziele zu definieren. Alles andere hemmt die Motivation und ist ein Grund dafür, dass man es nicht schafft, seine Arbeit effektiv zu erledigen.
  2. Aufgaben priorisieren: Um sich realistische Ziele zu setzen, sollte man in der Lage sein, wichtige von eher unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Es macht durchaus einen Unterschied, wenn man sich darauf fokussiert, zunächst die Aufgaben zu bearbeiten, die den meisten Nutzen bringen. Sind diese Aufgaben erledigt und ist danach noch Zeit, kann man sich immer noch der Kür, also den Dingen zuwenden, die nicht unbedingt notwendig ist. Das Pareto-Prinzip ist eine Methode, die auf diesen Überlegungen fußt. Es besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent Aufwand erzielt werden. Diese 20 Prozent ausfindig zu machen, die den größten Impact haben, kann einen großen Unterschied machen. Konzentriert man sich nämlich nur auf diese 20 Prozent, schafft man es, mit relativ wenig Einsatz schon einen Großteil der Aufgabe zu erledigen. Im nächsten Schritt hat man dann noch genügend Kapazitäten, um sich darum zu kümmern, dass das Ergebnis möglichst perfekt wird.
  3. Zeitmanagement-Methoden nutzen: Perfektionismus führt in manchen Situationen dazu, dass man sich bei der Erledigung von Aufgaben verschätzt. Effektives Zeitmanagement ist daher nicht nur, aber auch für Perfektionisten wichtig. Die Eisenhower-Matrix und die Pomodoro-Technik sind erprobte Methoden, um seine Zeit zu strukturieren und anstehende Aufgaben zu planen. Daneben gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, seine Zeit effektiv einzuteilen. Personen, die zu übertriebenem Perfektionismus neigen, sollten verschiedene Techniken ausprobieren, um herauszufinden, welche ihnen am meisten hilft.
  4. Abschließen lernen: Im Arbeitsalltag ist man nur selten allein für das Endergebnis verantwortlich. Mal müssen die Kollegen noch Zahlen liefern, mal muss der Vorgesetzte sein Okay geben. Das führt dazu, dass das Ergebnis (besonders in diesen Fällen) selten so ausfällt wie ursprünglich geplant. Perfektionisten müssen lernen, das zu akzeptieren und sich von scheinbar unfertigen Ergebnissen nicht verrückt machen zu lassen. Auch dann, wenn es ihnen schwerfällt. Das ist mitunter ein langwieriger Lernprozess, der sich jedoch lohnt.
  5. Achtsamkeit trainieren: Perfektionismus kann in eine Falle führen. Gerade Personen, die sich immer und immer wieder zu Höchstleistungen antreiben, übertreiben es manchmal. Gerade dann kann es wichtig sein, den Perfektionismus abzulegen und sich um sich selbst zu kümmern. Regelmäßige Pausen, aber auch Arbeitsergebnisse zu akzeptieren, die nicht zu 100 Prozent perfekt sind, können helfen. Nur so gelingt es, hin und wieder durchzuatmen und neue Energie zu tanken. Das ist wichtig, um einem Burn-out vorzubeugen.

Bildnachweis: Andrey_Popov / Shutterstock.com


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