Rücksichtnahme: Wie wichtig sie im Umgang mit Kollegen ist
Das private Handy des Kollegen klingelt unentwegt, er spricht sehr laut am Telefon und noch dazu nervt es ungemein, dass er in der Mittagspause sein frittiertes Essen am Schreibtisch verspeist. Mit anderen Worten: Der Kollege nimmt es mit der Rücksichtnahme nicht so genau. Schade, denn diese Tugend sollte man nicht unterschätzen.
Rücksichtnahme: Was ist das?
„Rücksicht nehmen“ bedeutet, sich selbst zurückzunehmen, also die eigenen Ansprüche und Wünsche für einen kurzen oder längeren Moment hintenanzustellen und anderen Personen den Vortritt zu lassen.
Dazu gehört zum einen Verständnis für andere Menschen und die Fähigkeit zur Empathie. Denn nur, wer sich in die Situation anderer Personen hineinversetzen kann, kann verstehen, welches Verhalten gerade angebracht ist.
Rücksichtnahme kann also zu einem besseren Verhältnis mit den Kollegen beitragen und sich somit äußerst positiv auf das gesamte Betriebsklima auswirken. Kein Wunder, dass Rücksichtnahme ein Soft Skill ist, auf den Personaler Wert legen.
Rücksichtnahme auf Englisch
Auf Englisch und daher auch in Branchen, in denen Businessenglisch verwendet wird, heißt Rücksichtnahme „consideration“. Im Deutschen kann man für das Wort Rücksichtnahme folgende Synonyme verwenden:
- Höflichkeit
- Takt
- Sorgfalt
- Diskretion
- Feingefühl
- Feinfühligkeit
- Zurückhaltung
- Fingerspitzengefühl
Rücksichtnahme: Warum ist sie wichtig?
Ohne Rücksichtnahme gibt es kein angenehmes Betriebsklima und kein gutes Teamgefühl. Im Arbeitsalltag spielt diese Eigenschaft daher eine wichtige Rolle, denn in den meisten Unternehmen müssen sich die Mitarbeiter untereinander abstimmen – und dabei treffen verschiedene Persönlichkeiten aufeinander. Ohne gegenseitige Rücksichtnahme kann es dann zu Konflikten kommen.
Aber nicht nur innerhalb des eigenen Teams oder der eigenen Firma ist Rücksichtnahme wichtig. Immer mehr Unternehmen richten sich global aus. Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern oder Kunden aus anderen Kulturkreisen erfordert nicht nur interkulturelle Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit, Rücksicht nehmen zu können. Denn taktvolle Rücksichtnahme und Respekt gehen Hand in Hand – für eine wertschätzende Zusammenarbeit sind das wichtige Voraussetzungen.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist wichtig
Jetzt sollte nicht der Eindruck entstehen, dass es ausreicht, wo immer es geht, Rücksicht auf andere zu nehmen. Wer Rücksicht auf andere Personen nimmt, darf auch Rücksicht für sich selbst einfordern.
Falls du dir ausgenutzt vorkommst, ist das gefährlich. Einige neigen in einer derartigen Situation nämlich dazu, sich genauso rücksichtslos zu verhalten, wie es die anderen Menschen auch tun.
Damit setzt sich eine Spirale in Gang, die in vielen Fällen kein gutes Ende findet: Wenn keine Seite mehr nachgeben möchte und darauf beharrt, dass ihr Standpunkt durchgesetzt wird, wird es keine Kompromisse mehr geben. Im Gegenteil, auf diese Weise verschlechtert sich das gesamte Betriebsklima, was den täglichen Gang ins Büro nicht gerade erfreulich macht.
Gegenseitige Rücksichtnahme: So gelingt es
Rücksichtnahme auf beiden Seiten ist also nicht nur wünschenswert, sondern eine Voraussetzung dafür, dass wir ein unbeschwertes Leben führen. Es ist kein Geheimnis, dass man es leichter hat, wenn man freundlich und offen auf andere Menschen zugeht. Wenn du anderen Menschen mit mehr Rücksicht begegnen möchtest, solltest du auf folgendes achten:
Umgangsformen
Ein freundliches „Hallo“ oder „Guten Morgen“, wenn du das Büro betrittst, kann nicht schaden. Auch andere höfliche Umgangsformen, wie sich bei deinem Kollegen zu bedanken, wenn er dir deine Kopien aus dem Drucker mitbringt, oder einer Kollegin, die schwer bepackt die Tür öffnen möchte, zu helfen, sind Verhaltensweisen, die bestimmt gut in deinem Umfeld ankommen.
Damit zeigst du nämlich, dass du zur Rücksichtnahme fähig bist und dass es dir wichtig ist, die Menschen in deinem Umfeld respektvoll und wertschätzend zu behandeln.
Loyalität
Gerade im beruflichen Kontext geht das Rücksichtnahmegebot noch weiter. Denn es gehört zu den Pflichten, die sich aus deinem Arbeitsvertrag ergeben, dass du dich deinem Arbeitgeber gegenüber loyal zeigst.
Loyalität und Diskretion sind Eigenschaften, die sowohl dein Chef, als auch deine Kollegen schätzen. Denn Loyalität bedeutet, dass man sich in schwierigen Situationen auf dich verlassen kann. Und wer hätte denn nicht gerne solche Kollegen und Mitarbeiter?
Hilfsbereitschaft
Das Druckerpapier ist leer oder die Spülmaschine in der Kaffeeküche wieder voll? Das ist deine Chance, Rücksichtnahme zu beweisen. Denn kleine Handlungen, wie schnell mal eben das Papier nachfüllen oder die Spülmaschine ausräumen, sind schnell erledigt, zeigen aber, wie viel dir an deinen Mitmenschen liegt.
Verhalten
Gerade im Großraumbüro gibt es mehr als genug Gelegenheiten, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Daher solltest du hier besonders rücksichtsvoll agieren. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass du frittiertes Essen nicht an deinem Schreibtisch isst und damit alle Kollegen belästigst. Achte darauf, beim Telefonieren nicht zu laut zu sprechen. Musik und lautes Handyklingeln sollten ohnehin im Großraumbüro tabu sein. Das nicht nur aus Gründen der Rücksichtnahme, sondern auch im Hinblick auf deine eigene Produktivität.
Pünktlichkeit
Pünktlichkeit ist nicht nur ein Zeichen von Höflichkeit, sondern auch von Rücksichtnahme. Denn wenn du permanent zu spät zu Meetings kommst oder aber den Abgabetermin für deine Unterlagen ständig versäumst, ist das nicht nur ärgerlich für deine Kollegen. Du vermittelst ihnen mit diesem Verhalten auch, dass dir ihre Zeit egal ist – schließlich müssen sie sich ja nach dir und deinem Zeitplan richten. Das ist nicht nur rücksichtslos, sondern kann auch zu einem handfesten Konfliktthema im Team werden.
Auch Überpünktlichkeit gilt nicht gerade als rücksichtsvoll. Wenn du grundsätzlich 20 Minuten oder sogar noch länger vor dem vereinbarten Termin im Büro deines Kollegen sitzt, hältst du ihn von dem ab, was er eigentlich in dieser Zeit machen wollte. Deine Überpünktlichkeit ist vielleicht gut gemeint, sie setzt andere jedoch unter Druck – und ist damit das Gegenteil von Rücksichtnahme.
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