Ein Mann ist erschreckt während er lernt, was ist Prüfungsangst?

Prüfungsangst: Gründe, Symptome und Tipps zur Überwindung

Prüfungsangst ist ein Phänomen, das viele Menschen betrifft – unabhängig von Alter, Bildungsstand und Erfahrung. Die bevorstehende Prüfungssituation löst bei den Betroffenen ein Gefühl von Nervosität, Unsicherheit und Stress aus. Prüfungsangst kann sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden auswirken und in manchen Fällen sogar zu ernsthaften psychischen Problemen wie Panikattacken führen. Wir haben uns mit den Ursachen und Auswirkungen von Prüfungsangst beschäftigt und geben Tipps, wie man Prüfungsangst überwinden kann und wann es besser ist, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen.

Prüfungsangst: Was versteht man unter diesem Phänomen?

Menschen, die unter Prüfungsangst leiden, fürchten sich vor Situationen, in denen ihre Leistung bewertet wird. Die Angst kann so schlimm sein, dass sie nicht so leistungsfähig sind, wie sie sein könnten. So erreichen sie beispielsweise in Klausuren oder mündlichen Prüfungen nicht die Ergebnisse, die sie aufgrund ihres Wissensstandes erzielen könnten. Stattdessen sind die Ergebnisse zum Teil deutlich schlechter.

Prüfungsangst hat ihren Ursprung häufig darin, dass der Prüfling sich der Situation gegenüber ohnmächtig fühlt. Er kann schließlich nicht selbst darüber entscheiden, was geprüft wird. So wächst die Angst davor, in der Prüfung zu versagen.

Bei einigen Prüflingen wird die Prüfungsangst so schlimm, dass sie sich nicht nur ohnmächtig in der Situation fühlen, sondern das Gefühl haben, als Person beurteilt zu werden. Das schlägt sich auf das eigene Selbstbewusstsein nieder und kann ein Grund dafür sein, dass die Leistungen in der Prüfung noch schlechter werden. Prüfungsangst kann einen Teufelskreis in Gang setzen. Die betroffenen Personen reden sich ein, dass sie in der Prüfung versagen werden – und das geschieht dann in vielen Fällen auch.

Nervosität vor wichtigen Klausuren oder mündlichen Prüfungen ist vollkommen normal. Prüfungsangst hat jedoch eine völlig andere Qualität: Man hat Angst zu versagen. In besonders schlimmen Fällen sieht man sogar seine gesamte Zukunft bedroht. Wenn die mündliche Abiturprüfung schiefläuft oder die Abschlussklausur im Studium nicht wie geplant ausfällt, könnte die anvisierte Karriere schließlich ganz anders verlaufen. All das führt dazu, dass die Prüfungsangst nur noch schlimmer wird.

Angst vor Klausur: Die Symptome der Prüfungsangst

Prüfungsangst kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen.

  1. Körperliche Symptome: Die bevorstehende Prüfung löst bei den Betroffenen Stress aus. Dieser Stress führt dazu, dass der Körper auf die Belastung reagiert: Herzrasen oder ein erhöhter Pulsschlag können typische Symptome sein. Hinzu können Schweißausbrüche und Zittern kommen. Der Grund: Der Körper befindet sich im Fluchtmodus und bereitet sich instinktiv darauf vor, die bedrohliche Situation so schnell wie möglich zu verlassen. Die Anspannung, die aus der Prüfungsangst resultiert, kann außerdem dazu führen, dass man Kopf- und Nackenschmerzen sowie Muskelverspannungen bekommt. Bei anderen Personen schlägt sich die Prüfungsangst auf den Magen-Darm-Trakt nieder und sie bekommen Beschwerden wie Übelkeit, Bauschmerzen und sogar Durchfall. Grundsätzlich können die körperlichen Symptome der Prüfungsangst ganz unterschiedlich sein und in verschiedenen Kombinationen auftreten.
  2. Emotionale Symptome: Die Gefühlswelt kann durch die Prüfungsangst stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Übermäßige Nervosität, Angst bis hin zu Panikattacken können zu den emotionalen Symptomen der Prüfungsangst zählen. Die intensive Beschäftigung damit, zu versagen und der Situation komplett ausgeliefert zu sein, kann Gefühle der Ohnmacht, Wut und Aggression auslösen. Manche wissen sich nicht anders zu helfen, als gereizt und aggressiv zu reagieren. Bei anderen schlägt die Prüfungsangst und die daraus resultierende Ohnmacht in Trauer um, sodass sich sogar depressive Verstimmungen zeigen können.
  3. Typische Verhaltensweisen: Prüfungsangst kann sich auch auf das Verhalten der betroffenen Personen ganz unterschiedlich auswirken. Manche vermeiden den Gedanken an die bevorstehende Prüfung komplett und versuchen sogar, sie zu verdrängen. Das wiederum führt dazu, dass sie sich nicht oder nur unzureichend auf die Prüfung vorbereiten. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass sie in der Klausur oder der mündlichen Prüfung tatsächlich schlecht performen. Bei anderen führt die große Angst vor der anstehenden Prüfung dazu, dass sie sich zurückziehen und sich schon Wochen vor der Prüfung sozial isolieren, um möglichst viel Zeit zur Vorbereitung zu haben. Andere wiederum versuchen, ihre Nervosität und Angst durch Drogen- oder Alkoholkonsum zu bekämpfen. Manche nehmen auch Medikamente ein, um sich zu beruhigen.

Prüfungsangst überwinden: Das hilft bei Angst vor mündlicher Prüfung oder Klausur

Es gibt verschiedene Strategien, die bei Angst vor Prüfungen ausprobiert werden können. Die folgenden Ansätze können je nach Person und konkreter Situation wirksam sein:

  1. Ausreichend Zeit einplanen: Prokrastination führt nur selten dazu, dass man in der Klausur ein gutes Ergebnis erzielt. Vielversprechender ist es dagegen, mit der Vorbereitung rechtzeitig zu starten, um dafür ausreichend Zeit zu haben. Wer rechtzeitig beginnt, kann sich den Prüfungsstoff zudem aufteilen, sodass er sich leicht zwischendurch lernen lässt.
  2. Abwechslungsreiche Methoden nutzen: Abwechslung beim Lernen kann dazu beitragen, dass der Stoff für die Prüfung besser verstanden wird. Und das wiederum kann das eigene Selbstbewusstsein boostern. Der Zusammenhang ist leicht verständlich: Wenn man bereits beim Lernen das Gefühl hat, verstanden zu haben, worum es geht, fühlt man sich selbstsicherer, weil man besser vorbereitet ist. Das kann wichtig sein, um Prüfungsangst zu reduzieren.
  3. Realistische Ziele setzen: Manche Personen tendieren dazu, sich Ziele zu setzen, die nur schwer zu erreichen sind. Das macht Druck und erzeugt Stress – zwei Garanten dafür, dass die Vorbereitung nur mittelmäßig abläuft. Stattdessen kann es hilfreich sein, sich Ziele zu setzen, die mit normaler Vorbereitung zu erreichen sind. Schafft man es, diese Ziele zu erreichen, kann das ebenfalls sehr zuträglich für das eigene Selbstbewusstsein sein. Das Erfolgserlebnis ist gut für die Einstellung zu sich selbst. Viele solcher positiven Erlebnisse ermöglichen wieder einen positiveren Blick auf die eigenen Fähigkeiten. Und wer auf sich selbst vertraut, der hat auch weniger Prüfungsangst.
  4. Entspannungstechniken ausprobieren: Nach der Anspannung und Konzentration, die für die Prüfungsvorbereitung aufgebracht werden muss, sollte man sich ausreichend entspannen. Atemtechniken, Meditation oder beispielsweise progressive Muskelentspannung können helfen, Stress und Nervosität zu reduzieren und entspannter in die Prüfung zu gehen. Auch Sport kann diesen ausgleichenden Effekt haben. Es ist daher in jedem Fall zu empfehlen, nach einer intensiven Lernphase etwas zum Ausgleich zu unternehmen.
  5. Unterstützung suchen: Wer es alleine nicht schafft, seine Prüfungsangst zu überwinden, der sollte sich Unterstützung suchen – zum Beispiel von Schulfreunden, Kommilitonen oder Personen aus dem privaten Umfeld. Manchen hilft es schon, über ihre Sorgen zu sprechen, um die Prüfungsangst ein wenig abzumildern. Mitschüler und Kommilitonen können außerdem bei konkreten Fragen zum Prüfungsstoff helfen, motivieren und Mut für die Prüfung zusprechen. Außerdem können sie gemeinsam Übungsklausuren durchgehen oder für die mündliche Prüfung üben. All das kann zur Beruhigung vor der Prüfung beitragen und die Prüfungsangst reduzieren.

Prüfungsangst: Wann eine Therapie nötig ist

In schweren Fällen von Prüfungsangst helfen die oben genannten Alltagstipps nicht weiter. Dann ist es angebracht, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die folgenden Symptome sollten möglichst von einem Arzt oder einer anderen medizinischen Fachkraft abgeklärt werden, um den Betroffenen an einen Therapeuten zu verweisen oder andere Maßnahmen zu initiieren:

  1. Leidensdruck: Wenn die Person immens unter ihrer Prüfungsangst leidet und die Angst so ausgeprägt ist, dass das tägliche Leben davon beeinträchtigt wird, könnte eine Therapie notwendig werden.
  2. Lebensqualität: Eine Strategie von Personen, die von Prüfungsangst betroffen sind, besteht darin, möglichst viel Zeit für die Vorbereitung aufzubringen. Gegen eine gründliche Vorbereitung ist zunächst nichts einzuwenden. Sollte sie jedoch derart ausarten, dass keine Zeit mehr für ein Sozialleben bleibt, sollte man über Hilfe nachdenken. Führt die Prüfungsangst in die soziale Isolation, gibt es keine Freunde mehr, die helfen könnten oder sich kümmern – und das wiederum kann die gefährliche Spirale weiter verschlimmern.
  3. Dauer: Die Person, die unter Prüfungsangst leidet, hat schon viele Maßnahmen in Eigenregie ausprobiert, wie zum Beispiel Entspannungstechniken und verschiedene Lernstrategien. Trotzdem ist die Prüfungsangst nicht weniger geworden. Wer es alleine nicht schafft, mit dem Problem zurechtzukommen, der muss wahrscheinlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Grundsätzlich gilt aber, dass alle Personen, die sich nicht mehr in der Lage fühlen, die Prüfungsvorbereitung alleine zu bestreiten, und große Angst vor Prüfungen haben, lieber früher als später professionelle Hilfe suchen sollten.

Ein erstes, niederschwelliges Angebot gibt es an vielen Universitäten. Die Hochschulen reagieren auf die Belastung ihrer Studierenden und bieten psychologische Beratungen an. Dort können Betroffene eine erste Einschätzung ihrer Situation erhalten und sich zu Hilfsangeboten beraten lassen.

Auch Hausärzte sind der richtige Ansprechpartner, wenn man über eine Therapie bei Prüfungsangst nachdenkt und dringend nach Beruhigung vor Prüfungen sucht. Wie die individuelle Therapie aussieht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch medikamentöse Behandlungen können in manchen Fällen in Erwägung gezogen werden.

Bildnachweis: Prostock-studio / Shutterstock.com


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