Umschulung & Quereinstieg: Das sind deine Möglichkeiten

Beschäftigte stellen immer wieder fest, dass sie vermutlich nicht bis ans Ende ihres Erwerbslebens in ihrem aktuellen Beruf arbeiten möchten oder können. Dann bietet sich eine Umschulung oder ein Quereinstieg in eine andere Branche an. Welche Voraussetzungen du dazu mitbringen solltest und welche Möglichkeiten es gibt, kannst du hier nachlesen.

Umschulung oder Quereinstieg: der Ablauf

Bei einer Umschulung lernen Beschäftigte neue Fertigkeiten, die sich im Unterschied zu einer Fort- oder Weiterbildung jedoch nicht auf den aktuellen oder erlernten Beruf beziehen. Ganz im Gegenteil: Bei einer Umschulung geht es gerade darum, dass die Arbeitnehmer einen neuen Beruf erlernen.

Bei einem Quereinstieg absolvieren Personen dagegen keine Umschulung. Sie sind zum Beispiel durch ein Studium in gewisser Weise für den Beruf qualifiziert. So stellen zum Beispiel Personaldienstleister Hochschulabsolventen mit einem Abschluss in ganz unterschiedlichen Fachrichtungen ein. Für den Arbeitgeber ist es lediglich wichtig, dass die Person ein Studium abgeschlossen hat. Denn damit zeigt sie, dass sie in der Lage ist, sich eigenständig auf Herausforderungen vorzubereiten.

Auch in anderen Berufen werden Quereinsteiger eingestellt. So braucht man zum Beispiel für die Tätigkeit in einem Call-Center nicht zwingend eine spezifische Ausbildung. Häufig üben Studenten diesen Job aus, weil er relativ schnell erlernt werden kann. Auch für Helfertätigkeiten in der produzierenden Industrie werden immer wieder Quereinsteiger gesucht, da auch diese Jobs durch ein kurzes Training relativ schnell vermittelt werden können. Eine mehrjährige Berufsausbildung ist für einfache Helfertätigkeiten nicht nötig.

Durch einen Quereinstieg statt durch eine Umschulung in den jeweiligen Beruf zu starten, hat den Vorteil, dass eine längere Qualifizierung entfällt. Je nach Tätigkeitsfeld kann eine Umschulung zwei Jahre oder länger dauern. Quereinsteiger können sich diesen Schritt sparen. Sie können ohne lange Vorbereitungszeit sofort anfangen zu arbeiten. Gerade Personen, die Jobs als Quereinsteiger annehmen, sollten jedoch folgendes bedenken: Die Chancen, in dem Beruf Karriere zu machen, sind als ungelernte Kraft relativ gering.

Möglichkeiten für Quereinsteiger ohne Umschulung

Wie bereits kurz angesprochen, ist der Quereinstieg jedoch nicht nur als Helfer möglich. Gerade Personen mit einem abgeschlossenen Studium haben häufig gute Chancen, auch ohne Umschulung über einen Quereinstieg an einen interessanten Job zu kommen. Wer diesen Weg wählt, muss natürlich im Jobinterview überzeugen. Denn relevante Berufserfahrung für die Tätigkeiten bringen diese Personen nicht mit. Mit der richtigen Vorbereitung klappt jedoch auch der Einstieg als Quereinsteiger. Schau dir dazu einfach unsere zahlreichen Tipps für die Bewerbung an.

Besonders wenn du dich in einer noch jungen Branche bewirbst, kannst du es auch über den Quereinstieg ohne Umschulung schaffen. Gerade die neueren, digitalen Berufe können viele Personen ohne entsprechende vorherige Ausbildung erledigen. Hier kommt es eher auf die eigene Kreativität und das Verständnis der Materie an.

Vor allem diese Berufe können sich für den Quereinstieg ohne Umschulung anbieten:

Content Producer: Wer ein Gespür dafür hat, was die jeweilige Zielgruppe im Netz sehen, lesen und hören möchte, kann es in diesem Bereich versuchen. Es gibt zwar Ausbildungen, die auf diesen Beruf vorbereiten, jedoch sind diese selten staatlich oder offiziell reglementiert. Das bedeutet, dass auch eine entsprechende Ausbildung nicht zwingend für den späteren Beruf qualifiziert. Das wissen auch viele Arbeitgeber und geben daher Personen eine Chance, die im Gespräch überzeugen können. Wer zusätzlich Erfahrungen in einer Netz-Community, zum Beispiel als Moderator oder mit einem eigenen Blog nachweisen kann, ist im Vorteil.
Product Manager: Auch in diesem Berufsfeld kommt es mehr auf die praktischen Fähigkeiten als auf den theoretischen Unterbau an. Aus diesem Grund ist auch hier ein Quereinstieg ohne Umschulung oder vorangehende Ausbildung denkbar. Personen, die in diesem Bereich arbeiten, haben ganz unterschiedliche berufliche Wege hinter sich. Angefangen bei kaufmännischen Ausbildungen über ein BWL-Studium bis hin zu einem Abschluss als Jurist. Das zeigt schon, dass es als Product Manager mehr auf die tatsächlichen Fähigkeiten als auf eine konkrete Ausbildung oder ein Studium ankommt.
Vertriebsmitarbeiter: Auch hier zählt überwiegend das Verhandlungsgeschick, weshalb sich auch die Tätigkeit als Vertriebler für den Quereinstieg oder eine Umschulung anbietet. Der Verkaufserfolg zählt für die meisten Chefs mehr als eine kaufmännische Ausbildung oder ein Studium. Wobei Personen mit einem kaufmännischen Hintergrund ganz gute Chancen als Quereinsteiger haben dürften. Denn im Vertrieb geht es häufig auch um Preisverhandlung und Kalkulation. Aber auch das lässt sich im training on the job lernen. Interessierte Quereinsteiger sollten also unbedingt ihr Glück versuchen.

Diese Berufe entfallen für Quereinsteiger

Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Berufen, für die der Quereinstieg nicht möglich ist. Wer sich für den Beruf des Erziehers oder der Erzieherin interessiert, muss zum Beispiel unbedingt eine entsprechende Umschulung durchlaufen. Denn dieser Beruf ist stark geregelt. Was auch gut so ist, schließlich üben Erzieherinnen und Erzieher sehr wichtige Aufgaben aus und sind für das Wohl der Kleinsten verantwortlich.

Daneben gibt es diejenigen Berufe, die zu den gesetzlich geschützten Berufsbezeichnungen gehören. Das bedeutet, dass Personen nur dann in diesem Beruf arbeiten dürfen, wenn sie eine entsprechende Ausbildung oder ein spezifisches mehrjähriges Studium in dem jeweiligen Feld nachweisen können. Im Rahmen einer Umschulung können diese Berufe nur selten erlernt werden. Ein Quereinstieg ist unmöglich: Personen, die eine geschützte Berufsbezeichnungen führen, ohne die entsprechende Ausbildung nachweisen zu können, machen sich sogar strafbar. Geregelt ist das in § 132a Strafgesetzbuch (StGB).

Zu den reglementierten Berufen, die eine entsprechende Ausbildung voraussetzen, gehören:

Arzt
Psychotherapeut
Apotheker
Ingenieur
Rechtsanwalt
Steuerberater
Wirtschaftsprüfer
Meister (im Handwerk)
Geselle (im Handwerk)

Möglichkeiten der Umschulung

Personen, für die sich ein Quereinstieg nicht anbietet, können es mit einer Umschulung versuchen. Der Vorteil bei diesem Vorgehen: Nach erfolgreich abgeschlossener Umschulung haben die Absolventen eine Bescheinigung in der Hand, mit der sie ihre Kenntnisse bei ihrer Bewerbung belegen können. Wer sich dagegen für den Quereinstieg entscheidet, kann häufig keine berufsbezogenen Kenntnisse nachweisen.

Die Umschulung kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen:

bei einem staatlichen Träger
bei einem privaten Träger
direkt beim Arbeitgeber

Die dritte Option bei einer Umschulung hat den Vorteil, dass Umschüler meist eine kleine Vergütung bekommen. Das mindert zumindest ein wenig den Druck, während der Umschulung noch zusätzlich den Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Allerdings ist die Vergütung in vielen Fällen sehr gering, so dass sich Umschüler rechtzeitig nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung einer Umschulung umsehen sollten.

Umschulung finanzieren: Diese Optionen gibt es

Abhängig von den individuellen Voraussetzungen kann die Umschulung von verschiedenen Stellen gefördert werden. Arbeitnehmer, die eine Umschulung anstreben, weil sie gesundheitliche Probleme haben und daher nicht ihr gesamtes Berufsleben in diesem Job arbeiten können, können sich an die Unfallversicherung oder die Rentenkasse wenden.

Personen, die dagegen in einem Berufsfeld mit schlechten Aussichten arbeiten, sollten den Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit oder zum Jobcenter suchen. Diese Institutionen fördern häufig Umschulungen, wenn klar ist, dass der Interessent früher oder später von Arbeitslosigkeit bedroht sein wird. Wenn du dich auf das Gespräch mit dem Sachbearbeiter umfassend vorbereiten möchtest, findest du in dem Artikel Umschulung Arbeitsamt nützliche Informationen.

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