Eine Frau blickt in den Spiegel, was ist Selbstwahrnehmung?

Selbstwahrnehmung: Warum sie so wichtig ist und wie du sie verbessern kannst

Wer eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung hat, kennt sich gut. Er schätzt sich so ein, wie er tatsächlich ist – mit seinen Gedanken und Gefühlen, Impulsen und typischen Verhaltensweisen. Diese Art von Reflexion ermöglicht ein bewussteres Handeln. Das kann dir Vorteile im Job verschaffen und hilft dir, besser mit anderen zusammenzuarbeiten.

Was ist Selbstwahrnehmung? Definition und Bedeutung

Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit, sich selbst klar wahrzunehmen und realistisch einzuschätzen. Sie geht einher mit einem tiefen Verständnis für die eigenen Emotionen und Gedanken. Wer sich selbst gut wahrnimmt, kennt seine Beweggründe und kann seine Gefühle einordnen.

Die Selbstwahrnehmung ist nicht dasselbe wie das Selbstbild. Das Selbstbild ist die langfristige Vorstellung von sich selbst. Dieses Bild ist vergleichsweise stabil, denn es geht dabei darum, wer wir von Grund auf sind, welche Ansichten wir haben und zu welchen Verhaltensweisen wir neigen. Das Selbstbild spiegelt unsere Identität wider.

Ein Beispiel verdeutlicht, wo der Unterschied zwischen Selbstwahrnehmung und Selbstbild liegt: Jemand könnte von sich denken, er sei generell ein empathischer, hilfsbereiter Mensch. Das ist sein Selbstbild. Wenn jemand hingegen in einer bestimmten Situation erkennt, dass er in diesem Moment empathisch denkt und handelt, ist das das Resultat seiner Selbstwahrnehmung.

Wie sich eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung auswirkt

Von der Selbstwahrnehmung unterscheidet sich die Fremdwahrnehmung. Sie hängt davon ab, wie andere Menschen einen einschätzen. Selbst- und Fremdwahrnehmung können sich in gewissen Teilen oder auch weitgehend decken. Typischerweise gibt es aber kleinere oder größere Diskrepanzen. Manches sehen Außenstehende klarer, vor allem bei einer gestörten Selbstwahrnehmung. Es kann aber auch umgekehrt sein: Menschen mit einer guten Selbstwahrnehmung können sich wahrscheinlich besser einschätzen als andere das können.

Wer eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung hat, sieht sich so, wie er tatsächlich ist. Er ist sich darüber im Klaren, was er gut kann und wo seine Schwachstellen liegen. Weil er sich gut kennt, weiß er, wie er in bestimmten Situationen und auf bestimmte Trigger reagiert. Zugleich sieht er klar, wie sich sein Verhalten auswirkt: auf den Ausgang einer Situation oder auf die Gefühle anderer Menschen.

Eine gute Selbstwahrnehmung ist die Grundlage für persönliches Wachstum. Sie geht mit emotionaler Intelligenz einher und ermöglicht es, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es wird dadurch leichter, das eigene Verhalten in eine Richtung zu steuern, die mit den eigenen Vorstellungen, Wünschen und Zielen in Einklang steht.

Welche Rolle Selbstwahrnehmung im Job spielt

Im Job spielt Selbstwahrnehmung eine wichtige Rolle. Wie gut jemand darin ist, sich selbst einzuschätzen, wirkt sich zum Beispiel darauf aus, wie gut er mit anderen zusammenarbeiten kann. Für ein effektives Teamwork kommt es zum Beispiel darauf an, ob jemand gut kommunizieren kann. Das ist eher der Fall bei Menschen, die reflektiert sind. Eine gute Selbstwahrnehmung erleichtert die Zusammenarbeit und Absprache mit anderen. Sie kann helfen, Konflikten vorzubeugen, und zur Lösung von Problemen beitragen.

Auch auf die Karriere hat Selbstwahrnehmung Einfluss. Menschen, die ein gutes Gespür für sich in all ihren Facetten haben, erkennen zum Beispiel leichter, welche Stärken und Schwächen sie haben. Dadurch können sie sich eher realistische Ziele setzen. Und es fällt ihnen leichter, Pläne zu machen, die auch tatsächlich umsetzbar sind. Auf diese Weise hilft eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung dir dabei, im Job voranzukommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob du Karriere machen oder einfach nur gute Arbeit leisten möchtest.

Unerlässlich ist Selbstwahrnehmung für Beschäftigte mit einer Führungsrolle. Eine gute Führungskraft ist reflektiert: Sie kann einschätzen, wie sich ihr eigenes Verhalten auf die Mitarbeiter auswirkt oder auswirken kann. Vorgesetzte können ihre Vorbildfunktion eher erfüllen, wenn sie sich gut kennen. Dadurch fällt es ihnen womöglich auch leichter, sich in ihre Mitarbeiter hineinzuversetzen. Das sorgt für gute Beziehungen und kann helfen, die Zufriedenheit der Beschäftigten zu erhöhen – eine gute Ausgangslage für produktives Arbeiten und gute Leistungen.

Selbstwahrnehmung verbessern: So kannst du deine Selbstwahrnehmung entwickeln

Wer an seiner Selbstwahrnehmung arbeitet, legt damit den Grundstein für persönliches Wachstum. Die folgenden Ansätze können dir dabei helfen, dich besser kennenzulernen und einzuschätzen.

Bewusste Reflexion

Eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung ist das Ergebnis einer gründlichen, tiefgehenden Auseinandersetzung mit sich selbst. Dazu reicht es nicht, eine besonders aufreibende Situation Revue passieren zu lassen oder die Ursachen des Konflikts mit der Kollegin zu ergründen, auch wenn das ohne Frage hilfreich ist. Entscheidend ist, dass du deine Situation, Denkweisen und Gefühle so oft wie möglich beobachtest und analysierst. Dabei kann Tagebuchschreiben, inzwischen bekannt als Journaling, helfen. Du setzt dich damit automatisch mit dir selbst auseinander. Du kannst dir dabei auch bewusst Fragen stellen für eine bessere Selbstwahrnehmung, zum Beispiel:

  • Warum habe ich mich in der Situation so verhalten?
  • Was hat mich dazu bewegt, XY zu tun?
  • Warum habe ich so abweisend reagiert?
  • Hat sich mein Handeln mit meinen Überzeugungen gedeckt?

Wenn du noch eine Ebene tiefer gehen willst, kannst du deine notierten Gedanken im Anschluss noch einmal durchlesen und auf Muster hin analysieren. Auch Achtsamkeit ist sehr nützlich, um deine Selbstwahrnehmung zu verbessern. Wenn du achtsamer durchs Leben gehen möchtest, kann Achtsamkeitsmeditation ein guter Ausgangspunkt dafür sein. Geführte Meditationen, etwa über Apps oder auf YouTube, können den Einstieg erleichtern.

Andere Menschen um Feedback bitten

Eigene Reflexion ist für eine gute Selbstwahrnehmung das A und O. Ergänzend ist es hilfreich, andere Menschen um eine ehrliche Rückmeldung zu bitten. Wie nehmen sie dich wahr? Wo liegen deine Stärken und Schwächen? Was sind deine hervorstechenden Merkmale? Zu welchem Verhalten neigst du in bestimmten Situationen? Frage Menschen, die dich gut kennen, nach einem kritischen Feedback. Verteidige dich dabei nicht, sondern höre genau hin und überlege, was du aus diesen Informationen lernen kannst.

Persönlichkeitstests

Eine bessere Vorstellung von dir selbst kannst du auch über Persönlichkeitstests bekommen. Du findest mehr oder weniger detaillierte Tests vielfach kostenlos im Internet. Natürlich solltest du das Ergebnis nicht für bare Münze nehmen. Aufschlussreich kann trotzdem sein, was bei einem solchen Test herauskommt.

Eine verzerrte Selbstwahrnehmung erkennen

Viele Menschen haben zumindest bei manchen Aspekten eine verschobene Selbstwahrnehmung. Dann ist es wichtig, die verzerrte Selbstwahrnehmung zu erkennen und durch ein realistischeres Bild zu ersetzen. Dabei solltest du besonders auf Extreme achten, wenn du dich als sehr negativ oder ausnahmslos positiv einschätzt. Die Wahrheit liegt meist irgendwo in der Mitte. Um eine gestörte Selbstwahrnehmung zu erkennen, ist es auch hilfreich, mit anderen Menschen zu sprechen. Dadurch fällt es auf, wenn sich Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht decken.

Professionelle Begleitung durch einen Coach

Um die Selbstwahrnehmung zu verbessern, kann die Unterstützung eines Coaches oder durch eine Therapie hilfreich sein. Mit einem Coach oder Therapeuten kannst du in die Tiefe gehen und dich in all deinen Facetten analysieren. Gemeinsam könnt ihr auch daran arbeiten, eine mögliche verschobene Selbstwahrnehmung aufzudecken.

Herausforderungen bei der Selbstwahrnehmung

Sich selbst realistisch einzuschätzen, kann sich in vielen Bereichen des Lebens lohnen, aber es ist oft gar nicht so einfach. Es gibt verschiedene Hindernisse und Herausforderungen, die einer ausgeprägten Selbstwahrnehmung im Weg stehen könnten.

Es könnte zum Beispiel sein, dass du eine gestörte Selbstwahrnehmung hast. Du siehst dich zu negativ oder zu positiv, du verschließt die Augen vor bestimmten Verhaltensweisen oder interpretierst Verhaltensmuster falsch. Wenn du dich besonders positiv oder negativ einschätzt, kann das ein Hinweis auf eine verzerrte Selbstwahrnehmung sein. In solchen Fällen ist es wichtig, die eigenen Annahmen kritisch zu hinterfragen.

Vielleicht gibt es auch Aspekte von dir selbst, mit denen du dich überhaupt nicht befassen möchtest. Das kann zum Beispiel Verhaltensweisen und Erfahrungen betreffen, die schmerzhaft für dich sind. Der Wunsch, unangenehme Gefühle oder Gedanken tief zu vergraben, ist natürlich. Es ist aber wichtig, dass du dich damit auseinandersetzt, wenn du dich besser kennenlernen möchtest.

Wenn die Reflexion keine Verhaltensänderung bewirkt

Es kann auch sein, dass du das Feedback anderer nicht ausreichend beachtest. Die Fremdwahrnehmung kann sehr nützlich sein: Nicht alles davon mag stimmen, aber manchmal fallen anderen Dinge auf, vor denen wir die Augen verschließen.

Ebenso kann es passieren, dass du dich zwar mit dir befasst, aber aus deinen Erkenntnissen keine Schlüsse ziehst. Du handelst trotzdem impulsiv, ohne groß nachzudenken, und wiederholst immer wieder dieselben Muster. Damit die Selbstwahrnehmung zu einer Verhaltensänderung führt, ist es wichtig, achtsamer zu sein und innezuhalten, bevor du etwas sagst oder tust.

Auch soziale Normen und die Erwartungen anderer Menschen können deine Selbstwahrnehmung stören. Menschen möchten instinktiv zu einer Gruppe dazugehören. Sie wünschen sich, dass andere sie mögen und akzeptieren. Das kann dazu führen, dass ihnen die Anpassung wichtiger ist als ihre tiefen Gefühle und Überzeugungen. Eine ehrliche Selbstwahrnehmung ist unter diesen Umständen kaum möglich.

Eine gute Selbstwahrnehmung als Helfer bei der Karriere

Eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung kann nützlich für das berufliche Vorankommen sein. Je besser du dich kennst, desto realistischer kannst du deine Optionen ausloten. Es fällt dir leichter, dir Ziele zu setzen, die deinen tieferen Wünschen entsprechen und die zugleich tatsächlich machbar sind.

Mit einer guten Selbstwahrnehmung kannst du deine Stärken optimal nutzen. Zum Beispiel bei Bewerbungen: Im Anschreiben kannst du das in den Vordergrund rücken, was am meisten für dich spricht. Du kannst den Lebenslauf so gestalten, dass er deine Stärken widerspiegelt. Im Vorstellungsgespräch werden deine Gesprächspartner merken, dass du dich intensiv mit dir selbst auseinandergesetzt hast. Das kommt immer gut an, weil es im Berufsalltag hilfreich ist, und kann deine Chancen verbessern.

Im Job selbst hilft dir Selbstwahrnehmung dabei, den richtigen Weg zu finden und konsequent zu verfolgen. Du stellst damit eher fest, wenn du von diesem Weg abgekommen bist, und kannst rechtzeitig gegensteuern. Die Wahrscheinlichkeit, dass du deine beruflichen Ziele erreichst und dich weiterentwickelst, ist unter diesen Umständen groß.

Vielleicht stellst du dank einer ausgeprägten Selbstwahrnehmung auch irgendwann fest, dass dein Job oder sogar der Beruf nicht der richtige für dich ist. Das ist eine wertvolle Erkenntnis, vor der du nicht die Augen verschließen solltest. Wenn du zugleich weißt, was du willst, und das damit abgleichst, was realistisch ist, kannst du dir einen Plan machen, der dich voranbringt. Das erhöht nicht zuletzt deine Zufriedenheit mit dir selbst und deinem Leben.

Wie sich Selbstwahrnehmung auf Teamarbeit auswirken kann

Ob Menschen sich gut einschätzen können und ihre Gedanken und Gefühle klar wahrnehmen, hat Auswirkungen darauf, wie sie mit anderen zusammenarbeiten. In diesem Sinne ist eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung eine wichtige Grundlage für Teamarbeit. Menschen mit guter Selbstwahrnehmung sehen nicht nur ihre eigenen Limitationen und Potenziale, sondern auch die der Gruppe. Das kann sich positiv auf die Ergebnisse der Zusammenarbeit auswirken.

Wenn die Beteiligten reflektiert sind, können sie realistische Ziele setzen und realistische Pläne machen. Sie wissen, wo ihre Stärken liegen und wo jemand anderes möglicherweise besser dazu geeignet wäre, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Dadurch kann so geplant werden, wie es am besten für das Ergebnis ist. Gemeinsam können die Kollegen ihre Stärken bündeln und die Schwächen einzelner Beteiligter durch das Engagement der Gruppe kompensieren.

Bei der Zusammenarbeit unter Kollegen können Konflikte auftreten. Mit einer guten Selbstwahrnehmung ist es leichter, die Ursachen dafür klar zu sehen. Das erlaubt im Umkehrschluss, den Konflikt so zu lösen, dass alle damit zufrieden sind. Selbstwahrnehmung macht darüber hinaus gute Beziehungen grundsätzlich wahrscheinlicher.

Gefragt ist eine gute Selbstwahrnehmung natürlich auch in der Führung eines Teams. Wer Zugang zu seinen Gedanken und Gefühlen hat, kann sich besser auf seine Mitarbeiter einstellen. Dadurch ist es leichter, Beschäftigte zu motivieren, aber auch, sie individuell zu fördern und ihnen Herausforderungen zu geben, an denen sie wachsen können.

Selbstwahrnehmung: Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Selbstwahrnehmung ist die menschliche Fähigkeit, sich realistisch einzuschätzen. Sie ermöglicht einen guten Zugang zu Gedanken und Gefühlen. Wer eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung hat, sieht sich klarer mit seinen verschiedenen Facetten, Stärken und Schwächen. Das ist die Grundlage für persönliches Wachstum und spielt auch im Job eine wichtige Rolle. Reflektierte Menschen können besser mit anderen zusammenarbeiten, sich besser organisieren und sich realistische Ziele setzen. Das macht Selbstwahrnehmung zum Karrierefaktor. Besonders für Führungskräfte ist eine gute Selbstwahrnehmung unerlässlich.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Selbstwahrnehmung zu verbessern. Bewusste Reflexion ist dabei das A und O. Dabei kann Journaling helfen. Oder du stellst dir Fragen, die dich zum Nachdenken anregen. Auch das Feedback von anderen Menschen ist oft hilfreich. Herausforderungen und Hindernisse können die Selbstwahrnehmung erschweren. Das wäre etwa bei einer gestörten Selbstwahrnehmung der Fall oder wenn jemand die Augen vor unangenehmen Wahrheiten verschließt.

Bildnachweis: Arthur Bargan / Shutterstock.com


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