Teilzeitfalle: Warum Frauen besonders häufig betroffen sind
Wenn Paare Kinder bekommen, übernehmen Frauen häufig einen Großteil der Erziehungs- und Hausarbeit und schrauben dafür im Job zurück. Schnell landen sie so in der Teilzeitfalle. Lesen Sie, was das konkret bedeutet, welche Folgen diese Falle hat und welche Auswege es gibt.
Teilzeitfalle: Was bedeutet sie?
Kindererziehung und Care-Arbeit ist in Deutschland immer noch Frauensache. Männer, die in Teilzeit arbeiten, weil sie sich um ihre Familie kümmern möchten, sind in der Minderheit. Selbst Väter, die ein Jahr in Elternzeit gehen, gelten immer noch als Ausnahme.
In der deutlichen Mehrzahl der Fälle bleibt die Frau zuhause, kümmert sich um den Haushalt und die Kinder und kehrt allenfalls in Teilzeit wieder in den Beruf zurück. In Teilzeit arbeitet sie häufig so lange, bis die Kinder selbstständig oder sogar ganz aus dem Haus sind.
Wenn sie dann wieder in eine Vollzeitposition wechseln möchte, schnappt die Teilzeitfalle zu. Denn viele Frauen erhalten von ihrem Arbeitgeber gar nicht mehr die Chance, nach vielen Jahren in Teilzeit wieder in den alten Vollzeitjob zurückzukehren.
Wer jahrelang nur teilweise beruflich tätig war, hat in der Regel keine Aufgaben erhalten, bei denen er sich profilieren konnte oder namhafte Kunden betreut, die sich gerne auch mal nach Dienstschluss melden. Auch Fort- oder Weiterbildungen erhalten Frauen in Teilzeit eher selten. Das alles führt dazu, dass sie in der Teilzeitfalle festsitzen und nur schwer wieder den Ausweg in die Vollzeittätigkeit finden.
Brückenteilzeit: Ausweg aus der Teilzeitfalle?
Mit dem Gesetz zur Brückenteilzeit, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat, ist es Mitarbeitern, die ihre Arbeitszeit reduzieren, möglich, später wieder im vorherigen Umfang zu arbeiten.
Um dieses Recht auf Rückkehr in die Vollzeitposition zu haben, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen vorliegen. So muss der Mitarbeiter im Voraus festlegen, für welchen Zeitraum er in Teilzeit arbeiten will.
Gerade für Frauen, die wegen der Kindererziehung in eine Teilzeitbeschäftigung wechseln wollen, ist das sehr schwierig. Denn die Brückenteilzeit darf maximal fünf Jahre betragen. Gerade wenn sich die Familie für mehrere Kinder entscheidet, dürften fünf Jahre in Teilzeit zu wenig sein.
Aber noch eine weitere Voraussetzung der Brückenteilzeit führt zur Teilzeitfalle: Damit das Gesetz Anwendung findet, müssen mindestens 45 Beschäftigte im Betrieb arbeiten. Frauen, die bei einem kleinen Arbeitgeber beschäftigt sind, landen also häufiger in der Teilzeitfalle.
Die Folgen der Teilzeitfalle
Für die betroffenen Frauen bedeutet die Teilzeitfalle, dass sie während ihres Erwerbslebens deutlich weniger Geld verdienen als Männer. Das Ergebnis: Frauen, die während ihres Berufslebens einen erheblichen Zeitraum in Teilzeit gearbeitet haben, sind im Alter häufig von Altersarmut betroffen – wer weniger in die Rente einbezahlt, erhält später eben auch weniger Bezüge.
Auch die Karriere kann unter der Teilzeitfalle leiden: Wenn sich Frauen um Kinder kümmern, sind sie häufig weniger flexibel. Wenn die Kita schließt, müssen sie eben vor Ort sein und ihr Kind abholen. Und wenn der Nachwuchs krank ist, sind es ebenfalls häufig die Mütter, die zuhause bleiben und sich um das kranke Kind kümmern. Eine Beförderung ist in diesem Fall eher unwahrscheinlich.
Noch dazu müssen sich diese Frauen häufig mit dem Vorurteil auseinandersetzen, dass sie gar keine Karriere machen möchten und sich lieber um Kinder und Haushalt kümmern.
Auswege aus der Teilzeitfalle
Es gibt einige Maßnahmen, die besonders Frauen dabei helfen, der Teilzeitfalle zu entkommen:
- Betreuungsangebote schaffen: Wenn Kinder besser und zuverlässiger betreut werden, können Mütter entspannter arbeiten und auch einmal flexibel auf spontane Anfragen des Arbeitgebers eingehen. Sie können damit zeigen, dass Arbeit in Teilzeit nicht automatisch bedeutet, dass sie nur noch Dienst nach Vorschrift machen kann.
- Rollenbilder überdenken: Paare sollten darauf hinarbeiten, die Hausarbeit und die Kindererziehung gleichberechtigt zu verteilen. So hätten viele Frauen die Möglichkeit, weiterhin in Vollzeit zu arbeiten. Der gefürchtete Karriereknick kann so ausbleiben.
- Echten Anspruch auf Rückkehr in Vollzeit möglich machen: Arbeitgeber sollten außerdem Frauen, die für einen unbestimmten Zeitraum in Teilzeit gehen, eine echte Möglichkeit geben, später wieder in Vollzeit zurückzukehren. Das können Arbeitgeber ganz unabhängig von den gesetzlichen Vorschriften tun und sich damit sogar einen Vorteil verschaffen – denn in Deutschland herrscht weiterhin ein großer Fachkräftemangel. Daher lohnt es sich, gut ausgebildete Frauen zu fördern und ihnen aus der Teilzeitfalle zu helfen.
- Flexible Arbeitsmodelle implementieren: Arbeitgeber können die Arbeitszeiten flexibel gestalten und Mitarbeitern das Homeoffice ermöglichen. In einigen Unternehmen finden zum Beispiel keine wichtigen Besprechungen mehr nach 15 Uhr stattfinden. So haben auch Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten, die Chance, mit den Entwicklungen im Unternehmen Schritt zu halten.
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